Pseudokrupp – Hustenschreck in der Nacht
Die Erkältungssaison steht bevor und damit mehren sich Pseudokrupp-Anfälle bei Kindern. Die fiesen Attacken gehen mit bellendem, gepresstem Husten und Atemnot einher und sind für Eltern und Kinder zunächst ein großer Schock. Wir zeigen Ihnen, wie Sie bei einem Pseudokrupp-Anfall richtig handeln.
Was ist Pseudokrupp?
Pseudokrupp ist eine Erkrankung, die hauptsächlich durch Viren ausgelöst wird. Das können sämtliche Erkältungsviren von Influenza über RSV bis hin zu Covid-19 sein, aber auch harmlose Atemwegsinfekte. Bei einer Pseudokrupp-Erkrankung entzündet sich die Schleimhaut im Bereich von Kehlkopf und Stimmbändern und schwillt an. Dadurch verengen sich die Atemwege, was typische Symptome wie den bellenden, gepressten Husten (wie ein Hund) mit ziehendem Einatemgeräusch, eine heisere Stimme und Atemnot hervorruft. Da die Schwellung den Kehlkopf einengt, atmen betroffene Kinder schneller und holen tiefer Luft. Sie haben zwar oft nur leichte Atemnot, sind jedoch verängstigt und weinen. Angst und Panik verstärken die Atemnot zusätzlich.
Pseudokrupp tritt meist bei Babys und kleineren Kindern im Alter zwischen drei Monaten und circa sechs Jahren auf. Später sind die Atemwege so geweitet, dass sich eine Schwellung im Kehlkopfbereich nicht mehr drastisch auswirkt. Jungen sind statistisch gesehen etwas häufiger betroffen als Mädchen.1
Sofortmaßnahmen für zu Hause
Die typischen Pseudokrupp-Anfälle ereignen sich oft nachts und wirken im ersten Moment sehr bedrohlich. Auch wenn es aufgrund der eigenen Aufregung schwerfällt – die Beruhigung des Kindes ist in dieser Situation das A und O. Folgende Maßnahmen sollten Sie umgehend durchführen:2
- Richten Sie den Oberkörper Ihres Kindes auf.
- Beruhigen Sie Ihr Kind, indem Sie selber Ruhe ausstrahlen, tief ein- und ausatmen und Ihren Puls runterfahren.
- Feuchtkühle Luft hilft: Öffnen Sie die Fenster weit oder gehen Sie mit Ihrem Kind an die frische Luft. Stellen Sie sich alternativ vor den geöffneten Kühlschank / das Gefrierfach (warm anziehen nicht vergessen). Hinweis: Warmer Wasserdampf (Badezimmermethode) hilft nicht!
- Lenken Sie Ihr Kind ab. Alles, was hilft, ist erlaubt.
- Sobald sich Ihr Kind etwas beruhigt, hilft ein kaltes Getränk.
- Tritt der Pseudokrupp-Anfall zum wiederholten Male auf, hat der Kinderarzt eventuell präventiv Kortisonzäpfchen oder -saft verschrieben. Diese wirken entzündungshemmend und lassen die Schleimhaut abschwellen. Die Wirkung tritt jedoch erst nach einiger Zeit (circa ein bis zwei Stunden) ein.
Ein Pseudokrupp-Anfall ist oft weniger gefährlich, als wir es im ersten Moment vermuten, und klingt in der Regel von allein wieder ab. In seltenen Fällen wird die Atemnot so groß, dass akute Erstickungsgefahr droht.
Wichtig
Bleiben Sie selber möglichst ruhig und beruhigen Sie Ihr Kind, damit die Atemnot nicht durch Angst und Panik verstärkt wird.
Wann sollten Sie den Notarzt rufen?
Wenn die Sofortmaßnahmen keine Linderung erzielen und die Atemnot anhält, sollten Sie umgehend den Notarzt (112) rufen. Diese Symptome weisen auf eine ernsthafte Luftnot hin:
- Die Haut zwischen den Rippen zieht sich beim Einatmen sichtbar ein.
- Die Nasenflügel beben.
- Das Pfeifen beim Einatmen nimmt zu.
- Haut und Lippen verfärben sich bläulich (Zyanose).
Bei der notärztlichen Behandlung bekommt das Kind in der Regel über eine Maske einen abschwellenden Dampf zum Inhalieren.
Bei Verdacht auf Pseudokrupp immer zum Kinderarzt
Sie sollten jeden plötzlich auftretenden bellenden Husten Ihres Kindes ernst nehmen und diesen kinderärztlich abklären lassen. Pseudokrupp-Anfälle können sich wiederholen. Der Kinderarzt wird Ihnen vorbeugende Maßnahmen empfehlen, um die Atemwege freizuhalten und unter Umständen präventiv ein kortisonhaltiges Medikament für das erneute Auftreten verschreiben.
Die Untersuchung beim Kinderarzt ist zudem sehr wichtig, um Pseudokrupp vom „echten“ Krupphusten zu unterscheiden. Dieser tritt bei lebensgefährlichen Infektionskrankheiten wie Diphterie auf. In der Regel sind die Kinder gegen diese Krankheiten geimpft, sodass sie hierzulande sehr selten auftreten.3
Mehr Informationen
Telefonische Hilfe im Notfall erhalten Sie rund um die Uhr in der kostenfreien Online-Sprechstunde der TeleClinic. Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite. Wie Sie im Notfall bei Kindern richtig handeln, erfahren Sie zudem in unserem kostenfreien Online-Seminar „Notfallsituationen und Erste Hilfe bei Kindern“ mit Janko von Ribbeck.