Schlaf- und Wachzeiten bei Babys: Den richtigen Rhythmus finden
Babyschlaf verstehen: Expertin Dr. Dotzauer erklärt, wie sich Schlaf- und Wachzeiten entwickeln – und woran Sie schon bei Neugeborenen das richtige Schlaffenster erkennen.
Inhaltsübersicht
„Mama knows it best“, besagt ein englisches Sprichwort – und ich sage: „Papa auch!“ Gerade für junge Eltern ist es wichtig, zu lernen, dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen. Aber besonders Ersteltern sind oft unsicher durch die heutige Informationsflut. Wie viel Schlaf braucht mein Baby? Und wie lange kann es wach bleiben, ohne zu übermüden? Die Schlaf- und Wachzeiten bei Babys gehören zu den häufigsten Themen im Alltag junger Familien. Dabei verändert sich der Babyschlaf in den ersten Lebensmonaten ständig – und jedes Kind entwickelt dabei seinen ganz eigenen Rhythmus.
Ein besonders wichtiger Aspekt in dieser Zeit ist die Wachzeit. Wussten Sie, dass Neugeborene – also Babys im Alter von null bis drei Monaten – meist nicht länger als etwa eine Stunde gut gelaunt wach sein können? Sind sie länger wach, nimmt die innere Erregung zu, und das Einschlafen wird zunehmend schwerer.
Hier kommt das Konzept der Schlaffenster ins Spiel: kurze Zeiträume, in denen das Baby müde wird, aber noch nicht überreizt ist. Mal sind sie offen, mal geschlossen – doch sie zu erkennen und zu nutzen, kann den Alltag spürbar erleichtern. Denn wer das Schlaffenster seines Babys versteht, hilft ihm, leichter in den Schlaf zu finden und den eigenen Rhythmus zu entwickeln.
Unsere Expertin für Babys- und Kleinkinder: Dr. Daniela Dotzauer
Dr. med. Daniela Dotzauer ist Ärztin, Eltern-Kind-Beraterin und Expertin für Baby- und Kinderschlaf. Die zweifache Mutter unterstützt Familien dabei, gesunde Schlafgewohnheiten zu entwickeln – mit langjähriger Erfahrung aus ihrer Arbeit in der Schreibaby-Ambulanz des Kinderzentrums München und ihrer Hausbesuchspraxis im Würmtal sowie im Großraum München.
Wie sind die Schlaf- und Wachzeiten bei Babys im ersten Lebensjahr?
Der Schlafbedarf eines Babys ist biologisch vorgegeben und individuell sehr unterschiedlich. Die meisten Neugeborenen (0 bis 3 Monate) schlafen 14 bis 18 Stunden in 24 Stunden. Erfahrungswerte zeigen: Der Nachtschlaf wird sich auf 10 bis 11 Stunden einstellen und der Tagschlaf in diesem Alter in Summe auf ungefähr 4 bis 6 Stunden.
Im Laufe der erste Monate verändern sich die Wachzeiten bei Babys: Sie werden nach und nach länger, während sich die Schlafphasen zunehmend auf die Nacht verlagern.
Als Orientierung gelten folgende durchschnittliche Wachzeiten:
- 0.-3. Monat: 1 bis 2 Stunden
- 4.-5. Monat: 1,5 bis 2,5 Stunden
- 6.-7. Monat: 2 bis 3 Stunden
- 8.-10. Monat: 3 bis 4 Stunden
- 11.-13. Monat: 4 bis 6 Stunden
Morgens sind die Wachzeiten meist kürzer als gegen Abend.
Wie Eltern den Tag-Nacht-Rhythmus ihres Babys fördern können
Wichtig ist darüber hinaus, dem Baby beizubringen wann Tag und wann Nacht ist. Der Tag- Nacht-Rhythmus etabliert sich in den ersten 8 Wochen. Einfache, wiederkehrende Signale helfen:
-
Tagsüber: Licht, Geräusche, Spiele und Späße, häufiges Füttern und mehrere Schläfchen – das zeigt dem Baby, dass jetzt Wachzeit ist.
-
Nachts: Dunkel, leise, langweilig, es wird viel und tief geschlafen und wenig gegessen.
Wachzeiten und Schlaffenster bei Babys richtig erkennen
Kleine Babys können manchmal ihre Müdigkeit nicht zeigen. Schauen Sie deshalb immer auf die Uhr und machen Sie nach etwa einer Stunde Wachzeit wieder eine Schlafpause.
Zwar werden sie unruhig und zappelig, was dann häufig als Unterhaltungsnachfrage verstanden wird, aber meist sind sie einfach nur so müde, dass die kleinen Wesen nicht wissen, wohin mit sich und ihrem Schlafbedürfnis. Eltern neigen in solchen Situationen häufig dazu, das Baby mit dem Gesicht zum Geschehen zu drehen, da sie glauben, es langweile sich. Zusätzliche Reize (Blickkontakt, Aktionen, Ansprache) wirken nun auf das eigentlich schon müde Baby ein – sodass es eher erregt statt entspannt ist.
