Geschichten, die berühren – wir begleiten Sie

Eine Diabeteserkrankung im Jugendalter kann sowohl für die Jugendlichen als auch für die Eltern herausfordernd sein. Wir möchten Sie nicht allein lassen und haben hilfreiche Informationen und Tipps zusammengestellt.

Der 16-jährige Luca hat ebenfalls Diabetes Typ 1 und nimmt Sie mit auf seine Reise.

Wir klären auf: Welche Auswirkungen haben hormonelle Veränderungen auf den Diabetes? Wie geht man mit neuen Ernährungstrends um? Und was sollte beachtet werden, wenn die Jugendlichen abends unterwegs sind? All das und noch vieles mehr erfahren Sie hier.

Luca mit Pen und Ben

Jetzt beginnt eine aufregende Zeit im Leben, wenn spätestens ab dem 12. Lebensjahr die Pubertät beginnt und sich so vieles verändert. In der Pubertät sind die Stoffwechseleinstellungen in einer Neujustierung und das merkt Luca auch an seinem Blutzuckerspiegel. Eigentlich konnte Luca den Blutzuckerspiegel immer gut im Blick behalten, aber jetzt scheint nichts mehr zu klappen. Der HbA1c-Wert steigt sogar schon an, was zeigt, dass der Blutzucker nicht nur kurz mal zu hoch ist.

Und es scheint auch egal zu sein, ob Luca und Ben gemeinsam unterwegs sind und beim Essen aufpassen oder ob sie Fußball spielen. Irgendwie spinnt der Blutzucker viel zu oft. Ben's Diabetes ist schon richtig angepasst, daher schaut er immer auf Luca, ob alles in Ordnung ist.

Da aber die Pubertät auch eine Lebensphase ist, in der es um persönliche Entwicklung und das Erlernen von Selbständigkeit geht, ist es wichtig, dass Luca inzwischen sicher in der Insulintherapie, der Anwendung des Pens und der Insulinpumpe ist.

Und wenn Ben und Lucas Freunde um den Diabetes wissen und auch wissen, dass Luca Hilfe braucht, wenn es ihm mal nicht so gut geht, dann wird die Pubertät das Abenteuer sein, dass es für alle Jugendlichen und ihre Familien ist.

Erfahren Sie mehr zu Diabetes im Jugendalter

Die steigende Bildung weiblicher und männlicher Geschlechtshormone in der Pubertät, vermindert die Insulinwirksamkeit. Da diese Hormone in wechselnden Konzentrationen im Stoffwechsel kreisen, ohne dass wir genau sagen können, wann wie viel anflutet, ist das Insulin- und Blutzuckermanagement besonders schwierig. Auch die einsetzende Periode bei den Mädchen hat einen großen Einfluss. Gerade während der Monatsregel ist daher die Insulintherapie sehr erschwert.

Das Wachstumshormon hat ebenso einen negativen Einfluss auf das Insulin, sodass es in der Pubertät häufiger zu morgendlichen Hypoglykämien kommt (Dawn-Phänomen).

Als Fazit lässt sich sagen, dass der Insulinbedarf während der Pubertät engmaschiger beachtet werden muss und ggf. die Insulinmengen in Absprache mit den Diabetologen erhöht werden müssen. Ungefähr ab dem 20. Lebensjahr reguliert sich der Insulinbedarf auf den Bedarf eines Erwachsenen.

Für Luca lief das Leben in den letzten Jahren ganz ruhig ab und auch die Insulintherapie schien gelernt und einfach zu sein. Seit der Pubertät kommt es aber in der Schule, zu Hause und sogar manchmal mit den Freunden zu stressigen Situationen.

Stress ist als Körperreaktion lange bekannt und auch schon lange wissenschaftlich beschrieben, sodass wir heute sehr gut um die Freisetzung von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol Bescheid wissen. Und hier liegt das Problem: Cortisol steigert die Glukoseproduktion in der Leber, Adrenalin lässt die Herzfrequenz ansteigen, erweitert die Luftwege und verstärkt die Durchblutung der Muskulatur. Noradrenalin, erhöht den Abstieg des Blutdrucks und den Abbau von Speicherzucker, erhöht also den Blutzuckerspiegel.

Bei Gesunden ist dies überhaupt kein Problem, denn der Stoffwechsel reagiert sofort darauf und reguliert den Blutzuckerspiegel zurück in normale Werte. Bei Typ 1 Diabetikern führt Stress, egal wie dieser verursacht wird, zu einem Anstieg der Blutglukosewerte. Sollte der Stress längere Zeit andauern, werden zusätzlich Glukagon und Wachstumshormone ausgeschüttet, was wiederum den Anstieg von Glukose im Blut steigert und die Wirkung des Insulins reduziert.

Da Stress sehr individuell empfunden wird, ist es gut herauszufinden, wie der Blutzuckerspiegel auf verschiedene Stresssituationen reagiert.

