Ab wann spricht man von einer Depression und welche Symptome deuten darauf hin?

Die Frage, ab wann genau man von einer Depression spricht, ist ziemlich
kompliziert und leider nicht mit ein paar kurzen Sätzen zu beantworten. Das liegt daran, dass wir, wenn wir von einer “Depression” als Diagnose sprechen, oftmals verschiedene, depressive Störungen mit meinen. Auch gibt es innerhalb der Diagnosen verschiedene Schweregrade.

Du merkst - da kommen eine ganze Menge an Punkten zusammen, weshalb eine sichere Diagnostik nur vom Fachpersonal, wie Psychotherapeut:innen, in mehreren Sitzungen geschehen kann. 

Trotzdem gibt es eine Hand voll Symptome, die Hinweise auf eine depressive
Verstimmung geben können - da diese Punkte (dann natürlich deutlich
ausführlicher) auch Teil der Diagnostik sind. Die wichtigsten Merkmale sind eine gedrückte Stimmung, Antriebsmangel und ein Interessenverlust an Dingen, die einem eigentlich immer viel Spaß bereitet haben.
Darüber hinaus können aber auch Dinge wie Schlafprobleme, ein verminderter Appetit, geringes Selbstvertrauen und anhaltende Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Suizidgedanken und Selbstverletzung dazu gehören.

Den einen” Bluttest oder Ähnliches gibt es hier nicht, um klar sagen zu können: “Ja, du bist depressiv.

Wichtig ist hier zu betonen, dass diese Punkte für eine Diagnose mehrere Wochen
auftreten müssen und ein Mensch dafür nicht “nur mal” ein schlechtes
Wochenende haben kann. Körperliche und mentale Belastungen sind aber so oder
so immer ernst zu nehmen!

Was kann ich präventiv unternehmen, um meine mentale Gesundheit zu stärken?

Sich gut um sich selbst zu kümmern, bevor man überhaupt in eine Art
Störungsbild rutscht, ist total wertvoll. Dazu können ganz viele verschiedene Dinge
gehören, wie gute Freunde und Freundinnen um sich herum zu haben und mit
ihnen offen über eigene Themen zu sprechen - auch, wenn sie mal belastender
sein können. Auch eigene Hobbys und Leidenschaften herauszufinden ist super,
was macht dir richtig Spaß und gibt dir Energie?

Wir alle haben auch mal Phasen, in denen es uns schlechter geht - sei es, weil du
Stress in der Schule oder auf der Arbeit hast, Liebeskummer, dich einsam fühlst
oder einfach nur für ein paar Tage krank im Bett liegst. Dann kannst du gut für dich
herausfinden, was du in solchen Momenten brauchst. Mit welchen Personen
kannst du solche Gedanken und Gefühle teilen? Hast du schonmal versucht,
darüber zu schreiben? Ist Bewegung in solchen Momenten das Richtige oder würde
es dir jetzt gut tun, dir etwas Schönes zu kochen?

Diese gesammelten Erfahrungen kannst du so in Zukunft leichter anwenden, falls
mal größere Belastungen auf dich zukommen sollten!

Wie wird eine Depression diagnostiziert und behandelt? Gibt es eine Differenzierung zwischen Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen?

Symptome äußern sich bei Kindern und Jugendlichen durchschnittlich im Vergleich
zu Erwachsenen anders. Dazu gehört auch, dass je jünger ein Mensch ist, desto
unterschiedlicher
diese sein können – immerhin ist das Erleben eines 5-jährigen
Kindes ganz anders als das eines 50-jährigen. Wie weiter oben schon geschrieben,
gibt es allerdings sehr viele verschiedene Symptome und Diagnosen, weshalb eine
kurze Antwort nicht einfach ist.

Bei kleineren Kindern können körperliche Symptome stärker ausgeprägt sein und
mehr Auswirkungen auf das eigene Verhalten haben, weshalb auch in der
Diagnostik mehr beobachtet wird, wie sie beispielsweise spielen.

Auch Antidepressiva können bei spezifischen Diagnosen und einem hohen
Schweregrad eine sinnvolle Ergänzung zu Psychotherapie sein – das sollte aber
immer in Absprache mit Fachpersonal, hier Psychotherapeut:innen und
Psychiater:innen, geschehen.

Was sind Warnsignale bei Kindern und Jugendlichen? Wer wäre die erste Anlaufstelle?

