So kommen Sie gut durch die Wechseljahre
Immer diese Hormone! Die Wechseljahre sind keine Krankheit und dennoch stellen sie die meisten Frauen vor große Herausforderungen.
Wussten Sie eigentlich, dass die Hormonumstellung während der Wechseljahre in ihrer Kraft vergleichbar mit der Umstellung in der Pubertät oder einer Schwangerschaft ist? Wechseljahre-Beraterin Ellen Cornely-Peeters wirbt in ihrer Arbeit und ihrem neuen Buch für einen positiven Blick auf diesen besonderen Abschnitt im Leben einer Frau. Im Interview spricht sie mit uns über plötzliche Hitzewallungen, den Einsatz künstlicher Hormone und warum es jetzt an der Zeit ist, dass frau auf ihre eigenen Bedürfnisse hört.
Zehn Fragen an Ellen Cornely-Peeters, Wechseljahre-Beraterin
Mobil Krankenkasse: Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Vergesslichkeit – eben schien noch alles in Ordnung und plötzlich fühlt frau sich überfordert, hilflos und ist völlig irritiert. Frau Cornely-Peeters, woran erkennt eine Frau, dass die Wechseljahre da sind?
Ellen Cornely-Peeters: Zu den eindeutigen Zeichen der Wechseljahre gehören unregelmäßige Zyklen, ausbleibende Blutungen oder auch ungewöhnlich starke Blutungen. Hitzewallungen sind die Kardinalsymptome der Perimenopause und weisen auf den absinkenden Östrogenspiegel hin. Man geht davon aus, dass über 80 % der Frauen von Hitze- und Schweißausbrüchen betroffen sind. Unter den unspezifischen Zeichen, die uns schon einige Jahre vor der Menopause auf die Hormonumstellung hinweisen, sind eine verminderte Stressresistenz, Schlafprobleme und ungewohnte Reizbarkeit. Meist bemerkt unser Umfeld viel eher als wir selbst, dass im Hormonhaushalt einiges ins Wanken gerät.
Mobil Krankenkasse: Erst die Periode, dann eventuell Schwangerschaften und zum Schluss auch noch die Wechseljahre – im Leben einer Frau scheint ein Hormonumschwung dem nächsten zu folgen, haben wir denn nie Ruhe?
Ellen Cornely-Peeters: Leider werden unsere Fruchtbarkeit und die damit verbundenen Hormonschwankungen oft sehr negativ bewertet. Ich bin überzeugt, dass Fruchtbarkeit ein wunderbares Geschenk ist. Dass wir mit guter Aufklärungsarbeit dem Zyklus einen würdigen Platz in unserem Leben einräumen, ihn in ein positive(re)s Licht rücken können. Je eher schon junge Frauen über das Zusammenspiel Bescheid wissen, desto besser. Wenn sie nachvollziehen können, wie das Auf und Ab der Gefühle und das körperliche Wohlbefinden mit den Hormonen zusammenhängen und was sie selbst tun können, um im Einklang mit dem Zyklus zu leben, desto weniger Beschwerden werden sie wahrnehmen. Schließlich wird uns das Wechselspiel der Hormone rund 30 Jahre unseres Lebens begleiten.
Durch unabhängige Informations- und Aufklärungsarbeit kann es gelingen, auch die Wechseljahre endlich zu enttabuisieren und in ein positives Licht zu rücken. Zum Beispiel dass wir nach Ende der fruchtbaren Jahre selbstbestimmt, frei und unabhängig vom Zyklus unseren eigenen Rhythmus finden und unabhängig vom Auf und Ab der Hormone noch einmal ganz neu durchstarten können.
Mobil Krankenkasse: Der Klassiker der Wechseljahre sind die immer wieder aufkommenden Hitzewallungen – manche Frauen leiden „nur“ Monate darunter, andere Jahre. Was ist Ihr Geheimtipp, wenn einen die Hitze mal wieder eiskalt erwischt?
Ellen Cornely-Peeters: Zum Leidwesen betroffener Frauen gibt es nicht „den“ Geheimtipp gegen Hitzewallungen, denn jede Frau nimmt sie anders war. Die einen freuen sich über ein wohliges Wärmegefühl, die anderen müssen sich zehn Mal pro Tag umziehen, weil sie völlig durchgeschwitzt sind. Wir wissen, dass Hitzewallungen durch den Rückzug der Östrogene ausgelöst werden und ein Zeichen der nahen Menopause sind. Wenn sie sich jedoch über die Maßen hinaus negativ auf die Lebensqualität auswirken, können auch andere Ursachen als Verstärker dahinterstecken. Daher wird eine gute Work-Life-Balance immer wichtiger. Sie bildet die Basis für eine gute Hormonbalance. Auch ein gesunder Stoffwechsel und eine gesunde Schilddrüse tragen wesentlich zu einem gemäßigteren Verlauf bei. Ebenso wie Selbstvertrauen und Gelassenheit.
