Schnuller und Kuscheltier – wie Babys lernen, sich selbst zu beruhigen

Unsere Expertin Dr. Daniela Dotzauer über die Funktion des Schnullers und der Kuscheltiere. So kann der Schnuller für Babys zu einer selbststeuerbaren Einschlafhilfe werden.

Baby mit Schnuller und Teddy im Arm schläft auf der Couch.
© GettyImages-1136550513

Unsere Expertin für Babys- und Kleinkinder: Dr. Daniela Dotzauer

Dr. med. Daniela Dotzauer ist Ärztin, Eltern-Kind-Beraterin und Expertin für Baby- und Kinderschlaf. Die zweifache Mutter unterstützt Familien dabei, gesunde Schlafgewohnheiten zu entwickeln – mit langjähriger Erfahrung aus ihrer Arbeit in der Schreibaby-Ambulanz des Kinderzentrums München und ihrer Hausbesuchspraxis im Würmtal sowie im Großraum München.

Selbststeuerbare Einschlafhilfe für Babys – was bedeutet das und warum ist das wichtig?

Die Idee der selbststeuerbaren Einschlafhilfen ist, dass Babys und Kinder lernen, sich beim Einschlafen und Weiterschlafen selbst zu helfen – also ohne die ständige Unterstützung der Eltern. Wenn ein Kind nachts kurz erwacht, ist die elterliche Aufmerksamkeit naturgemäß nicht sofort verfügbar. Kann das Baby jedoch seinen Schnuller oder sein Kuscheltier selbst finden, greifen und nutzen, beruhigt es sich eigenständig und schläft meist schnell wieder ein.

So lernt das Kind, sein eigenes Wohlgefühl, Sicherheitsgefühl und damit auch das Weiterschlafen selbst zu steuern – selbst dann, wenn Mama oder Papa noch im Traumland unterwegs sind.

Ab dem 6. Monat können Babys lernen, den Schnuller oder das Kuscheltier selbst zurückzuholen.

Dr. Daniela Dotzauer

Sollte man Babys an den Schnuller gewöhnen – ja oder nein?

Für alle Eltern gilt: Informieren, beobachten, fühlen – und auf das eigene Bauchgefühl hören. Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ein Schnuller nicht zu ihrem Kind passt, ist das völlig in Ordnung. Dann kann stattdessen ein Kuscheltier oder Kuscheltuch als vertraute Einschlafhilfe eingeführt werden. Wichtig ist, dass die gewählte selbststeuerbare Beruhigungshilfe die Eigenregulation des Babys unterstützt – also die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen und in den eigenen Wohlfühlbereich zu finden.

Mit dem Schnuller gelingt das oft schon sehr früh: Neugeborene besitzen einen angeborenen Saugreflex und ein starkes Saugbedürfnis. Durch das Nuckeln am Schnuller wird dieses Bedürfnis befriedigt, und das Baby lernt, Saugen und Beruhigung miteinander zu verknüpfen. Diese positive Erfahrung hilft später auch beim Einschlafen, beim Aufbau einer Einschlafroutine und langfristig beim Durchschlafen. Ein Baby, das durch das Saugen am Schnuller zur Ruhe findet, hat bereits verstanden, dass es aktiv zu seinem Wohlbefinden beitragen kann. Natürlich sind in den ersten Monaten die Eltern gefragt – sie sorgen für die positive Verknüpfung, das Angebot und die Verfügbarkeit des Schnullers.


Das Gleiche gilt übrigens auch für das Kuscheltier als alternative Einschlafhilfe – es kann Teil eines liebevollen Schlafrituals werden, das dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.

Wie Babys Schnuller oder Kuscheltier als Einschlafhilfe lernen können

Am besten beginnt man von Anfang an, immer dann, wenn es um Entspannung und Beruhigung geht. Der angeborene Saugreflex hilft anfangs dabei – doch auch später kann man einen Schnuller noch behutsam angewöhnen. Wichtig ist, dies in positiven Situationen zu tun, also dann, wenn das Baby nicht schreit, sondern ruhig und aufnahmebereit ist. Zum Beispiel, wenn das Baby leicht müde ist: Eltern können die Saugbewegung sanft mit dem Schnuller imitieren, leise sprechen und eine Atmosphäre von Wohlgefühl und Geborgenheit schaffen. Auch in der Trage gelingt es oft gut, das Baby für den Schnuller zu begeistern.

Im Laufe der Zeit sollten Babys den Schnuller, das Kuscheltier oder Kuscheltuch ganz selbstverständlich als Einschlafhilfe kennenlernen. Das gelingt am besten, wenn nicht nur im Bett, sondern auch tagsüber geübt wird – in Tröste-, Entspannungs- und Beruhigungssituationen.
So wird der Schnuller auch auf der Krabbeldecke angeboten: Das Baby kann spielerisch üben, ihn zu greifen, zu drehen und in den Mund zu führen. Das erfordert einiges an Übung – denn das Handling eines Schnullers ist motorisch anspruchsvoll. Bis das „wie im Schlafe“ funktioniert, braucht es viele Wiederholungen. Das Kuscheltier oder Kuscheltuch ist dagegen oft leichter zu greifen. Sie haben keine „richtige Seite“ und sind groß genug, dass Babys sie schnell finden und festhalten können.

