Kaufsucht: Wenn Shopping zum Zwang wird

Wie lässt sich eine Kaufsucht erkennen und können Betroffene sie selbst behandeln? Wir klären auf und geben Tipps, um den Shopping-Kreislauf zu durchbrechen.

 

Eine Frau greift nach einem Stapel Kleidung und Accessoires auf dem Boden.

Ob Lebensmittel, Kleidung oder Technik – Einkaufen gehört zum Alltag und ist heute rund um die Uhr möglich. Bei manchen lässt der Wunsch, immer Neues zu besitzen, jedoch gar nicht mehr nach. Wenn das Shoppen immer mehr Raum im Leben einnimmt, ist oft von Kaufsucht die Rede. Ein solches ungesundes Kaufverhalten kann Betroffene stark belasten.

Wann das Kaufverhalten zum Problem wird

Die sogenannte Kaufsucht zeigt ähnliche Muster wie andere Suchterkrankungen, wird aber bislang nicht als eigene Suchtform anerkannt. Fachleute ordnen das Phänomen derzeit als Störung der Impulskontrolle ein – also als Verhalten, das Betroffene nur schwer steuern können, obwohl sie die negativen Folgen kennen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat sich der Begriff Kaufsucht jedoch eingebürgert, da er auf den Punkt bringt, was Betroffene empfinden.

Woran man Kaufsucht erkennt

Entscheidend ist bei einer Kaufsucht nicht, wie viel jemand kauft, sondern wie sehr das Verhalten belastet und den Alltag einschränkt. Typische Anzeichen sind:

  • Häufige, kaum kontrollierbare Impulse, etwas zu kaufen
  • Einkäufe, die nichts mit tatsächlichem Bedarf zu tun haben
  • Frust, Schuldgefühle oder Stress nach dem Kauf
  • Verheimlichen von Ausgaben oder Schulden
  • Konflikte mit Familie, Freundinnen und Freunden wegen des Gelds

Warum Menschen kaufsüchtig werden

Hinter einer Kaufsucht steckt also mehr als bloße Konsumlust. Bei vielen Betroffenen ist der Kaufimpuls mit der Gefühlsregulation verknüpft: Der Kauf verschafft kurzfristig Freude, lenkt ab oder beruhigt – doch das gute Gefühl hält nur kurz, danach folgen Scham oder Selbstvorwürfe und das nächste Kaufbedürfnis. Mehrere Faktoren können dabei zusammenspielen:

  • Gefühle und Stress: Einkaufen wird zur Strategie, mit Anspannung, Einsamkeit oder Frust umzugehen.
  • Temperament und Persönlichkeit: Menschen, die spontan oder impulsiv handeln, sind stärker gefährdet.
  • Gesellschaftlicher Druck: Werbung und soziale Medien fördern das Gefühl, sich über Besitz definieren zu müssen.
  • Einfache Verfügbarkeit: Online-Shops und ständige Rabattaktionen senken die Hemmschwelle.

Welche Folgen kann Kaufsucht haben?

Kaufsucht kann viele Lebensbereiche beeinträchtigen. Häufig entstehen finanzielle Probleme bis hin zu Schulden. Hinzu kommen Spannungen in Beziehungen, weil Käufe verheimlicht oder Ausgaben verschwiegen werden. Viele Betroffene ziehen sich zurück, schämen sich und fühlen sich überfordert. Nicht selten treten zusätzlich seelische Belastungen auf – etwa Depressionen, Ängste oder ein geringes Selbstwertgefühl. So entsteht ein Kreislauf: Wer sich schlecht fühlt, sucht Trost im Kaufen und verschlimmert damit das Problem.

Fünf Tipps: So durchbrechen Sie den Shopping-Kreislauf

Wer merkt, dass das Einkaufen zur Belastung wird, kann zunächst versuchen, wieder bewusster damit umzugehen. Kleine Veränderungen helfen oft schon:

  1. Käufe aufschieben: Warten Sie einen Tag, bevor Sie etwas bestellen oder bezahlen. Oft verschwindet der Impuls von selbst.
  2. Auslöser erkennen: Achten Sie darauf, in welchen Situationen das Bedürfnis besonders stark ist – zum Beispiel bei Stress, Frust oder Langeweile.
  3. Budget festlegen: Planen Sie feste Ausgabenlimits für Freizeit- oder Online-Einkäufe ein. So behalten Sie den Überblick.
  4. Verführungen reduzieren: Melden Sie sich von Werbe-Newslettern ab, löschen Sie Shopping-Apps und speichern Sie Zahlungsdaten nicht dauerhaft.
  5. Ersatzstrategien finden: Überlegen Sie, was sonst helfen kann, wenn der Drang zum Kaufen aufkommt – etwa ein kurzer Spaziergang, Musik hören oder ein Gespräch mit Freundinnen und Freunden.

Professionelle Unterstützung suchen

Wenn das Problem dennoch anhält, ist professionelle Unterstützung sinnvoll. Eine psychotherapeutische Beratung kann helfen, die Auslöser zu verstehen und neue Strategien zu entwickeln. Besonders wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie, die Gedanken und Gewohnheiten rund ums Kaufen verändert.

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Auch Schuldnerberatungen und Selbsthilfegruppen bieten praktische und emotionale Unterstützung. Erste Anlaufstellen und Kontakte finden Sie im Internet.

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Autor: Mobil Krankenkasse