„Keep cool“ wäre mein Tipp. „Keep cool“ bedeutet frei übersetzt ja so viel wie: einen kühlen Kopf bewahren! Ruhig Blut! Keine Panik! Alles wird gut! „Keep cool“ umschreibt für mich jedoch auch, ein Gespür für die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln, sie wahrzunehmen und im Besonderen sie anzuerkennen. Und genau dabei unterstützen uns sogar die Symptome der Hormonumstellung. Meine Empfehlung für alle Frauen: Schaut euch um in eurem Leben. Was ist wirklich wichtig? Was kann umorganisiert werden? Was kann ich loslassen? Was möchte ich stattdessen tun?
Mobil Krankenkasse: In Ihrem Buch erzählen Sie immer wieder, dass die Gabe von bioidentischen Hormonen Wechseljahresbeschwerden lindern kann. Sie merken aber auch an, dass sie nur möglichst gering dosiert werden sollten. Warum sollte man mit dem Einsatz von (bioidentischen) Hormonen so vorsichtig sein?
Ellen Cornely-Peeters: Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass wir auch nach den Wechseljahren keine Hormonmangelwesen sein werden und dass es einen Unterschied zwischen einer HET (Hormonersatztherapie mit chemisch veränderten, hormonähnlichen, körperfremden Substanzen) und einer BHT (Hormontherapie mit bioidentischen Hormonen) gibt.
Auch Letztere sind weder „bio“ noch „natürlich“. Auch sie werden im Labor hergestellt. Der wichtige Unterschied zu synthetischen Hormonen ist, dass die bioidentischen genau die gleiche chemische Struktur wie unsere körpereigenen Hormone aufweisen. Man bezeichnet sie als „naturidentisch“, weil sie auf die gleiche Art und Weise ihre Wirkung entfalten wie unsere körpereigenen. Sie können über die Haut verabreicht werden, sind hochwirksam, jedoch weniger toxisch für den Leberstoffwechsel.
Ob eine Unterstützung mit (bioidentischen) Hormonen sinnvoll oder sogar notwendig ist, wird erst nach einer ausführlichen Anamnese deutlich. Daher geht es in meiner Beratung immer um die ganzheitliche Betrachtung der Beschwerden. Mögliche weitere Ursachen bzw. Verstärker werden ausgelotet und alternative Unterstützungsmöglichkeiten besprochen.
Wenn eine Frau jedoch unter sehr starken Umstellungsbeschwerden leidet, ja sogar eine Arbeitsunfähigkeit droht, kann die Begleitung mit (bioidentischen) Hormonen aus gesundheitlichen Gründen eine absolut notwendige Entscheidung sein. So niedrig dosiert wie möglich und nur so lange wie nötig. Bis sich Turbulenzen gelegt und wir uns an den niedrigeren Hormonspiegel gewöhnt haben.
Eine unnötig hohe Dosierung und ein festes Schema würden die Wechseljahre „künstlich“ hinauszögern. Beschwerden würden wieder auftreten, sobald die Hormone absetzt werden. Es sei denn, frau ist bereit, die Hormontherapie ein Leben lang fortzuführen.
Mobil Krankenkasse: Ernährung spielt für viele Frauen einen Großteil ihres Lebens lang eine wichtige Rolle, sei es, um fit und gesund zu bleiben, abzunehmen oder um zu genießen. Welches sind die besten Nahrungsmittel in den Wechseljahren?
Ellen Cornely-Peeters: Grundsätzlich sind eine abwechslungsreiche, pflanzenbasierte Ernährungsweise mit reichlich Vitalstoffen und ein gut funktionierender Stoffwechsel mitentscheidend für eine entspannte Wechselzeit. Die Empfehlung lautet, mindestens fünf Portionen Gemüse und Obst pro Tag zu verzehren. Möglichst regional und biologisch angebaut, um das Mitessen von Giftstoffen und hormonaktiven Zellgiften auf ein Minimum zu reduzieren.
Als besonders wertvoll haben sich grüne Gemüsesorten, Beerenfrüchte und Ballaststoffe, die alles andere als Ballast sind, und essenzielle Fette, die nicht fett, sondern satt und glücklich machen, erwiesen. Frische Kräuter und Gewürze ergänzen die gesunde Vielfalt. In all diesen Lebensmitteln finden sich nachweislich besonders gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe, die hormonausgleichend, entzündungshemmend, leberstärkend, entgiftend und verdauungsfördernd wirken. Besonderer Benefit: Hitzewallungen können allein durch die Lebensmittelauswahl deutlich reduziert werden.
