Beruhigung und Einschlafroutine bei Babys

Unsere Expertin Frau Dr. Dotzauer gibt Tipps zu den Beruhigungsmethoden und zur Einschlafroutine von Babys.

Mama hält schreiendes Baby im Arm.
© GettyImages-538254701

Unsere Expertin für Babys- und Kleinkinder: Dr. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer ist Ärztin, Eltern-Kind-Beraterin und Expertin für Baby- und Kinderschlaf. Die zweifache Mutter unterstützt Familien dabei, gesunde Schlafgewohnheiten zu entwickeln – mit langjähriger Erfahrung aus ihrer Arbeit in der Schreibaby-Ambulanz des Kinderzentrums München und ihrer Hausbesuchspraxis im Würmtal sowie im Großraum München.

Warum Beruhigung und Entspannung für Babys so bedeutsam sind

Ruhigwerden ist gerade für Babys eine Herausforderung: Sie verstehen noch wenig von der Welt, sind hohen Reizen ausgesetzt und können sich kaum selbst steuern. Ohne Unterstützung fällt es ihnen schwer, in einen entspannten Zustand zu gelangen – und ohne Entspannung kann auch kein guter Einschlafprozess stattfinden.

Eltern wirken als Schlüssel: Wer selbst Ruhe ausstrahlt, kann dem Baby Sicherheit vermitteln. Viele beruhigende Handlungen wie Summen, Wiegen oder Stillen sind tief verwurzelt und funktionieren oft ganz intuitiv.

Kleine Menschen wollen sich gut, sicher und geborgen fühlen. Anfangs geht das „sich gut und ruhig fühlen" am leichtesten beim Stillen oder Saugen an der Flasche. Dabei werden gleich mehrere Probleme auf einmal gelöst: Das Baby wird satt, ruhig und zufrieden. Es genießt die Nähe, fühlt sich wohl und kann sich selbst dem Schlaf überlassen. Das ist auch normal und gut so. Nur was tun, wenn es nicht mehr beim Trinken einschläft? Weil es bereits satt ist, nicht satt wird, älter geworden ist, es beim Papa einschlafen soll oder es andere Gründe davon abhalten? Dann muss es eben anders ruhig werden – aber wie?

Wie kann ich mein Baby beruhigen? Strategien und Tipps

  1. Bleiben Sie selbst ruhig und präsent: Ein zugegeben nicht immer leichter Teil des Elternwerdens. Sich zusammenreißen, nicht kopflos verschiedenste Beruhigungsstrategien aneinanderreihen und möglichst schnell das Schreien abstellen wollen, sondern sich selbst zurücknehmen und sich auf das Kind und die jeweilige Situation einlassen. Wer geduldig ist, sendet Sicherheit.
  2. „Beruhigungssprache“ etablieren: Wenn Eltern in der Einschlafsituation für ihr Baby emotional verfügbar sind, entsteht Sicherheit und Vertrauen. Dazu braucht es Erwachsene, die sich ganz auf ihr Kind beziehen und eine gemeinsame „Beruhigungssprache“ mit dem Baby finden. Haben sie eine gemeinsame Sprache gefunden, geht alles plötzlich ganz leicht – und zwar für beide Seiten. Den Eltern werden das Kind und dessen Bedürfnisse klarer und planbarer und für das Baby werden die Eltern verständlicher, verlässlicher und vorhersehbarer. Beide Seiten kennen sich, vertrauen sich, sie sind aneinander gebunden und es entsteht ein Geborgensein, welches lebenslang trägt.
  3. Vorhersehbare Abläufe schaffen: Wird die gemeinsame Beruhigungssprache positiv erlebt und in eine regelmäßig wiederkehrende, vorhersehbare, beruhigende Verhaltenskette gepackt, kann sich Ihr Kind orientieren. Die lieb gewonnenen, sich immer wiederholenden Abläufe geben ihm Sicherheit, denn es weiß genau, was als Nächstes folgt. Es kann sich einstimmen und eine Schlaferwartungshaltung aufbauen.
  4. Vermeiden von Outsourcing: Mechanische Hilfen wie weißes Rauschen, Federwiegen etc. können unterstützend wirken, doch die eigentliche Beruhigung des Babys erfolgt über Nähe und Bindung.
     

Mein Elterntipp: Babysprache lernen und dafür offline bleiben. Betreiben Sie bei Beruhigungsstrategien kein Outsourcing an weißes Rauschen oder mechanische Federwiegen.

Dr. Daniela Dotzauer

Abendliche Einschlafhilfe: wie Sie dem Baby helfen können

Bei Kindern, die insbesondere in den Abendstunden sehr unruhig werden, viel schreien und schwer erreichbar sind, ist es sinnvoll, sich einige Zeit mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus zu beschäftigen.

