Was tun wenn Grundschulkinder keine Lust mehr auf Schule haben?

Endlich lesen, schreiben und rechnen können – die meisten Erstklässler freuen sich darauf, neue Fähigkeiten zu erlernen und zu den „Großen“ dazuzugehören. Doch nach einigen Monaten Unterricht sind längst nicht mehr alle Kinder so begeistert bei der Sache. Wenn der Nachwuchs über längere Zeit ungern Hausaufgaben macht, nicht zur Schule gehen mag und schlechte Beurteilungen oder Noten nach Hause bringt, beginnt für die Eltern meist eine sorgenvolle Zeit. Oft misslingen Versuche, das Kind beim Lernen zu unterstützen, da es die gut gemeinte Hilfe als Druck empfindet. Verunsicherung und Stress erschweren das Lernen zusätzlich – ein Teufelskreis beginnt.

Die gute Nachricht ist: Kinder können durchaus (wieder) Spaß am Lernen empfinden. Dazu ist es wichtig, zunächst die Ursachen für die Lernprobleme herauszufinden, um dann mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern.

Welche Gründe können für Lernprobleme bei Kindern verantwortlich sein?

Meistens ist es gar nicht leicht herauszufinden, was die Lernschwierigkeiten verursacht. Manchmal spielen äußere Einflüsse eine Rolle, zum Beispiel das soziale Umfeld oder psychische Belastungen. Auch Erwartungsdruck oder Schulangst können zu Lernblockaden führen. Ebenso haben körperliche Beeinträchtigungen häufig Lernprobleme zur Folge. So kann ein Kind, das schlecht hört oder sieht, den Lehrer nicht richtig verstehen oder Aufgaben an der Tafel nicht entziffern. Schwierigkeiten mit dem Lernen können aber auch ein Symptom von bestimmten Krankheiten wie Autismus oder ADHS sein. Insgesamt deutlich häufiger sind Kinder jedoch von sogenannten Teilleistungsschwächen betroffen. Diese Kinder sind ebenso intelligent wie ihre Gleichaltrigen – sie haben lediglich Schwierigkeiten in einzelnen Leistungsbereichen, die meist erst in der Schule vermittelt werden.

Expertenwissen dazu, gibt es in unserem Rückblick des Online-Seminares

Welche Arten von Lernschwierigkeiten gibt es?

Teilleistungsschwächen können sich auf das Lesen, Schreiben oder Rechnen beziehen. Oftmals sind sie mit einer gestörten Konzentrations- und Aufmerksamkeitsfähigkeit verbunden.

Lernschwächearten bei Kindern

Kindern mit einer Lese-Rechtschreibschwäche fällt es schwer, Wörter zu erkennen und Buchstaben ihren Lauten zuzuordnen. Oft wird diese Lernschwäche im zweiten Schuljahr erkannt, wenn die Schüler bereits einige Fertigkeiten im Lesen und Schreiben haben sollten. Liest ein Kind ungewöhnlich stockend, vertauscht Silben, kann Gelesenes nicht wiedergeben oder macht beim Schreiben ungewöhnlich viele Fehler, können dies Anzeichen für Legasthenie sein.

Kinder, die unter einer Rechenschwäche leiden, sehen Zahlen oft nur als Symbole – ihre Bedeutung können sie nicht greifen. Damit fehlt ihnen die Basis dafür, Rechenaufgaben zu bearbeiten. Eine Dyskalkulie kann schon in der Vorschule erkannt werden, wenn Kinder zum Beispiel Schwierigkeiten mit Verhältnisangaben wie „mehr“ und „weniger“ oder mit dem Lesen der Uhr haben. In der Grundschule nutzen sie dauerhaft ihre Finger zum Rechnen, machen bei den Grundrechenarten übermäßig viele Fehler und brauchen mehr Zeit für ihre Aufgaben als ihre Klassenkameraden.

Die zunehmende Reizüberflutung macht es bereits Grundschülern oft schwer, sich längere Zeit auf ein Thema zu konzentrieren. Das kennen Lehrer und berücksichtigen es im Unterricht. Darüber hinaus gibt es jedoch Kinder, die ihre Aufmerksamkeit überhaupt nicht im Griff haben und impulsiv auf jede Ablenkung reagieren. Sie können nur kurz zuhören, fangen viele Dinge an, ohne sie zu Ende zu führen, und verhalten sich extrem unruhig.

Wie kann ich meinem Kind bei Lernproblemen helfen?