Saaten, Samen und Nüsse versorgen uns mit lebenswichtigen essenziellen Fettsäuren und Eiweißen. Hochwertige Eiweiße finden wir auch in Hülsenfrüchten und Vollwertgetreide. Fisch und Algen liefern wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Natürlich gehören auch hochwertige, komplexe Kohlenhydrate zu einer vollwertigen Ernährungsweise.
Mobil Krankenkasse: In der Menopause fühlen sich viele Frauen überfordert und gestresst, selbst wenn sie vorher zur Sorte „Powerfrau, engagiert im Beruf und mit vielen Hobbys und Kontakten“ gehörten. Muss frau sich mit diesem Zustand arrangieren, oder kommt die Energie irgendwann von alleine wieder?
Ellen Cornely-Peeters: Wenn den Frauen, ja der ganzen Gesellschaft bewusst wäre, dass die Hormonumstellung in den Wechseljahren genauso anstrengend ist wie in der Pubertät und während einer Schwangerschaft, wäre von allen Seiten ein viel größeres Verständnis zu erwarten, und Frauen in der Lebensmitte müssten sich viel weniger Sorgen machen. Ganz im Gegenteil: Sie wüssten, dass es eine typische Reaktion des Körpers ist, der uns sagt: „Ich brauche gerade mehr Ruhe, damit die Hormonumstellung gut stattfinden kann.“
Statt uns über unsere Grenzen hinaus immer weiter zu (über)fordern, sind die Wechseljahre genau die richtige Zeit, um mehr Selbstfürsorge walten zu lassen. Eine Phase in unserem Leben, die wir nutzen können, um den Alltag zu hinterfragen: Für wen oder was genau lege ich mich eigentlich tagtäglich so ins Zeug? Wer oder was raubt mir zunehmend meine Energie? Es kommt nicht darauf an, ob wir Karrierefrau, Familienfrau oder beides sind. Nicht selten sind wir bis zu 15 Stunden am Tag im Einsatz! Daher sollte sich keine Frau mit Energielosigkeit arrangieren, sondern sich daranmachen, Energieräuber aufzuspüren und sich ihrer Energiespender bewusst zu werden.
Mobil Krankenkasse: Die meisten Menschen haben so eine Frau im Freundeskreis, die mit Mitte/Ende 40 noch einmal neu durchstartet. Endlich Karriere machen, die wahre Berufung finden oder ein neues Leben mit einem neuen Partner beginnen – ist dieser Schwung, Dinge anzugehen, auch auf die Hormonumstellung zurückzuführen?
Ellen Cornely-Peeters: In jedem Fall spielen die Hormone eine wichtige Rolle. Es ist sehr interessant zu beobachten, dass, wenn sich mit Beginn der Wechseljahre ganz allmählich der Hormonnebel lichtet, auch der Blick auf die eigenen Bedürfnisse viel klarer wird. Waren wir doch bisher durch die hohen Hormonspiegel auf das „Bemuttern“ und das Umsorgen anderer „programmiert“, können wir ab jetzt die frei werdenden Energien, die allmonatlich für die Eizellenreifung aufgewendet wurden, nutzen. Unseren eigenen Wünschen endlich den nötigen Raum geben, um frei und unabhängig vom Wechselspiel des Zyklus die zweite Lebenshälfte zu rocken. „Change of life“, wie es im Englischen so schön heißt.
Mobil Krankenkasse: Hitzewallungen, wechselnde Emotionen und das Ausbleiben der Periode – die typischen Anzeichen der Menopause kennen die meisten Frauen, bevor sie eintreten. Aber gibt es etwas, das viele überrascht? Eine häufige, aber wenig bekannte Begleiterscheinung dieser herausfordernden Zeit?
Ellen Cornely-Peeters: Eine eher unbekannte Begleiterscheinung des Wechsels sind Gelenkschmerzen. Hormone haben großen Einfluss auf die Durchblutung und die Befeuchtung aller Gewebe. Durch den niedrigeren Östrogenspiegel werden weniger Kollagen und Hyaluronsäure gebildet, wird weniger Flüssigkeit gespeichert: wichtige Bestandteile für die Elastizität von Haut und Gelenken. Dadurch lässt unter anderem die Nährstoffversorgung der Kapselhüllen und die der Knorpel nach. Das macht sich durch Gelenksteifigkeit und/oder auch -schmerzen bemerkbar.