  • Achten Sie bereits am Morgen darauf, dass die Wachzeiten (max. 1 Stunde) nicht zu lang werden, selbst wenn das Baby vormittags noch gut gelaunt ist. So vermeiden Sie Überreizung.
  • Halten Sie regelmäßige Schlafpausen (meist 4 pro Tag) ein
  • Halten Sie bei etwaigen Zwischenerwachen, also nach sehr kurzem Schläfchen von 15-30 Minuten, die Schlafstimmung aufrecht, um das Kind so zum Weiterschlafen zu motivieren.
  • Damit das gelingt, sorgen Sie dafür, dass das Baby nicht „vorgeschlafen“ hat – z. B. durch zu frühes Power-Napping an der Brust.

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Sinnvolle Einschlafroutine für Babys entwickeln

  • Zum Einschlafen tragen Sie kleine, ruhige Babys wie beim Stillen, in der Waagerechten, bei Bedarf mit Schnuller und ohne Blickkontakt. So können sich die Kleinen in Seitenlage in die Ellenbeuge schnuffeln, die Augen schließen und abschalten.
  • Ein bisschen Bewegung und Rhythmus (z. B. rhythmisches Popoklopfen) und die beruhigende, singende, summende, oder brummende Stimme erleichtern das Ruhig werden. Derart „runtergekuschelte“ Kinder haben es leichter, sich dem Schlaf zu überlassen. Diese Form des „Schlafbereitwerdens“ geht auch ohne Stillen/Flasche und Ihr Baby lernt durch Sie den Weg zur Entspannung.
  • Ist das Baby zwar schlafbereit, befindet sich allerdings in Erregung statt Entspannung, hilft es, das Baby in der Senkrechten (über die Schulter guckend) oder durch Lagewechsel, rhythmisches Popoklopfen und Singen zu beruhigen und in einen entspannten Zustand zu bringen.
  • Ist das Baby entspannt, bringen Sie es wieder langsam in die Waagerechte, halten Sie es und legen es nach kurzer Zeit ab.

Wie lege ich mein Baby ab, ohne dass es aufwacht?

Ist das Kind eingeschlafen oder dabei, in den Schlaf zu finden und Sie möchten es ablegen, ist es wichtig Folgendes zu wissen: Das Ablegen ohne Aufwachen stellt eine hohe Anforderung dar. Das Baby soll vom warmen, weichen, haltenden Elternarm haltlos auf eine feste, kalte Matratze gelegt werden. Geschieht das Ablegen zu forsch, feuert das Gleichgewichtsorgan eine Info zum Großhirn des Neugeborenen: „Pass auf, du fällst gerade aus dem Nest – wach auf!“ Dieser Weckreiz und der plötzliche Haltverlust, bringt das Baby aus dem Gleichgewicht, der Moro-Reflex (so wird der Neugeborenen-Schreckreflex genannt) reißt die Ärmchen auseinander und das Baby ist wieder wach.

Tipps zum sanften Ablegen:

  • Verwenden Sie ein Pucktuch oder eine leichte Umhüllung, die dem Baby Geborgenheit schenkt – nicht zu warm, aber Halt gebend und stabilisierend.
  • Wärmen Sie die Matratze leicht vor (z. B. mit einem Wärmekissen), sodass der Temperaturunterschied weniger stark spürbar ist.
  • Eine Rolle im Rücken erleichtert das stabile Gefühl in der Seitenlage. Der untere Arm kann dann schon mal nicht zappeln.
  • Vermeiden Sie die Bauchlage – sie widerspricht den gängigen sicherheitsrelevanten Empfehlungen (Rückenlage, feste Matratze).
  • Wichtig: Üben Sie das sanfte Ablegen tagsüber und beobachten Sie die Reaktionen Ihres Babys, bevor Sie es nachts einsetzen.

Warum Eltern selbst entscheiden müssen

Medizinische Empfehlungen (Rückenlage, feste Matratze, niedrige Zimmertemperaturen, keine Gegenstände im Bett) sind wichtig und gelten aus Sicherheitsgründen. Doch nicht jedes Baby reagiert gleich, viele Babys kommen damit nicht gut zurecht. In diesen Momenten heißt es „Elternwerden“, Verantwortung übernehmen und selbst entscheiden. Das Kind beobachten, sich einfühlen, Erfahrungen sammeln und dann das tun, was sich für sich selbst und das Baby gut anfühlt. Auf sein Bauchgefühl vertrauen – das ist ein wichtiger Teil des Elternwerdens und des individuellen Schlafprozesses.

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