Eltern sollten sich zunächst einmal klarmachen, dass das Kind selbst am meisten unter der Situation leidet. Wenn dann auch noch Mama und Papa ihre Enttäuschung zeigen oder gar mit Strafen drohen, entstehen Verunsicherung oder gar Angst und Frust. All diese Emotionen erschweren das Lernen dann zusätzlich. Die wichtigste Devise für die Eltern lautet deshalb: Bewahren Sie die Ruhe und üben Sie keinen Druck aus!

Es gibt dennoch einige Möglichkeiten, wie sie Ihr Kind unterstützen können. So haben lernschwache Kinder häufig wenig Selbstbewusstsein, weil ihnen von vielen Seiten signalisiert wird, sie seien dumm. Eltern sollten deshalb sparsam mit Kritik umgehen und lieber das Erreichte hervorheben. Solche kleinen Erfolgserlebnisse, die dem Kind zeigen, was es alles kann, wirken sich positiv auf das Selbstbewusstsein aus – und glaubt das Kind an sich, ist das ein erster, wichtiger Schritt zum Lernerfolg.

Vielleicht sollten Sie auch nicht immer beim Lernen neben ihrem Kind sitzen und sein Vorgehen kommentieren. Lassen Sie Ihr Kind immer wieder selber lernen. Das bedeutet nicht, dass Sie es sich überlassen sollten. Versuchen Sie, dem Kind dort Unterstützung zu bieten, wo es selbst weiterkommen kann. Das können zum Beispiel Aufgaben sein, bei denen es die Lösung selbst nachlesen kann. Außerdem gibt es heute Online-Lernplattformen und Apps, die das selbstständige Lernen und Üben unterstützen.

Auch ein abwechslungsreiches Freizeit- und Bewegungsangebot kann beim Lernen helfen, denn wenn der Alltag komplett vom Lernen bestimmt ist, bedeutet das fürs Kind enorme Anstrengungen. Eltern vergessen dann leicht, dass Kinder auch Auszeiten brauchen, in denen nichts von ihnen gefordert wird.

Wie erkenne ich ob mein Kind eine richtige Lernschwäche hat?

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie Ihren Nachwuchs aufmerksam beobachten. Vermuten Sie bei ihm eine Lernschwäche, suchen Sie zuerst das Gespräch mit dem Klassenlehrer. Er kann das Lernverhalten des Kindes am besten einschätzen. Erhärtet sich der Verdacht, dass es sich um eine Lernschwäche handelt, kann Ihnen die Schule oder der Kinderarzt Ihnen einen Kinder- und Jugendtherapeuten empfehlen. Dieser führt dann spezielle Tests durch, um eine Diagnose zu stellen. Abzuraten ist von Online-Tests, weil sie kein zuverlässiges Ergebnis liefern und in erster Linie für Verunsicherung sorgen.

Stressbewältigung für Kinder - Gesundheitskurse nutzen

Ihr Kind bringt plötzlich schlechte Noten nach Hause, sträubt sich gegen die Hausaufgaben oder wirkt ständig unkonzentriert? Stress kann eine Ursache für Lernschwierigkeiten sein, diese aber auch verstärken. Entspannungstechniken können ihm dabei helfen, wieder zur Ruhe zu kommen. Vermittelt werden sie zum Beispiel in kindgerechten Präventionskursen, die die Mobil Krankenkasse mit bis zu 1.200,00 Euro im Jahr für maximal zwei Kurse bezuschusst.

zu den Präventionskursen

Wo erhalte ich Hilfe für mein Kind bei Lernschwäche?

  • Die Duden Institute für Lerntherapie fördern Kinder mit Rechenschwäche, Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Lese-Rechtschreib-Schwäche in Deutsch und in Englisch. Grundlage der Förderung ist das Konzept der integrativen Lerntherapie. Es verbindet die jeweilige Fachdidaktik mit passenden Methoden aus der Spiel-, Ergo- und Familientherapie. Die Durchführung ist je nach aktueller Situation vor Ort oder online möglich.
  • Auf der Website des Bundesverbands Legasthenie und Dyskalkulie e.V. erhalten Eltern Hintergrundwissen zu den beiden Lernschwächen und wertvolle Tipps, wie sie Ihr Kind unterstützen können.
  • Der Dachverband Legasthenie Deutschland fördert die Kooperation zwischen Eltern, Lehrern und anderen Fachleuten, damit der beste Weg gewählt wird, um Betroffenen Unterstützung zu bieten. Kinder mit Legasthenie, Dyskalkulie, Aufmerksamkeitsstörungen und Hochbegabung sowie deren Eltern finden konkrete Hilfsangebote.
  • Auf der Internetplattform Dyskalkulie im Netz gibt es neben allen wichtigen Informationen zum Thema Rechenschwäche einen speziellen Bereich für Kinder mit kindgerechten Erklärungen zu allen wichtigen Aspekten der Dyskalkulie.

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