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Young 04/2022
Teenager liegt auf dem Bauch und schaut bedrückt auf sein Handy

Weltschmerz, Zukunftsängste und die Gefahr durch Social Media

Im Sekundentakt blinkt das Handy auf und eine Eilmeldung wird angezeigt. Umweltkatastrophen, Krieg, Klimawandel oder die Corona-Pandemie: In den Medien häufen sich negative Nachrichten. Für viele Menschen sind diese Nachrichten besorgniserregend und Gefühle wie Weltschmerz oder Zukunftsangst machen sich bemerkbar. Doch was kann man sich darunter vorstellen und wie begegnet man diesen Ängsten am besten? Gemeinsam mit den beiden Psychologinnen Anna Eckert und Lisa Irani geben wir einen Einblick in die Themen Weltschmerz und Zukunftsangst und erläutern fünf Tipps zum Umgang mit negativen Informationen.

Wenn das Herz weint: Weltschmerz

Weltschmerz beschreibt einen intensiven Gefühlszustand von Schmerz und anhaltender Traurigkeit, der durch äußere Umweltbedingungen hervorgerufen wird. Das zentrale Thema liegt in der Bedrohung der Welt. „Zwar kann diese Form von psychischem Schmerz als sehr tiefgreifend empfunden werden, dennoch sorgt medialer Abstand häufig für eine kurzzeitige Distanz und Abgrenzung zu bestimmten Themengebieten“, berichten die Psychologinnen.

Ängste und Sorgen um unser Morgen: Zukunftsangst

Zukunftsängste stehen anders als Weltschmerz nicht für ein Gefühl, sondern für die Sorge über ein in der Zukunft liegendes Ereignis. Die Befürchtungen finden ihren Ursprung in den eigenen Gedanken. Zukunftsängste beziehen sich häufig auf eigene Themengebiete oder Konflikte und werden daher deutlich intensiver wahrgenommen. Sie können zu einem erhöhten Leidensdruck führen und das alltägliche Leben einschränken und beeinträchtigen.

Lisa Irani und Anna Eckert stehen Rücken an Rücken und schauen in die Kamera
Lisa Irani und Anna Eckert
© privat

Welche Personengruppen leiden besonders darunter?

Der Klimawandel ist der einflussreichste Prädiktor für Weltschmerz. „Dieser scheint insbesondere die Generation der Jahrtausendwende zu betreffen. Insgesamt stehen vor allem junge Leute unter enormem Druck hinsichtlich ihrer Zukunftspläne und Wünsche“, erläutern Eckert und Irani. Zukunftsängste können jedoch auch ohne konkreten Anlass oder vorangegangenen Weltschmerz auftauchen und sind dabei nicht immer an einen bestimmen Lebensabschnitt gebunden. Sie werden hauptsächlich durch die Angst vor Unwissen und einem damit einhergehenden Ohnmachtsgefühl hervorgerufen. Wer persönliche Vorerfahrungen zu einem angstbesetzten Thema gemacht hat, kann schnell durch Bilder oder Berichte getriggert werden.

Ursache und Aufrechterhaltung von Zukunftsängsten

Jeder von uns stellt sich die Frage, was die Zukunft für uns bereithält. Sei es der Schulabschluss, eine Kündigung, ein Jobeinstieg oder ein Arbeitsplatzwechsel: Immer wieder treten Zukunftsängste oder Sorgen in Phasen des Umbruchs oder der Veränderung auf. So kreisen die Ängste natürlich auch um zwischenmenschliche Themen wie Partnerschaften oder die Familienplanung. Auch die Berichterstattung und der damit verbundene Weltschmerz können Zukunftsängste auf verschiedenste Themengebiete ausweiten.

Tragen Social Media zum Weltschmerz bei?

Eine neue Push-Benachrichtigung auf dem Handy birgt in der Regel selten gute Nachrichten: Corona-Pandemie, Zahlen des RKI, der Russland-Ukraine-Krieg, Aufstände im Iran, Klimawandel, Armut und vieles mehr. „Die Diskrepanz zwischen dem Idealbild der Welt und der Realität wird insbesondere durch die sozialen Medien und die Nachrichten deutlich. Häufig wird erst dabei die eigene Unzulänglichkeit hinsichtlich individueller Wunschvorstellungen ersichtlich“, ergänzen die Expertinnen. Wir fühlen uns ohnmächtig und sind nicht in der Lage zu intervenieren, um Freiheit und Harmonie in der Welt zu schaffen. Dabei versuchen die sozialen Medien, unsere Wahrnehmung und unser Verhalten mit bestimmten Formulierungen – dem sogenannten Framing-Effekt – gezielt zu beeinflussen.

Wie äußern sich Weltschmerz und Zukunftsängste?

Beide psychologischen Phänomene wirken sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene. Zukunftsängste können sich in Form einer temporären ängstlichen oder deprimierten Verstimmung äußern. Damit einhergehend können Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel, Schweißausbrüche, Herzrasen, Zittern oder Atemnot auftreten. Ängste oder das Gefühl von Ohnmacht werden aber auch auf kognitiver Ebene in Form von Gedankenkreisen, Erwartungsangst oder sozialem Rückzug spürbar.

