„Eldest Daughter Syndrome“: Was steckt wirklich dahinter?
Ticken älteste Töchter wirklich immer anders? Wir nehmen unter die Lupe, was es mit dem „Eldest Daughter Syndrome“ auf sich hat

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„Eldest Daughter Syndrome“: Was steckt wirklich dahinter?
Du kümmerst dich um alle, bist die Vernünftige – und fühlst dich oft überfordert? Auf Social Media kursiert dafür seit einiger Zeit der Begriff „Eldest Daughter Syndrome“. Aber ist das wirklich ein Syndrom? Und betrifft es nur älteste Töchter?
Wenn sich die Eltern streiten, bist du die Vermittlerin. Wenn die kleine Schwester Bauchweh hat, kochst du ihr Kamillentee. Und selbst wenn du gerade für eine Prüfung lernen musst, funktionierst du – weil es alle erwarten. Kommt dir bekannt vor? Auf TikTok, Instagram & Co. hat sich für dieses Verhaltensmuster ein Begriff etabliert: „Eldest Daughter Syndrome“. Doch auch wenn das nach einem psychologischen Fachausdruck klingt: Um eine anerkannte Diagnose handelt es sich dabei nicht.
Ein Gefühl, das viele kennen – nicht nur die älteste Tochter
Trotzdem steckt in der Beobachtung ein wahrer Kern: Erstgeborene übernehmen in vielen Familien tatsächlich früher Verantwortung. Sie gelten oft als zuverlässig, vernünftig, reif – Eigenschaften, die von außen gefördert werden. Gerade bei ältesten Töchtern kommt noch dazu, dass Mädchen gesellschaftlich noch immer häufig in die Rolle der „Kümmernden“ gedrängt werden – mit viel emotionaler Arbeit, die meist unsichtbar bleibt. Aber: Auch ältere Brüder, Einzelkinder oder jüngere Geschwister können ähnliche Erfahrungen machen. Immer dann, wenn Kinder früh erwachsen handeln müssen, um das Familienleben irgendwie am Laufen zu halten, kann dieses Gefühl von Überforderung entstehen.
Was sagt die Wissenschaft zum „Eldest Daughter Syndrome“?
Forschende haben sich immer wieder mit der Frage beschäftigt, ob und inwiefern die Geburtenreihenfolge Einfluss auf die Persönlichkeit hat. Manche Studien zeigen kleine Tendenzen: Erstgeborene sind etwas pflichtbewusster, Jüngere oft risikofreudiger. Aber: Diese Unterschiede sind klein – und längst nicht bei allen Menschen gleich. Entscheidender sind andere Faktoren: Wie viel Unterstützung ein Kind bekommt, welche Erwartungen in der Familie herrschen, ob die Eltern psychisch belastet sind, ob es finanzielle Sorgen gibt. Auch die Gene spielen eine Rolle. Kurz gesagt: Es ist nicht allein deine Position in der Geschwisterreihe, die dein Leben bestimmt. Trotzdem ist es hilfreich, dass sich der Begriff „Eldest Daughter Syndrome“ inzwischen etabliert hat, denn er macht Erfahrungen sichtbar, die lange kaum benannt wurden
Raus aus der Familienrolle – rein ins eigene Leben
Viele, die über das „Eldest Daughter Syndrome“ sprechen, erleben endlich so etwas wie Anerkennung. Das ist wichtig, doch Erkenntnis allein verschafft nicht immer Erleichterung. Wer dauerhaft das Gefühl hat, zu viel zu tragen, braucht Strategien, um gut für sich zu sorgen.