Wichtig sind daher stets ausreichende Bewegung, reichlich Wasser zu trinken und eine vitalstoffreiche Ernährung, um eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen und wichtigen Spurenelementen zu gewährleisten. So bleiben die Gelenke noch lange geschmeidig und schmerzfrei.
Aber auch die wechseljahresbedingte Gewichtszunahme ist vielen Frauen nicht bewusst. Wir benötigen alleine durch die Tatsache, dass der Zyklus wegfällt, ca. 400 kcal pro Tag weniger als in der fruchtbaren Lebensphase. Wenn wir jedoch weiterhin so essen wie immer, haben wir schnell einige Kilos zu viel auf den Hüften.
Daher ist reichlich Bewegung in Kombination mit einer Ernährungsumstellung auch hier die optimale Herangehensweise, um unseren Körper fit und in Form zu halten, womit keinesfalls Diäten gemeint sind. Bis zu 5 kg Gewichtszunahme sind jedoch durchaus normal und keinesfalls ein Fluch, wie viele Frauen glauben. Denn ab jetzt übernimmt das Fettgewebe einen Großteil der Östrogenproduktion.
Mobil Krankenkasse: Die Stimmung schwankt, sobald Hormone ins Spiel kommen oder sich eben, wie bei den Wechseljahren, verabschieden. Woran kann frau erkennen, dass die depressiven Verstimmungen, die oft damit einhergehen, noch normal sind oder schon eine echte Depression?
Ellen Cornely-Peeters: Depressive Verstimmungen kennen die meisten von uns. Das sind vorübergehende Phasen in unserem Leben, die durch Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Energie- und Lustlosigkeit gekennzeichnet sind. Oft auch zyklusabhängig zu beobachten. Die starken Hormonschwankungen während der Wechseljahre können depressive Verstimmungen auslösen oder verstärken. Eine Depression jedoch ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die durch extreme Antriebslosigkeit, tiefe Traurigkeit und negative Gedanken gekennzeichnet ist, aus der sich die Betroffenen nicht mehr selbstständig befreien können. Hier ist psychotherapeutische bzw. medizinische Hilfe unbedingt erforderlich.
Mobil Krankenkasse: Frau Cornely-Peeters, die Wechseljahre werden in der Gesellschaft fast ausschließlich negativ dargestellt, aber „überspringen“ können Frauen sie ja doch nicht – erzählen Sie mal: Was ist eigentlich das Tolle an der Menopause?
Ellen Cornely-Peeters: Mein Coaching und meine Beratung stehen ganz bewusst unter dem Motto „ChaCha – Chance to Change“, denn schon am ersten Tag meiner Weiterbildung zur Wechseljahre-Beraterin wurde mir klar: Heftige Wechseljahresbeschwerden sind immer auch Signale für uns, die wahrgenommen und vor allem ernst genommen werden möchten.
Nehmen wir einmal das Beispiel „hoher Blutdruck“: Gibt es nicht in unser aller Leben Menschen und/oder Situationen, die uns enorm unter Druck setzen? Oder: Das Gedankenkarussell kommt nicht mehr zur Ruhe: Welche Gedanken drehen sich denn immer wieder im Kreis? Das genau sind die Themen, die angeschaut und bearbeitet werden sollten, um Druck abzubauen und wieder zur Ruhe zu kommen. Je besser wir für uns sorgen, desto größer ist die Chance, Wechseljahresbeschwerden auf ein Minimum zu reduzieren und eine gesunde, vitale und erfüllte Zukunft zu gestalten.
Der Rhythmuswechsel bietet somit allen Frauen die wunderbare Gelegenheit, sich selbst noch einmal ganz neu kennenzulernen. Ein frischer und klarer Blick auf das Leben eröffnet uns die einmalige Chance, SELBSTbewusster und SELBSTbestimmter in die zweite Lebenshälfte durchzustarten.
Wie diese Chance im Einzelnen aussehen könnte, ist so individuell wie die Frauen selbst. Denn jede Frau birgt ihre eigenen einzigartigen Träume, Wünsche und Leidenschaften. Daher möchte ich alle Frauen begeistern und ermutigen, ihre persönliche Chance für sich zu entdecken. Die Wechseljahre sind genau die richtige Zeit dafür.
Was noch toll ist: Dass es Wechseljahre-Beraterinnen gibt, die ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen mit allen Frauen teilen, die sich mehr Klarheit, Orientierung und Sicherheit in diesen durchaus turbulenten Zeiten wünschen.
Gewinnspiel "Ach, Meno!"
Wir sind so begeistert von diesem Blick auf die Wechseljahre, dass wir drei Exemplare von "Ach, Meno!" verlosen. Jetzt klicken und Gewinnspielformular ausfüllen. Einsendeschluss ist der 31.07.2021.