Wie geht man am besten mit negativen Informationen um?

Es ist wichtig, sich mit den aktuellen Geschehnissen auseinanderzusetzen und über das Weltgeschehen informiert zu sein. Dennoch muss das Handy nicht jede Stunde hervorgeholt werden, um sich auf den neusten Stand der Dinge zu bringen. Der Fokus sollte insbesondere auf den Dingen liegen, welche tatsächlich beeinflusst werden können. Um in Zukunft besser mit negativen Nachrichten umgehen zu können, haben die beiden Psychologinnen fünf Tipps zusammengestellt.

  1. Radikale Akzeptanz

Ein andauernder innerer Widerstand raubt Energie und kostbare Zeit. Akzeptanz bedeutet nicht zwangsläufig Zustimmung, sorgt aber für Ordnung im Inneren und trägt zur Gesundheitsförderung bei. Der Fokus sollte auf ein achtsames Wahrnehmen der Wirklichkeit gerichtet sein und nicht auf Dinge, die außerhalb des Kontrollbereichs liegen.

  1. Aktiv werden

Auch wenn wir uns an manchen Tagen ohnmächtig und klein fühlen, kann Weltschmerz als Quelle für Veränderung dienen. Welche gute Tat kann die Welt zu einem besseren Ort machen? Wie wäre es mit einer (Sach-)Spende an eine Organisation? Vielleicht einer ehrenamtlichen Tätigkeit, die Gutes bewirken kann? Oder einfach einer aktiven und bewussten Gestaltung Ihres Alltags? Wichtig ist: Die eigenen Werte und Normen sollten bei den Überlegungen unbedingt beachtet werden.

  1. Informationsquellen eingrenzen

Die Wahl der benötigten Informationen sollte auf nur wenige, glaubwürdige Quellen beschränkt werden. Tatsächliches (Fach-)Wissen kann eine beruhigende Wirkung auf Ängste haben, weshalb ein Augenmerk auf die Quellenangaben gelegt werden sollte. Panikmache ist nicht zielführend.

  1. Medienzeit begrenzen

Reduzieren Sie die Aufnahme neuer Informationen auf eine feste Zeit am Tag. Dabei sollte sich der Medienkonsum ausschließlich auf die Menge beschränken, die auch verarbeitet werden kann. Es liegt im eigenen Interesse, sich selbst zu schützen.

  1. Eigene Ressourcen erkennen

Es ist wichtig, für eigene Stabilität und Vorhersehbarkeit im persönlichen Umfeld zu sorgen. Dabei sollte man nicht ins Katastrophisieren verfallen, sondern sich die eigenen Ressourcen immer wieder vor Augen halten. Hier hilft: Dinge, die einem Kraft spenden, wie beispielsweise das Umfeld oder positive Erinnerungen, aufschreiben. So sind die eigenen Ressourcen immer präsent.

Mit Zuversicht in Richtung Zukunft

Es ist wichtig zu verstehen, dass negative Dinge oder Prozesse auf der Welt ablaufen, auf die wir keinen Einfluss haben. Zwar ist es bis zu einem gewissen Maß möglich, einen positiven Beitrag zu leisten, dennoch sollten die Grenzen der Möglichkeiten erkannt und akzeptiert werden. „Individuelle Routinen und positive Erlebnisse müssen weiterhin erhalten bleiben. Gleichzeitig sollte auch das Gefühl von Angst akzeptiert und nicht verleugnet oder verharmlost werden“, so die beiden Psychologinnen. Das konkrete Ansprechen von Ängsten und Sorgen kann helfen, dass wir uns intensiver mit ihnen auseinandersetzen und in den Austausch gehen. Denn eines steht fest: Wir sind nicht alleine mit unseren Ängsten und Sorgen.

Zeit für professionelle Hilfe

Es ist ganz normal, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens schwierige Phasen durchläuft. Wenn unser Körper jedoch einem dauerhaften Stresszustand ausgesetzt ist, wirkt sich das negativ auf unser Allgemeinbefinden aus. Die Flut an Negativnachrichten in den Medien führt zu chronischem Stress, welcher wiederum Abgeschlagenheit, Energielosigkeit und Müdigkeit auslösen kann. Erkennen wir die Diskrepanz zwischen Wunschvorstellung und Realität, beginnt das endlose Grübeln über die Ungerechtigkeiten der Welt. Entscheidend ist nun, in welchem Umfang wir uns unseren Zukunftssorgen oder -ängsten zuwenden und inwieweit sie unser Leben beeinträchtigen. „Sofern ein anhaltender Leidensdruck besteht, welcher mit Begleitsymptomen wie Antriebslosigkeit, Schlafmangel oder einem Verlust an sozialen Interaktionen auftritt, kann eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein. Mit Unterstützung lassen sich Krisen deutlich leichter bewältigen“, betonen Eckert und Irani.

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