Grenzen setzen in Freundschaften: Ein Weg zu mehr Selbstfürsorge

In Freundschaften ist es okay, mal “Nein” zu sagen oder sogar alte Freundschaften loszulassen. Einen guten Umgang damit zu finden, erläutert unsere Expertin Marie.

Zwei junge Frauen in einer Umarmung.

Grenzen setzen in Freundschaften: Ein Weg zu mehr Selbstfürsorge

Wir haben mit Psychologin Marie-Sophie Vetter zum Thema Grenzen setzen in Freundschaften gesprochen. Welche Bedeutung Grenzen setzen hat und wie du Freundschaften loslassen kannst, erklärt sie in dem Artikel.

Kennst du das? Du hast eine enge Freundschaft, die dir schon seit Jahren wichtig ist, aber irgendwie fühlt sie sich in letzter Zeit nicht mehr so gut an – ist nicht mehr so leicht, wie früher? Vielleicht hast du auch das Gefühl, dass die Person dir nicht mehr gut tut oder dass ihr euch einfach auseinandergelebt habt. Dann erstmal kein Grund zur Sorge – denn mit diesem Thema bist du nicht allein. In unserer heutigen Welt sind Freundschaften oft von hohen Erwartungen geprägt,  du möchtest für deine Freunde da sein, immer ein offenes Ohr haben, alles für sie tun und am liebsten immer mit deinen Freunden zusammenbleiben. Vielleicht habt ihr euch das sogar geschworen?! Aber irgendwie ist jetzt auf einmal etwas anders - du merkst, wie nur noch du in diese Freundschaft investierst, sie sich nicht mehr so anfühlt, wie früher und du deine Bedürfnisse immer mehr hinten anstellst.

Pia Kabitzsch ist studierte Psychologin (M.Sc.), Bestseller-Autorin und Datingexpertin.
Psychologin Marie-Sophie © privat

Was kann helfen, wenn nur du in eine Freundschaft investierst?

2 Worte: Grenzen setzen. Denn dies ist ein wichtiger Schritt, um dein emotionales Wohlbefinden zu fördern. Denn gerade in Freundschaften ist es total okay, mal “Nein” zu sagen, deine Bedürfnisse zu äußern oder sogar alte Freundschaften loszulassen, wenn du merkst, dass dir diese nicht mehr gut tun. Und ja ich weiß - das kann echt schwer sein – besonders wenn es sich um langjährige Freundschaften handelt. Man hat so viele Erinnerungen zusammen und denkt sich: Das kann ich doch nicht einfach so beenden, mich davon jetzt abzugrenzen wäre doch viel zu egoistisch…. oder?“

Die Bedeutung von Grenzen

Schauen wir uns dazu das Thema “Grenzen setzen” mal genauer an. Hierbei kannst du dir Grenzen wie unsichtbare Linien vorstellen, die deinen persönlichen Raum definieren. Sie helfen dir, deine Bedürfnisse klar zu kommunizieren und schützen dich vor emotionaler Erschöpfung.

Wenn du also lernst, Grenzen zu setzen, schaffst du Platz für gesunde Beziehungen – auch wenn das bedeutet, dass du dich von manchen Freunden distanzieren musst. Denn nicht jede Freundschaft ist dazu ausgelegt, ein Leben lang zu halten. Und das ist auch gar nicht schlimm. Doch der Weg dies zu erkennen, kann echt herausfordernd sein. Denn das Erkennen, dass eine Freundschaft nicht mehr das ist, was sie einmal war, ist definitiv nicht leicht. Und vielleicht kommen dann auch Schuldgefühle in dir auf und du denkst: „Was wenn die andere Person unsere Freundschaft aber nicht aufgeben möchte?“

Alte Freundschaften loslassen

Das Ende einer Freundschaft kann sich erstmal anfühlen wie ein großer Trennungsschmerz – und auch das ist eine ganz normale Reaktion deines Körpers. Denn das Erinnern an all die schönen gemeinsamen Zeiten und Abenteuer ist etwas das vorerst Trauer in uns auslöst, auch wenn wir gleichzeitig merken, dass die Freundschaft schon lange nicht mehr das ist, was sie einmal für uns war.
Denn im Laufe des Lebens entwickelt sich jeder Mensch weiter – in seinem eigenen Tempo und auf seine eigene Art & Weise und schlägt somit vielleicht auch eine andere Richtung ein als man selbst. Und das ist okay!
 

Es ist wichtig zu erkennen, dass es in Ordnung ist, neue Wege zu gehen. Denn auch auf diesen neuen, vorerst unbekannten Wegen kann es gut sein, dass du neue Freunde finden wirst, die nun “besser” zu dir und deinem neuen Lebensabschnitt passen.

Aber wann weiß ich, ob ich eine Freundschaft beenden sollte?

Ganz wichtig - Sei ehrlich zu dir und frage dich: Macht mich die aktuelle Freundschaft mit dieser Person glücklich? Fühle ich mich in dieser Freundschaft wohl? Wenn die Antwort eher “Nein“ lautet ist es an der Zeit darüber nachzudenken, wie du mit dieser Freundschaft umgehen möchtest. Denn deine Bedürfnisse sind genauso wichtig, wie die der Anderen. Und wenn du merkst, dass eine Freundschaft nicht mehr das ist, was du für dich darunter definierst, dann darfst du diese Person in Liebe loslassen.

Diese Tipps können dir dabei helfen:

  1. Reflektiere deine Gefühle

    Nimm dir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken, was genau dich an der Freundschaft stört. Ist es das Verhalten der Person oder fühlst du dich einfach nicht mehr wohl?

  2. Sprich offen darüber

    Wenn du bereit bist, sprich mit der Person offen über deine Gefühle. Manchmal sind sich die Anderen gar nicht bewusst, wie ihr Verhalten auf dich wirkt.

  3. Setze klare Grenzen

    Wenn du merkst, dass eine Freundschaft dir nicht gut tut, setze klare Grenzen. Das kann bedeuten, weniger Zeit miteinander zu verbringen oder bestimmte Themen zu meiden. Stehe also für dich und deine Bedürfnisse ein.

  4. Sei bereit loszulassen

    Es kann schwer sein, aber manchmal ist es besser für dich und dein Wohlbefinden, eine Freundschaft zu beenden. Denke daran: Es gibt viele andere Menschen auf der Welt, die in dem Falle vielleicht besser zu dir und deinen Interessen passen.

  5. Finde neue Freunde

    Nutze die Gelegenheit, um neue Bekanntschaften zu schließen! Engagiere dich in Aktivitäten oder Gruppen, die deinen Interessen entsprechen – so triffst du gleichgesinnte Leute.
    Und erinnere dich - am Ende des Tages geht es darum, dass du dich in deinen Freundschaften wohlfühlst und glücklich bist. Also lass los von dem, was dir nicht guttut, und öffne dein Herz für neue Verbindungen! Du verdienst es, von Menschen umgeben zu sein, die dir ein gutes Gefühl geben.

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