Gerade wenn große, belastende Dinge im Leben von Kindern und Jugendlichen
passieren, wie Verluste, Trennung der Eltern oder auch ein Schulwechsel, ist es
wichtig, gemeinsam danach zu schauen, wie es ihnen damit geht. Wichtig ist es,
Warnsignale und Auffälligkeiten, wie die oben genannten, ernst zu nehmen.
Kein Kind sollte allein mit schweren Gedanken oder Gefühlen bleiben!

Welche Anlaufstellen genau geeignet sind, ist sehr vom Alter des Kindes oder
des:der Jugendlichen abhängig. Jugendliche können sich gut an
Schulsozialarbeiter:innen oder Schulpsycholog:innen wenden, um ein erstes
offenes Ohr zu finden und gemeinsam abzuschätzen, ob und welche Unterstützung
weiter sinnvoll ist. Darüber hinaus können auch Beratungsangebote online oder vor
Ort super hilfreich sein. Auch mit den Berater:innen von krisenchat können
Menschen unter 25 Jahren kostenfrei darüber schreiben, was sie belastet - wobei
die jüngsten Menschen, die uns regelmäßig schreiben, dabei circa 10 Jahre alt sind.

Für Kinder im jüngeren Alter sind Eltern bei anhaltenden Beobachtungen eines
beispielsweise veränderten Verhaltens, körperlicher Beschwerden oder auch
Leistungsabfall dafür verantwortlich, mit Fachpersonal zu sprechen. Das kann zur
Abklärung auch erstmal der oder die Hausärzt:in sein, weiter empfiehlt es sich
auch hier, mit Psychotherapeut:innen oder anderen geeigneten Anlaufstellen in
Kontakt zu treten.

Was sind die Ursachen für die steigende Zahl an Kindern mit diagnostizierten Depressionen?

Das stimmt, die Zahl der vergebenen Diagnosen steigt und es ist wichtig, dass wir
überlegen, welche Faktoren dafür verantwortlich sind. Auf der einen Seite
empfinden junge Menschen in den letzten Jahren fortlaufend mehr Leistungsdruck
und auch politische Geschehnisse, wie Kriege oder die Pandemie, beeinflussen das
Leben der Kinder und Jugendlichen. Gleichzeitig sehen wir, dass unter jungen
Menschen immer mehr über mentale Gesundheit allgemein gesprochen wird und
diese so auch eher feststellen können, wenn es ihnen seit längerer Zeit selbst
nicht gut geht. Auch das Entstigmatisieren von Psychotherapie und das Nutzen von
Beratungsangeboten gehört dazu! Ob die tatsächliche Häufigkeit zunimmt, bleibt dabei unklar.
Wir alle wissen, an wen wir uns wenden, wenn wir hinfallen und uns anschließend
über Wochen das Bein weh tut. Ähnliches möchten wir erreichen, wenn es um die
eigene mentale Gesundheit geht - jeder (junge) Mensch sollte wissen, welche
Beratungsangebote es wo gibt, wenn er oder sie selbst nicht mehr weiter weiß!

Kann eine Depression „geheilt“ werden?

Die kurze Version ist: Depressionen sind gut mit Therapien, wie Psychotherapie,
behandelbar. Die meisten Menschen, die ihre Depression gemeinsam mit
Psychotherapeut:innen behandeln, bemerken schon in den ersten Monaten, dass
es ihnen besser geht - und auch, dass alle Symptome komplett verschwinden, also
die Depression “geheilt” ist, geschieht oftmals im Laufe der Therapie.
Trotzdem gibt es sehr viele verschiedene Punkte, die dafür verantwortlich sein
können, wie “schnell” es einem Menschen besser geht und die auch dafür sorgen,
dass dieser Mensch nicht mehr in ein volles Störungsbild zurückfällt. Sobald
jemand über einen längeren Zeitpunkt belastet ist und selbst nicht mehr weiter
weiß oder auch die Unterstützung vom sozialen Umfeld nicht mehr ausreicht,
wollen wir jeden dazu ermutigen, sich Hilfe zu holen!

krisenchat – Hilfe per Chat

krisenchat ist ein psychosoziales Beratungsangebot per Chat. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre können sich rund um die Uhr, 7 Tage die Woche, an krisenchat wenden und über die Website, per SMS oder WhatsApp Kontakt zu professionellen Beratern aufnehmen.

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