Ob ein solcher Begleiter tatsächlich beruhigend wirkt, hängt aber stark davon ab, welche positiven Verknüpfungen die Eltern schaffen. Durch liebevolle Rituale, Nähe und Wiederholung kann ein Schnuller, Kuscheltuch oder Kuscheltier zu einem echten Wohlfühlobjekt werden – und damit zu einer selbststeuerbaren Einschlafhilfe.

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Schnuller angewöhnen

Der Schnuller hilft mir – Babys lernen, sich beim Schlafphasenwechsel selbst zu beruhigen

Wenn Schnuller oder Kuscheltier tagsüber gut funktionieren, heißt das noch lange nicht, dass es auch nachts klappt. Schließlich wird da geschlafen – und das erwachende Baby ist zunächst desorientiert. In der Regel möchten Eltern nachts besonders schnell weiterschlafen und vermeiden, dass das Baby richtig wach wird. Deshalb wird häufig schon beim ersten Mucks der Schnuller in den Mund gesteckt, noch bevor das Kind überhaupt merkt, dass es wach ist.

Das ermöglicht zwar oft ein zügiges Weiterschlafen, aber das Kind hat den Vorgang gar nicht mitbekommen – es schläft weiter, ohne eigenes Zutun. Wird das über längere Zeit so praktiziert, übernehmen die Eltern unbewusst den nächtlichen „Schnullerservice“, manchmal alle zwei Stunden beim Schlafphasenwechsel. Das Kind bleibt dabei passiv und kommt gar nicht in die Situation, sich selbst helfen zu müssen. Es kommt also gar nicht auf die Idee, dass Selbstberuhigung möglich ist – und ist völlig zufrieden, solange die Eltern den gewohnten Weiterschlafservice zuverlässig leisten. Ein gutes Beispiel dafür, wie elterliches Verhalten die kindliche Eigenregulation blockieren kann und wie Schlafassoziationen (z. B. Einschlafen nur mit Hilfe der Eltern) unbewusst verstärkt werden.

So treffe ich häufig Familien, deren eineinhalbjährige Kinder nachts mehrfach schreiend am Bettgitter stehen – die Augen geschlossen (weil müde), aber mit offenem Mund – den Schnuller erwartend. Als Gegenbeispiel dazu, im Sinne von Selbstfürsorge, kann ich aber auch ein neun Monate altes Baby nennen, das sich nachts beim Husten automatisch im Halbschlaf den Schnuller festhält, weil es die Erfahrung gemacht hat, dass es ihn sonst verlieren würde. Das sind deutliche Gegensätze: Die Eltern dieses Babys schlafen natürlich durch.

Also: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es geht. Ab dem 6. Monat kann ein Baby lernen, sich seine Beruhigungshilfe (Schnuller und/oder Kuscheltier) selbst zu holen. Üben Sie zunächst tagsüber, dann auch nachts. In der ersten Nachthälfte sollte kein Schnuller mehr automatisch in den Mund gesteckt werden – stattdessen helfen Sie dem Kind, den Schnuller selbst zu finden. Führen Sie gemeinsam die kleine Hand – „Tapp, tapp, tapp – wo ist der Schnulli?“ – und begleiten Sie Ihr Kind dabei liebevoll.

Damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Schnuller gefunden wird, sollten mehrere Schnuller im Bett verteilt sein. Achten Sie darauf, dass sie nicht durch die Gitterstäbe fallen können. Ältere Kinder wissen oft genau, wo sie ihre Schnuller finden: in den Ecken, in der Mitte oberhalb des Bettes oder aufgereiht an der Bettschlange.

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Was ist, wenn mein Kind keinen Schnuller nimmt?

Das ist individuell ganz unterschiedlich. Auf jeden Fall wäre es günstig, wenn auch andere Beruhigungsstrategien gelebt werden und es außer dem Schnuller gleichzeitig noch ein Kuscheltier gibt, das geliebt und hilfreich erlebt wird. Wer ein Kuscheltier hat, kann leichter auf den Schnuller verzichten. Das Saugbedürfnis nimmt ja immer mehr ab, aber es bleibt die Gewohnheit des beruhigenden Saugens. Die Kinder, die darüber hinaus bereits erfahren haben, dass sich das „Schnuffeln“ und „Fummeln“ an ein Kuscheltier auch gut anfühlt, haben ja bereits ein anderes Beruhigungsmodell. Sie lieben vielleicht trotzdem ihren Schnuller, können sich aber leichter umgewöhnen, als Kinder welche bisher nur den Schnuller kannten.

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