Hintergrund:

  • Kurzfristig auftretender Stress führt zu einem Blutzuckeranstieg, der keiner Therapie bedarf.
  • Langfristige Stresssituationen führen zu dauerhaften Erhöhungen des Blutzuckerspiegels. Sie erfordern eine Erhöhung der Insulindosis.
  • Positiver Stress ist selbst gewollt und daher akzeptiert. Er kann jederzeit beendet werden. Die Veränderung der Stoffwechselsituation ist daher gut einschätzbar.
  • Negativer Stress ist nicht beherrschbar und führt oft zu langfristigen Verschlechterungen der Stoffwechseleinstellung.

Ein zu hoher Blutzuckerwert, die so genannten Hyperglykämien, ist das Grundproblem des Diabetes, der langfristig zu vielen Schäden im Organismus führt. Um dies zu vermeiden, brauchen Patienten mit Typ 1 Diabetes die Insulintherapie, die regelmäßig zu Hause und mit den Diabetologen beobachtet und begleitet wird.

Viel kurzfristiger treten aber auch Unterzuckerungen, sogenannte Hypoglykämien auf, die sehr unangenehme Folgen nach sich ziehen können, auf die man schnell und richtig reagieren muss.

Unterzuckerungen können nach nationalen und internationalen Leitlinien zwar nicht eindeutig definiert werden, da die Symptome recht individuell sind, aber die grobe Einteilung ist doch wichtig zu kennen – für die Diabetiker selbst, aber auch für Menschen, die mit Diabetikern leben oder befreundet sind:

Nichtspürbare Hypoglykämien werden als asymptomatisch bezeichnet. Der Blutzucker-Wert liegt unter 65 mg/dl, es liegen keine Hypoglykämiezeichen vor.

Spürbare, als symptomatische Hypoglykämien werden als solche bezeichnet, wenn zwar Hypoglykämiezeichen wahrgenommen werden, aber das Bewusstsein noch klar ist.

Schwere Hypoglykämien sind solche, bei denen es zu Bewusstlosigkeit oder Krämpfen kommt.

Bei insgesamt schlecht eingestelltem Diabetes mit Durchschnittswerten um oder über 200mg/dl, können die Hypoglykämien-Symptome schon bei Blutzuckerwerten um 100mg/dl auftreten.

Schwere Hypoglykämien sind sehr gefürchtet, weil Luca dann in höchstem Maße hilfebedürftig ist. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle während des Tages so wichtig.

Hypoglykämien lassen sich oft schon durch kleine Vorboten erkennen. Auch wenn diese Liste der Anzeichen einer Hypoglykämie erschlagend wirkt, zeigt sie wie vielfältig die Auswirkungen sein können. In der Regel treten bei unterschiedlichen Personen unterschiedliche Zeichen der Hypoglykämien auf, die man irgendwann dann vielleicht schon erkennt. Dies könnten beispielsweise folgende Symptome sein: Schwitzen, Zittrigkeit, Herzklopfen, Schwindel, Kopfschmerzen, Hungergefühl, Übelkeit, feuchte, kalte, blasse Haut, dunkle Augenringe, Störungen beim Sprechen und Denken, Koordinationsprobleme, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, innere Unruhe, aggressives Verhalten und viele andere mehr.

Manche dieser Reaktionen können auch bei Blutzuckerwerten über 300 mg/dl auftreten, daher ist es wichtig immer zuerst den Blutzuckerwert zu messen, bevor man irgendwie reagiert.

Unterzuckerungen können durch zu starke Insulinwirkung, zu wenig Nahrung, intensive körperliche Anstrengungen und bei Jugendlichen und Erwachsenen auch durch Alkoholkonsum entstehen.

Neben nachlässiger Insulintherapie, falschem Spitzen oder eben ungenügender Ernährung oder Alkoholkonsum, können auch einige unerwartete Situationen zu Hypoglykämien führen. So senkt zum Beispiel ein heißes Bad, eine Sauna oder große Hitze im Sommer die Hautschichten auf, die dann stärker durchblutet werden und so zu einer verstärkten Insulinwirkung führt.

Nichts ist so spannend wie die Ernährung. Jedenfalls wenn man den Medien glauben möchte. Immer wieder werden neue Ideen zum Thema gesunde Ernährung und Lebensmittelauswahl öffentlich diskutiert und als sichere neuste Wunderwaffe für ewige Jugend, Schlankheit, Gesundheit und moralisch-ökologische Integrität kommuniziert. Und hier haben die Jugendlichen über die sozialen Medien täglich mit einer enorm großen Zahl an Ernährungsinformationen von Influencern zu tun.

Ob es vegane, plant-based oder regionale Ernährung oder CleanEating ist, die an unser ökologisches Gewissen appelliert. Ob es Infos zum Gewichtsmanagement sind oder Muskelaufbau wie LowCarb Diäten oder Proteinergänzungen. So gut wie täglich werden uns gerade in den sozialen Medien ungefragt Informationen zu gesunder Ernährung angeboten, egal ob wir diese gerade brauchen oder, ob sie zu uns passen.

Für Luca heißt dies, genau zu schauen, was tatsächlich für ihn relevant ist. Die Influencer und andere Autoren von allgemeinen Ernährungsinformationen kennen Luca nicht und zielen in den Posts und Artikeln selten auf Typ 1 Diabetiker ab.

