Vom Fitness-Trend zur Fitness-Falle

Täglich posten Fitness-Blogger auf Instagram Bilder ihrer durchtrainierten Körper. Mit dem Hashtag #fitspo („Fitness“ und „Inspiration“) wollen sie andere zu einem gesünderen Lebensstil motivieren.

Leider führt dieser Trend auch dazu, dass es immer mehr Jugendliche übertreiben: Sie quälen sich im Fitnessstudio bis zum Erbrechen und halten gleichzeitig Diät. Ein Verhalten, das krank machen kann. Vor allem junge Frauen scheinen für das Phänomen „Instarexic“ („Instagram“ und „Anorexic“) anfällig zu sein.

„Instarexic“: Betroffene haben Kontrollbedürfnis

Der englische Arzt Henry Kimpton hat den Begriff „Instarexic“ geprägt. Er vergleicht den Fitnesswahn in sozialen Netzwerken rund um den Hashtag #fitspo mit Magersucht und Bulimie: Die Betroffenen wollen ihren Körper um jeden Preis kontrollieren.

Eine Studie der Flinders University im australischen Adelaide zeigt das gefährliche Potenzial des Trends: Viele der befragten jungen Frauen waren mit ihrem Körper unzufrieden, nachdem sie #fitspo-Bilder gesehen hatten. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass Fitness-Blogger zunehmend andere Stars als Vorbilder ablösen.¹

Instagram als Verstärker für Suchtverhalten

Doch ab welchem Maß wird Sport zur Sucht – und wann wird es gefährlich?

„Offiziell gibt es den Begriff ‚Sportsucht‘ in der Medizin gar nicht“, erklärt Sportpsychologe Prof. Dr. Oliver Stoll von der Universität Halle. „In meinen Augen ist eine Grenze erreicht, wenn jemand trotz Krankheit oder Verletzung weiterhin trainiert.“

Er unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Sportsucht. Letztere tritt in Verbindung mit Magersucht oder Bulimie auf. Während es nur wenige primäre Sportsüchtige gibt, treibt laut Stoll etwa jede vierte Patientin mit Essstörungen exzessiv Sport, um möglichst viele Kalorien zu verbrennen. Er hält es für denkbar, dass ein Dienst wie Instagram unter Umständen als Verstärker für das Suchtverhalten dienen kann.

Eine Grenze ist erreicht, wenn jemand trotz Krankheit oder Verletzung weiterhin trainiert.

Prof. Dr. Oliver Stoll

Sportsucht zu erkennen ist schwer

Die möglichen Gründe für eine Sportsucht sind laut Stoll vielfältig: „Eine zentrale Bedingung ist wohl eine entsprechende Persönlichkeitsdisposition wie zum Beispiel Perfektionismus.

Hinzu kommen dann bestimmte Auslöser, also etwa ein kritisches Lebensereignis. Die Folgen der Sportsucht sind die gleichen wie bei stoffgebundenen Süchten: Soziale Isolation, körperlicher Abbau und Entzugserscheinungen drohen, wenn kein Sport getrieben wird. Doch wie erkennt man das von außen? Und wie kann man helfen?

„Sportsucht frühzeitig zu erkennen, ist für Angehörige und Freunde schwer“, so Stoll. „Am wichtigsten ist eigentlich zunächst die Einsicht des Betroffenen, dass irgendetwas nicht stimmt.“ Sportsüchtige finden Hilfe bei Fachärzten für Neurologie oder Psychosomatik sowie bei psychologischen Psychotherapeuten. Oft hilft eine Verhaltenstherapie. Und manchmal verschwindet eine solche „Suchtphase“ von selbst wieder.

Fazit: Gesundheit und Wohlbefinden geben das Maß vor

Sport treiben und auf eine ausgewogene Ernährung achten ist gesund - aber spätestens das Phänomen „Instarexic“ macht deutlich: Nicht der Waschbettbauch und kein Gramm Fett am Körper für das #fitspo-Foto sollten das Trainingsziel sein, sondern ein gesunder Körper und ein ausgewogener Lebensstil.

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¹Befragung von 130 Frauen zwischen 17 und 30 zum Zusammenhang von Instagram-Nutzung und körperlicher Selbstwahrnehmung

Aktualisiert am

Autor: Mobil Krankenkasse