Hangry: Macht Hunger wirklich aggressiv?
Der Magen knurrt und die Laune sinkt? Schuld ist der Hangry-Effekt. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt.
Inhaltsübersicht
Hangry: Macht Hunger wirklich aggressiv?
Jemanden kurz vor dem Mittagessen um einen Gefallen zu bitten, ist keine gute Idee: Es könnte sein, dass die Person hangry ist, also extrem schlechte Laune wegen Hunger hat. Gibt es diesen Effekt wirklich? Und wenn ja: Wie vermeiden wir ihn?
Hangry nennt man im englischen Sprachraum die aggressive Stimmung, die entsteht, wenn man zu lange nichts gegessen hat. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern hungry und angry, also hungrig und wütend. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass es das Phänomen wirklich gibt.¹
¹Studie „Hangry in the field: An experience sampling study on the impact of hunger on anger, irritability, and affect“
Wissenschaftler bestätigen den Hangry-Effekt
Für die Untersuchung gaben 64 Probanden drei Wochen lang fünfmal täglich per App Auskunft zu ihren Emotionen und ihrem Hungergefühl. Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Hungergrad und negativen Empfindungen wie Reizbarkeit und Wut. Rund 56 % solcher Gemütsbewegungen führten die Teilnehmer unmittelbar auf Hunger zurück.
Das heißt, nervige Kleinigkeiten können eher die Stimmung beeinflussen, wenn man erst mal hangry ist. Laboruntersuchungen haben sogar eine wissenschaftliche Erklärung dafür gefunden: Schuld am Hangry-Effekt ist offenbar ein Hormoncocktail.
Was passiert bei Hunger im Körper?
Wenn wir hungrig sind, sinkt der Blutzuckerspiegel. Die Bauchspeicheldrüse schüttet dann weniger Insulin aus – dem Gehirn wird so signalisiert: Du musst Essen suchen! Der Körper gerät dann unter Stress und schüttet Hormone wie Cortisol und Adrenalin aus.
Adrenalin löst die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion aus, Cortisol erhöht den Stresspegel. Zudem wird Neuropeptid Y ausgeschüttet – eine organische Verbindung, die den Appetit steigert und bewirken kann, dass wir uns aggressiver verhalten.
Wer auf solche chemischen Stressfaktoren sensibel reagiert, wird also besonders leicht hangry. Wann genau der Effekt einsetzt, ist bei jedem anders und hängt auch davon ab, was wir als letztes gegessen haben.
Wie vermeiden wir den Hangry-Effekt?
Damit wir gar nicht erst hangry werden, ist es vor allem wichtig, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Das klappt zum einen, wenn wir rechtzeitig essen, bevor der Hunger uns kalt erwischt. Zum anderen ist es sinnvoll, auf Lebensmittel zu setzen, die nährstoffreich sind und lange satt machen.
Dabei kommt es nicht auf möglichst viele Kalorien an, sondern auf die sogenannte Energiedichte: Sie gibt an, wie viel Energie ein Lebensmittel bei einer bestimmten Menge oder einem bestimmten Volumen hat.
So haben 100 Gramm Apfel eine niedrigere Energiedichte als 100 Gramm Schokolade.
Diese Lebensmittel können schlechter Laune vorbeugen
Generell kann man sagen, dass naturbelassene pflanzliche Lebensmittel fast immer eine niedrigere Energiedichte haben als stark verarbeitete Produkte, denn sie enthalten oft viel Wasser und Ballaststoffe – so vermitteln sie ein Sättigungsgefühl.
Auch Proteine können helfen: Sie haben einen niedrigen glykämischen Index – der Blutzucker steigt nicht so schnell und so hoch wie zum Beispiel nach einem Kohlenhydrat-Snack.Das Resultat: Das Hungergefühl danach ist auch nicht so stark.
Wer den Hangry-Effekt vermeiden will, greift deshalb am besten zu:
- Gemüse
- Kartoffeln
- Obst
- Buttermilch
- Milch
- Joghurt
- magerem Fisch und Fleisch
Eine hohe Energiedichte haben dagegen Produkte, die viel Zucker, Fett und Stärke enthalten – sie machen kurzfristig, aber nicht langanhaltend satt.
Fazit
Wer weiß, dass er leicht hangry wird, kann mit dem richtigen Snack zur passenden Zeit vorbeugend etwas dagegen tun. Und wer mal wieder kurz vor der Mittagspause angeschnauzt wird, sollte einmal tief durchatmen und sich klarmachen, dass die schlechte Laune wahrscheinlich einfach nur das Resultat eines knurrenden Magens ist.
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