Diabetes bei Kindern
Diabetes bei Kindern kann eine große Herausforderung sein. Wir geben Ihnen Tipps und Informationen an die Hand.
Geschichten, die berühren – wir begleiten Sie
Eine Diabeteserkrankung im Kinderalter kann sowohl für die Kinder als auch für die Eltern herausfordernd sein. Wir möchten Sie nicht allein lassen und haben hilfreiche Informationen und Tipps zusammengestellt.
Die 11-jährige Sophie hat ebenfalls Diabetes Typ 1 und nimmt Sie mit auf ihre Reise.
Wir klären auf: Was wird unter dem Tellermodell verstanden? Welche Bedeutung hat das Gewicht bei Diabetes? Und was gilt es bei Schulausflügen zu beachten? All das und noch vieles mehr erfahren Sie hier.
Sophie und ihr Umgang mit Diabetes Typ 1
Sophie ist inzwischen schon in der 6. Klasse. Dass sie Diabetes Typ 1 hat, sieht man und merkt man ihr nicht an. Als sie auf die weiterführende Schule kam, musste sie zwar bei der Anmeldung angeben, dass sie Diabetes hat und es auch den Lehrern sagen, aber das ist ok. Denn „nur“, weil sie Diabetes hat, braucht sie ja keine Extra-Behandlung. Sie kann ganz normal zum Sportunterricht, bei Ausflügen mitmachen und nun ist sogar eine dreitätige Klassenreise geplant. Sophie freut sich schon darauf.
Es ist gut, dass Kinder aktiv sind und ihr Leben entdecken möchten. Umso wichtiger ist es, dass die Diabetes-Schulung recht frühzeitig mit den Kindern besprochen wird und diese verstehen, was Diabetes ist, wie sie Blutzuckermessungen alleine durchführen und wie der Insulin-Pen anzuwenden ist. Je weniger „Drama“ um diese Dinge gemacht wird, desto einfacher werden es gerade Kinder, die auf dem Sprung in die Pubertät sind, im Alltag umsetzten. Und das ist wichtig.
Erfahren Sie mehr zu Diabetes im Kinderalter
Das Tellermodell
Das Tellermodell ist ein einfaches Orientierungsmodell, damit Sophie, aber auch ihre Familie und Freunde, schnell und einfach checken können, ob sie eine gesunde und ausgewogene Lebensmittelauswahl treffen.
Aber um das Tellermodell anwenden zu können, muss Sophie wissen, welche Lebensmittel zu Gemüse (und Obst), welche zur Sättigungsbeilage und welche zu den eiweißhaltigen Lebensmitteln zählen.
Gemüse (und Obst) ist sicher noch recht einfach. Die Fachleute sagen auch manchmal wasserreiche Kohlenhydratlieferanten dazu. Klingt kompliziert, aber so erkennt Sophie, dass sie bei dieser Gruppe hinschauen muss. Als Diabetikerin muss sie sich mit den Kohlenhydraten besonders gut auskennen, denn insbesondere beim Obst muss Sophie wissen, wieviel sie in ihre Mahlzeiten einplant, um gut mit ihrem Insulinmanagement für den Tag zurechtzukommen.
Zu den Lebensmitteln „Sättigungsbeilage“ wird auch "wasserarme Kohlenhydrate" gesagt. Damit hört Sophie schon, dass es hier um Lebensmittel geht, die sie als Diabetikerin gut kennen und mengenmäßig im Blick behalten muss. Wasserarme Kohlenhydrate sind alle Lebensmittel, die aus Getreide hergestellt sind (Mehl, Brot, Nudeln, Kuchen u.v.m.), auch Kartoffeln und Zuckerhaltige Lebensmittel gehören zu den wasserarmen Kohlenhydraten.
Eiweißhaltige Lebensmittel sind meist Lebensmittel, die vom Tier kommen (Fleisch, Fisch Eier, Milch/Milchprodukte). Aus dem vegetarischen Bereich zählen die Hülsenfrüchte dazu.
Fette sieht man in dem Tellermodell erst einmal gar nicht, trotzdem gehören Fett in eine gesunde Ernährung und brauchen bei Diabetes auch nicht extra in die Insulinberechnung einbezogen werden. Die Fette finden sich im Tellermodell im Dressing für den Salat oder der Soße, die aus dem Fett zum Anbraten zubereitet wurde.
Sophie hat gelernt, dass sie, um ihren Diabetes gut im Griff zu haben, neben ihrem Basisinsulin auch zu jeder Mahlzeit eine Insulineinheit spritzen muss.
Auch wenn Sophie mit ihrem Pen oder der Insulin-Pumpe in Kombination mit dem Blutzuckermessgerät jederzeit in der Lage ist, Mahlzeiten zu essen und entsprechend zu spritzen, wissen wir, dass eine Planung der Mahlzeiten im Alltag sinnvoll ist. Regelmäßige Mahlzeiten für Schulkinder sollten alle drei Stunden eingeplant werden. Ein Frühstück vor der Schule gegen 6:30 bis 7 Uhr, die Pausenmahlzeit gegen 10 Uhr, die Mittagsmahlzeiten zwischen 12:30 und 13:30 Uhr und ein Abendessen gegen 18 bis 19 Uhr. Ein kleiner Snack nach den Hausaufgaben oder auch als Spätmahlzeit müssen in der Insulintherapie angepasst werden.
