Neues Pflegeprojekt: Aktivierung und Förderung durch innovativen Therapieball
Zu Demenzkranken durchzudringen, ist oft eine echte Herausforderung. Unser neues Projekt „Ichó – Vergangenheit trifft Gegenwart“ verfolgt unter anderem dieses Ziel, denn der smarte Therapieball „Ichó“ fördert spielerisch kognitive und motorische Fähigkeiten, weckt Erinnerungen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und den sozialen Austausch in der Gruppe.
Gemeinsam mit Team Gesundheit setzt die Mobil Krankenkasse dieses und viele weitere spannende Projekte um. Doch was ist der Ichó-Therapieball genau, wie läuft das Projekt ab und welche Herausforderungen brachte die Corona-Pandemie? Wir haben mit Christina Maiwald, Projektleitung bei Team Gesundheit, und mit Antje Laurischkat, die das Projekt bei der Mobil Krankenkasse verantwortet, über diese und weitere Fragen gesprochen.
Mobil Krankenkasse: Frau Maiwald, was genau macht Ichó aus?
Christina Maiwald: Es ist ein sehr interaktiver Ball. Mit ihm kann man sowohl die kognitiven als auch die motorischen Fähigkeiten von Bewohnenden auf spielerische Weise fördern. Zudem kann der Ichó zum Entspannen (z.B. durch Märchen oder Klanglandschaften) und Singen genutzt werden. Das ist das Schöne an diesem Ball, er ist vielfältig einsetzbar, im Gruppenangebot sowie in der Einzelbetreuung. Eine Kombination aus visuellen, auditiven und taktilen Reizen animiert die Bewohnenden zu Bewegung und kognitiver Aktivierung, insbesondere zu Biografiearbeit.
So raten Bewohnende bspw. Tiergeräusche, vervollständigen Sprichwörter oder spielen „Stadt, Land, Fluss“. Die Spiele sorgen dafür, dass sich die Bewohnenden an bestimmte Ereignisse aus ihrem früheren Leben erinnern, wie z.B. das Leben auf dem Bauernhof. So werden ihre kognitiven Ressourcen gefördert. Das ist unter anderem Sinn und Zweck von Ichó. Da sie im Gruppenangebot gemeinsam spielen und raten, werden auch das Sozialverhalten und die Gemeinschaft positiv beeinflusst.
Mobil Krankenkasse: Frau Laurischkat, wie schätzen Sie derzeit die Situation in Pflegeeinrichtungen ein? Werden die Angebote angenommen?
Antje Laurischkat: Stationäre Pflegeeinrichtungen stehen zurzeit vor großen Herausforderungen – von Personalausfall bis zum Umsetzen von Sicherheitskonzepten.
In so einer Situation ein Präventionsprojekt zu platzieren bzw. die Motivation zu fördern, ein Projekt umzusetzen, gestaltet sich als sehr herausfordernd. Meine Herangehensweise ist die, dass es zu jeder Zeit wichtig ist, die Gesundheit von Bewohnenden und Beschäftigten zu fördern. Gerade Ichó ist ein Projekt, das im Prinzip sofort einsatzbereit ist. Da braucht es keine großen Termine, die man einberufen muss. Rein theoretisch kann man sich auch einfach zu zweit mit dem Ichó beschäftigen. Es ist ein gutes Projekt, trotz Pandemie und der furchtbaren Situation, in der wir uns nach wie vor befinden, einen Zugang zu den Pflegeeinrichtungen zu finden.
Mobil Krankenkasse: Frau Maiwald, welche Erfahrungen haben Sie gemacht, was die aktuelle Situation und den Zugang zum Thema Gesundheitsförderung betrifft?
Christina Maiwald: Wenn einmal der Kick-off stattgefunden hat, die Beschäftigten vor Ort sehen, was es mit dem Projekt und in diesem Fall mit dem Ichó auf sich hat, erkennen sie sehr schnell, wie universell einsetzbar der Ichó im Pflegealltag ist. Das unterscheidet im Moment das Ichó-Projekt von allen anderen Projekten der Gesundheitsförderung im Bereich stationäre Pflege, die wir sonst anbieten. In anderen Einrichtungen, in denen wir das Ichó-Projekt bereits umgesetzt haben, fand die Interventionsphase des Projekts teils während des harten Lockdowns von 2020 statt. Quasi in der Zeit, in der alles geschlossen war und die Bewohnenden ihre Angehörigen noch nicht einmal sehen durften.
Stellen Sie sich vor, mit welcher Last die Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen tagtäglich konfrontiert werden. Für sie war es im ersten Lockdown eine zusätzliche Herausforderung, dass die Angehörigen noch nicht mal in die Einrichtungen durften, keine Gruppenveranstaltungen stattgefunden haben oder sich Wohnbereiche nicht mischen konnten. Da kam der Ichó wie gerufen. Vor dem Hintergrund der extremen Kontaktbeschränkungen konnte der Ichó zumindest in der Einzelbetreuung angewendet werden. Einen weiteren Vorteil bietet der Ichó im Hinblick auf die Hygienevorschriften. Der Ichó muss nicht zwingend rumgereicht werden, man kann ihn auch auf einem Tisch in der Mitte oder auf dem Boden platzieren und über eine Fernbedienung steuern.
Um es kurz zu machen: Der Ichó-Therapieball war selbst in Corona-Zeiten eine große Entlastung, weil er einen neuen Weg eröffnet hat, trotz der extremen Hygieneauflagen und Kontaktbeschränkungen die Bewohnenden zu aktivieren. Sowohl in der Gruppen- als auch in der Einzelbetreuung.