München, 03.07.2020

Bequeme Kleidung, eine Gymnastikmatte, einen Besenstiel, eine Trinkflasche, einen Ball, eine Stoppuhr und ein Smartphone: Mehr braucht es nicht für ein effektives Kurztraining mit Theresa Stoll, Deutschlands aktuell bester Judoka in der Gewichtsklasse bis 57 kg.

2019 hat sie ihren vierten Deutschen Meistertitel in Folge erzielt und sich für die Olympischen Spiele qualifiziert. Am 27.07.2020 hätte ihr erster Einzel-Wettkampf statt-gefunden. Vorab wäre die Weltranglisten-Neunte beim Mobil Krankenkasse-Lauftreff mitgelaufen. Denn seit Beginn der Pandemie geht sie mit ihrer Zwillingsschwester Amelie, ebenfalls erfolgreiche Judoka, noch intensiver laufen als zuvor. Ende April haben die Schwestern erstmals einen Halbmarathon bewältigt.

Weil der Lauftreff wegen Covid-19 noch nicht wieder stattfindet, hat Theresa Stoll, die nebenbei im neunten Semester Medizin an der TU München studiert, ein Zirkeltraining mit acht Übungen à 30 Sekunden gedreht. Dieses kann jeder unkompliziert zu Hause durchführen – im gewünschten Tempo, ein Mal oder mit mehreren Wiederholungen.

 

Theresa Stoll jubelt
Theresa Stoll © IJF (International Judo Federation)
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Interview: sieben Fragen an Deutschlands Olympiahoffnung im Judo, Theresa Stoll

Wie hast du die Zeit der Kontaktbeschränkung als Sportlerin erlebt? Wie hast du als sogenannte Kontaktsportlerin in diesen Wochen trainiert?

„Es war auf jeden Fall eine Umstellung für mich. Normalerweise sind wir im Judo für Trainingskämpfe auf viele verschiedene Partner angewiesen. Durch Covid-19 mussten wir das Training umgestalten. Ich habe weiterhin zwei Mal täglich trainiert, aller-dings vor allem gemeinsam mit meiner Zwillingsschwester Amelie. In der akuten Phase lag unser Fokus auf Kraft- und Ausdauertraining. Amelie und ich sind in der Zeit sehr viel laufen gegangen. Ende April haben wir unseren ersten Halbmarathon geschafft. Judo konnte ich während der Kontaktbeschränkung nur mit ihr trainieren. Da lag der Schwerpunkt vor allem auf dem Techniktraining. Mittlerweile trainieren wir wieder in kleineren Gruppen.“

Wie ging es dir als du erfahren hast, dass dein erster Auftritt bei den Olympischen Spielen um ein Jahr verschoben wird?

„Anfangs war ich natürlich sehr enttäuscht, denn man bereitet sich so lange auf dieses besondere Event vor. Alles ist geplant und darauf ausgerichtet – Wettkämpfe, Trainingslager, ein geplantes Urlaubssemester für diesen Sommer und natürlich vor allem die mentale Vorbereitung. Als Olympia 2020 abgesagt wurde und noch nicht feststand, dass die Wettkämpfe verschoben werden, wusste ich erst einmal nicht mehr, wofür ich gerade überhaupt trainiere. Da nahm ich mir ein paar Tage eine Auszeit vom Training, um mich mental auf die neue Situation umzustellen. Jetzt, da der neue Termin feststeht, liegt mein Fokus wieder voll auf Olympia 2021 und das ist meine neue Motivation, jeden Tag im Training alles zu geben.“

Hast du dir ein neues sportliches Ziel für 2020 gesetzt?

„Normalerweise können wir nie so lange am Stück in Ruhe zu Hause trainieren, da über das gesamte Jahr verteilt viele internationale Wettkämpfe anstehen – die Olympiaqualifikation dauert insgesamt nämlich zwei Jahre. Die ersten internationalen Wettkämpfe sind wieder ab September 2020 geplant. Aufgrund der Pandemie muss aber kurzfristig entschieden werden, ob sie durchgeführt werden können oder nicht. Ich versuche, diese Zeit als Chance zu sehen, in Ruhe und ohne den Wettkampfstress an meinen Schwächen zu arbeiten und im nächsten Jahr in einer noch besseren Form zu sein.“

Medizin ist ein sehr zeitintensives Studium und du trainierst zwei Mal am Tag. Wie schaffst du es, Studium und Sport unter einen Hut zu bekommen?

„Beides sind Leidenschaften von mir, deshalb stand es für mich nie zur Debatte, eine davon aufzugeben. Man muss sehr organisiert sein und ein gutes Zeitmanagement haben und manchmal auch ein paar Kompromisse eingehen. Allerdings profitiere ich meiner Meinung nach in beiden Bereichen von der Abwechslung von körperlicher und geistiger Anstrengung.

Die ersten zwei Jahre bis zum ersten Staatsexamen stand die Uni manchmal mehr im Vordergrund. Seitdem hat Sport oberste Priorität – mit dem Traum der Olympischen Spiele. Mittlerweile bin ich im fünften Jahr meines Studiums. Die Prüfungsphase ist schon anstrengend, da ich in der Zeit weiterhin zwei Mal täglich trainiere und in der restlichen Zeit für die anstehenden Prüfungen lerne. Außerhalb der Prüfungsphase ist das Studium aber wirklich sehr gut mit dem Sport vereinbar. Ich muss einfach konsequent sehr viel von unterwegs mitarbeiten, da ich normalerweise nicht so viel in der Uni anwesend sein kann.“

Ist schon absehbar, wann der nächste nationale Wettkampf stattfinden kann? Sind, falls keine zweite Covid-19-Welle kommt, in diesem Jahr noch internationale Wettkämpfe vorgesehen?

„Abgesehen von der Deutschen Meisterschaft und eventuell der Bundesliga, nehme ich während der Olympiaqualifikation nicht an nationalen Wettkämpfen teil. Die ersten internationalen Wettkämpfe sind – theoretisch – wieder ab September geplant. National steht meines Wissens bisher noch nichts fest.“

Am 27.07.2020 hätte dein erster Einzel-Wettkampf bei den Olympischen Spielen stattgefunden, am 01.08.2020 wärst du im Mixed-Team-Wettkampf angetreten. Was wirst du an den beiden Tagen nun machen?

„Darüber habe ich, ehrlich gesagt, noch nicht nachgedacht. Wahrscheinlich werden zwei ganz normale Trainings auf dem Programm stehen. Aber vielleicht werde ich den Abend mit meinen Freunden verbringen, beispielsweise beim Grillen. Ich werde den Sommer auf jeden Fall als Startschuss für das letzte Jahr bis zu den Olympischen Spielen sehen, in dem ich im Training nochmal alles geben werde und vielleicht nochmal ein paar mehr Prozent rausholen kann.“

Was möchtest du Freizeitsportlern und Couch Potatos mitgeben?

„Covid-19 hat dieses Jahr sehr durcheinandergewirbelt – in allen Bereichen. Viele sind gestresst und haben Sorgen. Ich rate allen: Bleibt in Bewegung. Macht Sport. Geht laufen, schwimmen oder fahrt mit dem Rad – am besten mehrmals pro Woche. Körperliches Training löst zwar keine existenziellen Probleme, hilft aber, den Kopf freizubekommen, es baut Stress ab und fördert das Herz-Kreislauf- und das Immunsystem.“

Theresa Stoll zeigt Daumen hoch
Theresa Stoll vereint Spitzensport und Studium. © IJF (International Judo Federation)

Aktualisiert am

Autor: Mobil Krankenkasse

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