Wird die Mahlzeitenstruktur mit dem Tellermodell kombiniert und für alle Mahlzeiten bis angewendet, kann Sophie einfach und unkompliziert eine gesunde Ernährung im Alltag umsetzen.
Für den Snack gibt es übrigens auch ein Tellermodell, nur das besteht aus einem einzelnen gedachten Strich auf dem Teller, der diesen in zwei Teile teilt. Das heißt ein Nachmittagssnack sollte aus zwei gleichen Teilen bestehen: dem Kohlenhydrat- und dem Eiweißteil: Etwas Obst mit einem kleinen Joghurt, ein kleines Stück Schokolade und ein Glas Milch. Ein Fruchtjoghurt besteht übrigens schon aus den zwei Teilen, denn der viele Zucker im Fertigjoghurt entspricht dem Kohlenhydrat-Anteil der zu dieser Mahlzeiten in Ordnung wäre. Hier gilt aber vorwiegend der Blutzuckerwert und das Insulinkonzept, um zu bestimmen, wie groß diese Snackmahlzeit ausfallen kann.
Schulausflüge sind ein besonderes Highlight im Schulalltag. Sophie hat in der Diabetes-Schulung und im Alltag zusammen mit ihren Eltern gelernt, wie das Blutzuckermessen und das Spritzen geht. Beim Matheunterricht ist sie inzwischen ein Profi, weil sie durch den Diabetes gelernt hat „mal schnell“ das Korrekturinsulin zu berechnen.
Bei Schulausflügen ist es aber wichtig, dass die Lehrerin oder der Lehrer informiert sind. Ebenso sollten die Klassenkameraden wissen, dass Sophie Diabetes hat und sich täglich mehrmals spritzen muss. Das Insulin sowie die Mess- und Spritzgeräte gehören dabei ausschließlich in Sophies Hände oder die der informierten Begleitpersonen. Wenn Sophie unsicher ist, ob sie alles gut allein hinbekommt, sollte Sophies Mama den Ausflug als Aufsichtsperson begleiten dürfen.
Bei Sophie ist die Pubertät schon voll im Gange. Auch wenn sie erst 11 Jahre alt ist, merken alle, dass sich vieles verändert. Sophie will viel selbständiger werden, es ist also wichtig, dass sie, sollte der Diabetes schon länger bestehen, immer gut in alle notwendigen Maßnahmen einbezogen wird. Oft beginnt mit der frühen Pubertät eine Gewichtszunahme, die erst einige Zeit später mit einem entsprechenden Längenwachstum ausgeglichen wird. Diese pubertäre Gewichtszunahme hat nicht damit zu tun, dass Sophie dick wird.
Jetzt ist die Unterstützung der Familie für Sophie wichtig, auch wenn sie gerade selbständiger werden will. Aber gemeinsame entspannte Hauptmahlzeiten in der Familie, gemeinsame Familienaktivitäten und das wertschätzende Miteinander unterstützen Sophie, diese neue Zeit in ihrem Leben mit dem Diabetes gut zu bewältigen.
Normalerweise dürfen wir davon ausgehen, dass der Blutzuckerspiegel beim Sport, beim Toben und nach sehr anstrengenden Aktivitäten in der folgenden Nacht sinken wird.
Der gesunde Organismus hat genau abgestimmte Abläufe, um genug Energie in Form von Zucker in der Muskelzelle zur Verfügung zu stellen, ohne dass es dabei zu einer Unterzuckerung kommt.
Dies ist bei Sophie ganz anders. Sie muss beim Sport genau darauf achten, dass sie nicht unterzuckert. Wenn Sophie regelmäßig zum Training geht, plant sie daher eine etwas geringere Menge Insulin ein, um den Muskelzellen mehr Energie zur Verfügung zu stellen. Oder sie isst einfach mehr Kohlenhydrate an Sporttagen. Oft sind auch beide Maßnahmen sinnvoll. Gerade bei ungeplanten Aktivitäten gilt als Faustformel: zwei Einheiten Kohlenhydrate pro Stunde mehr essen.
Da es aber sehr individuell ist, probiert Sophie aus, welche Zusatz-Kohlenhydrate sie z. B. zum Toben braucht.
Tipp: Hypoglykämien (Unterzuckerungen) sind beim oder nach dem Sport schwieriger zu erkennen, weil Schwitzen, Herzklopfen oder weiche Knie auch vom Sport kommen können. Auch das Schlappheitsgefühl nach dem Sport kann ganz normal oder ein Zeichen einer Hypoglykämie sein. Ein Anzeichen für eine Hypoglykämie ist, wenn normale Bewegungen mit einmal bewusst gesteuert werden müssen und nicht flüssig ablaufen.