Achten Sie daher auf das sogenannte „Schlaffenster“ – die kurze Phase, in der Ihr Baby müde wird, aber noch nicht überreizt ist. Wird dieses Zeitfenster verpasst, fällt das Einschlafen meist deutlich schwerer und die Einschlafbegleitung gestalter sich dann schwierig. Auf das richtige Timing kommt es also an.
Kommen die Kinder allein nicht zur Ruhe, kann hier eine Tragehilfe große Dienste erweisen. Dabei ist zu beachten: Zum Tragen in der Tragehilfe ist es wichtig, nicht das müde, grantige Kind „einzutüten“, sondern das müde und noch friedliche Baby in die Trage zu packen. Folgt dann direkt eine monotone Bewegung – zum Beispiel in Form eines strammen Spaziergangs – wird das Baby abgelenkt vom Unwohlsein der Müdigkeit. Durch den festen Halt in der Trage kann es sich so schneller dem Schlaf überlassen. Ist das Kind bereits schlecht gelaunt und aufgeregt, ist man eigentlich schon zu spät dran. Dann muss man sich erst um die Befindlichkeit kümmern, das Baby einigermaßen beruhigen – und erst dann in die Trage packen. Für das nächste Schläfchen gilt es dann, früher dran zu sein, wenn noch gute Laune herrscht.
Meine klare Empfehlung lautet: Wer klein ist und eine Stunde wach war, macht erstmal wieder eine Pause.
Dr. Dotzauer
Um Videos auf dieser Seite zu sehen, zu teilen oder Ihrer Liste hinzuzufügen, müssen Sie unsere Marketing-Cookies akzeptieren. Nach der Aktivierung werden Daten an YouTube übermittelt. Damit akzeptieren Sie auch die Nutzungsbedingungen von YouTube. Ihre Einwilligung wird über einen Cookie gespeichert und kann jederzeit über den Bereich Datenschutz widerrufen oder geändert werden.
Podcast Happy Familie – #2 Babyschlaf im Alter von 0 - 3 Monaten
Stillen und Schlaf – wie sich beides beeinflusst
Häufig passiert es, dass ein kleines Baby beim Stillen an der Brust einschläft. Meist ist das aber nur von ganz kurzer Dauer, das Baby schreckt hoch und ist in einem Zwischenzustand von nicht ausgeschlafen, weil zu kurz geschlafen und nicht richtig satt, weil zu früh eingeschlafen.
Dies ist eine wichtige gemeinsame Entwicklungsaufgabe von Eltern und ihren Neugeborenen in der ersten Zeit: Diese Mischzustände und die damit verbundenen Befindlichkeiten zu trennen und zu sortieren. Stillzeit und Schlafenszeit sind getrennte Phasen: Damit richtig getrunken wird, achtet die Mutter darauf, dass das Baby nicht vorzeitig einschläft und dass es nicht nur nuckelt, sondern richtig schluckt. Wer beim Stillen noch Fragen hat, wendet sich hierfür im Zweifel an seine Hebamme.
Schlafphasen und Schlafrhythmus bei Babys verstehen
Für das richtige Schlafen – also Schlaf mit Tiefschlafanteilen – braucht es eine gewisse Zeit am Stück, meist zwischen ein bis drei Stunden. Der Babyschlaf in den ersten Monaten ist durch einen hohen Anteil an Leichtschlafphasen gekennzeichnet. Dadurch sind Babys am Tag besonders leicht erweckbar. Wer von solchen Kurzschläfchen geplagt ist, unternimmt am besten einen längeren Spaziergang in der Trage oder im Kinderwagen.
So wird der Babyschlaf von Schlafphase zu Schlafphase verlängert und findet – unterstützt durch die rhythmische Bewegung – zu den erholsameren Tiefschlafphasen. Danach stellt sich automatisch mehr Appetit und Hunger ein, und die nächste Mahlzeit ist gerettet. Ist das Baby ausgeschlafen und satt, ist es bestens bereit für Mama, Papa und die Abenteuer der Welt. Jetzt kann man sich kennenlernen, Blickkontakt üben, kleine Zwiegespräche führen und gemeinsame Spiele und Späße erleben.
Aber aufgepasst! Eine Stunde geht schneller vorbei als man denkt und die Aufmerksamkeitsspanne ist altersgemäß sehr kurz. Also tut man gut daran nach einer Stunde Wachzeit die Beschäftigung wieder herunter zu fahren, Blickkontakt zu vermeiden und sich auf den Weg zur Entspannung zu machen, um das nächste Schläfchen einzuleiten.
Ab einem Alter von ca. 6 Monaten ändern sich die Tagschläfchen – Babys werden dann nach ca. 25 bis 30 Minuten kurz wach, prüfen innerhalb von Sekunden, ob alles um sie herum genauso ist, wie sie eigenschlafen sind.
Warum das so ist und wie Eltern helfen können, diese kurze Wachphase zu überbrücken und das Kind zum Weiterschlafen zu bringen, darauf gehe ich in einem weiteren Artikel detailliert ein.
Noch mehr Expertenwissen rund um das Thema Babyschlaf
Diese Themen könnten Sie interessieren
Angebote für Schwangere, Babys und Kinder
Mit einer Vielzahl von Zusatzleistungen und Angeboten für Schwangere, Babys und Kinder unterstützen wir Sie. Jetzt informieren und profitieren.