Dating mit AD(H)S

Personen mit AD(H)S verlieben sich schnell und häufig auch sehr intensiv. Sie neigen dazu, die Person, in die sie verliebt sind, durch eine rosarote Brille zu sehen. Sie blenden negative Eigenschaften aus und wünschen sich, dass der Zustand des Verliebtseins für immer anhält. Teilweise erfinden Personen mit AD(H)S sogar weitere positive Eigenschaften über die andere Person dazu. Sie gehen oft impulsiv Partnerschaften ein, ohne groß zu überlegen und sich darüber im Klaren zu sein, was es bedeutet, mit der jeweiligen Person eine Beziehung zu führen. Die „Gefahr“, dass die andere Person eigentlich kein geeigneter Partner bzw. keine geeignete Partnerin ist, ist hier nicht zu unterschätzen.

Bei Personen, die AD(H)S haben, ist die Konzentration des Botenstoffs Dopamin im Gehirn nachweislich geringer, im Vergleich zu Nicht-Betroffenen. Um den Dopamin-Mangel auszugleichen, ist eine ständige Stimulation notwendig - medikamentös oder eben durch (unbewusste) Selbststimulation. Um sich selbst zu stimulieren, überhäufen verliebte Personen mit AD(H)S zum Beispiel gerne ihren potentiellen Partner bzw. ihre potentielle Partnerin mit Aufmerksamkeiten. Sie kommen dabei auf die verrücktesten Ideen, um der anderen Person eine Freude zu machen.
Sie schreiben zum Beispiel ein Lied für die andere Person oder kaufen Dinge, von denen sie denken, dass sie ihrem Date gefallen könnten. Die andere Person fühlt sich anfangs oft geschmeichelt und wertgeschätzt von den vielen Aufmerksamkeiten. Mit der Zeit können die Aufmerksamkeiten bei ihr jedoch Druck und das Gefühl erzeugen, nicht mithalten zu können. Sätze wie „jetzt übertreibst du aber“, können die Person mit AD(H)S dann wiederum verletzen und ihnen darüber hinaus die Möglichkeiten zur Selbststimulation nehmen.

Je nachdem wie die AD(H)S-Symptomatik ausgeprägt ist, kann es ebenfalls zu Problemen in der Kommunikation zwischen der Person mit AD(H)S und ihrem potentiellen Partner bzw. ihrer potentiellen Partnerin kommen. Personen, die hyperaktiv sind, können z.B. Schwierigkeiten damit haben, ihr Date zu Wort kommen zu lassen. Sie sprechen ohne Punkt und Komma und vergessen es, Fragen zu stellen.

Unaufmerksame Personen wiederum können potentiellen Partnern bzw. Partnerinnen schnell das Gefühl vermitteln, dass sie nicht zuhören und Impulsive können sich im Ton vergreifen, was verletzend sein kann.

Des Weiteren sind Personen mit AD(H)S verhältnismäßig konfliktsuchend. Sie klagen oft über eine innere Unruhe und schaffen unter anderem (unbewusst) Entlastung, indem sie ihre Unruhe nach außen projizieren. Sobald ein gewisser Streitpegel erreicht ist, fühlen sie sich oft ruhiger. Für eine noch sehr fragile zwischenmenschliche Verbindung kann dies sehr belastend sein.
Erschwerend kommt dazu, dass Personen mit AD(H)S in Konfliktsituationen dazu neigen, eine eher defensive Haltung einzunehmen, aus Angst, ihr potentieller Partner/ ihre potentielle Partnerin könnte sie ablehnen.

Es ist ganz normal, mal eine Verabredung versehentlich zu vergessen oder zu spät zu einem Date zu kommen. Genauso wie es ganz normal ist, wenn man es mal nicht schafft, auf Nachrichten zu antworten. Aber: Bei Personen mit AD(H)S ist dies, aufgrund ihrer verstärkten Desorganisation, oft häufiger der Fall. Ihr potentieller Partner bzw. Ihre potentielle Partnerin kann dann das Gefühl bekommen, nicht wertgeschätzt zu werden und nicht wichtig genug zu sein, obwohl die Person mit AD(H)S eigentlich großes Interesse hat.