Aber es ist wichtig, dass gerade Luca darauf achtet, dass seine Ernährung so gestaltet wird, dass er sein passendes Insulinmanagement einstellen kann. Luca hat zu Beginn seines Diabetes viel gelernt und weiß welche Lebensmittel insbesondere zur Gruppe der Kohlenhydrate gehören, die er besonders im Auge behalten muss. Dieses Wissen muss Luca anwenden, wenn er neue Ernährungstrends ausprobieren möchte.

Vielleicht lässt du dich einfach vom Ernährungsprofi beraten, wenn du deine Ernährung verändern möchtest, um weiterhin eine gute Blutzuckereinstellung hinzubekommen.

Luca

Mit Freunden abends unterwegs zu sein, ist gerade für Jugendliche ein Erlebnis und gehört zur pubertären Entwicklung. Luca ist länger auf, mehr in Bewegung und hat vielleicht auch mit den Freunden ein Glas Alkohol getrunken.

Dabei sollte Luca bedenken, dass nach körperlichen Anstrengungen am Abend und der in der Nacht der Blutzuckerspiegel absinkt. Zudem hemmt Alkohol die Glukoseproduktion in der Leber und kann damit weiterhin zu absinkenden Blutzuckerwerten führen, was leicht in einer Hypoglykämie enden kann. Da der Alkohol die Wahrnehmung verringert und die Signale einer Hypoglykämie schwerer erkennen lässt, ist es für Luca in so einer Situation schlechter möglich, so zu reagieren, wie er es sonst eigentlich gut kann.

Es ist also wichtig, dass Lucas Freunde von seinem Diabetes Typ 1 wissen, damit diese ggf. eher Hilfe anfordern, als sie es ansonsten tun würden.

Luca ist gerne unterwegs. Mit der Familie am Wochenende oder auf Urlaubsreise. Luca hat gelernt mit seinem Diabetes umzugehen, kennt die Lebensmittelgruppen, die er berechnen muss und kann die Insulindosierung sicher vornehmen.

Unterwegs zu sein heißt zwar nicht unbedingt, dass etwas anders gemacht werden muss, aber trotzdem ist es gut, wenn Luca genauer hinschaut, ob alles in Ordnung ist.

Vielleicht ist er im Urlaub in Ländern, deren Speisen er nicht genau kennt. Luca muss sich etwas mehr auf solche Situationen – und wenn nur gedanklich – vorbereiten, um seinen Diabetes gut im Griff zu behalten.

Gerade bei Auslandsreisen ist eine gute Planung wichtig: Wie viel Insulin, Spritzen, Stechhilfen, Lanzetten usw. werden für die Zeit benötigt? Hat er immer ein Notfallkohlenhydrat dabei und alles für seine Insulinpumpe oder für die kontinuierliche Glukosemessung?

Was gehört ins Reisegepäck?

  • Kurzzeit- und Verzögerungsinsulin und ausreichend Ersatz
  • Insulinspritzen und ausreichend Ersatz
  • Pens, passende Kanülen und ausreichend Insulin für den Pen
  • Teststreifen (Blutzucker, Keton) und ausreichend Ersatz
  • Stechhilfen und Lanzetten, Blutzuckermessegerät und Ersatzbatterien, ggf. weiteres Messgerät
  • Protokollheft
  • Not-Kohlenhydrat (Traubenzucker, Fruchtsaft)
  • Glukagon (GlukaGen Hypokit 1 mg; zwei Sets)
  • Glukoselösung (40- oder 50%ige)
  • Desinfektionstücher, wenn die hygienischen Bedingungen während der Reise nicht ausreichend sind
  • Kühlbehälter für das Insulin (in heißen Ländern)
  • Reiseapotheke mit Medikamenten: Glucose-Elektrolyt-Mischung gegen Reisedurchfall
  • Ibuprofen oder Paracetamol geben Fieber, Farbstoff-Lösung bei Hautverletzungen
  • Auslandskrankenschein oder entsprechende Unterlagen der Krankenkasse
  • Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Diabetesambulanz

Zusätzlich bei Pumpentherapie:

  • Ausreichend Katheter und Ersatz
  • Ersatzpumpen oder Insulinspritzen und Basalinsulin
  • Leere Insulinreservoires
  • Desinfektionsmittel und Setzhilfe für den Katheter
  • Ersatzbatterie und Ersatzadapter für die Insulinpumpe
  • Pflaster, insbesondere wasserdichte Folienpflaster
  • Wasserdichtes Aquapack für die Pumpe aus dem Outdoorladen
  • Aktueller Plan für die Spritzentherapie
  • Service-Rufnummer des Insulinpumpenherstellers und das Handbuch der Pumpe

Zusätzlich bei kontinuierlicher Glukosemessung (CGM)

  • Ausreichend Sensoren und Ersatz
  • Wenn nötig Setzhilfen
  • Ladegerät und Kabel
  • Desinfektionsmittel
  • Pflaster – wasserdichte Folienpflaster

Aktualisiert am

Autor: Mobil Krankenkasse