Blasenentzündung: Ursachen, Behandlung, Prävention
Ständiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterleib – viele Frauen kennen diese Beschwerden. Doch eine Blasenentzündung ist nicht nur lästig, sondern oft auch vermeidbar.
Wieso sind Frauen so viel häufiger von einer Blasenentzündung betroffen? Was hat die Anatomie damit zu tun? Und wieso ist weniger bei der Hygiene manchmal mehr? Im Interview beantwortet Dr. Nikolaus Schmidt-Sibeth von der TeleClinic fünf wichtige Fragen rund um das Thema Blasenentzündung.
Mobil Krankenkasse: Zunächst einmal ganz generell: Welche Ursachen kann eine Blasenentzündung haben?
Dr. Schmidt-Sibeth: Es gibt Unterschiede beim Erregerspektrum und bei der Häufigkeit von Harnblasenentzündungen zwischen Frauen und Männern. Die häufigste Ursache für eine
Blasenentzündung der Frau sind Infektionen mit Bakterien aus dem Darm, den Escherichia-coli-Bakterien. Im Darm sind diese ganz normal, aber in die Blase gehören sie nicht. Aufgrund der anatomischen Nähe zwischen After und Harnröhreneingang haben es die Bakterien recht einfach, in die Blase zu gelangen, zumal auch die Harnröhre recht kurz ist. Wenn dann auch noch die Trinkmenge gering und die aktuelle Abwehrlage des Körpers z.B. stressbedingt nicht gut ist, können sich die Erreger in der Harnblase leicht vermehren und das spürt man dann in Form von Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang, manchmal auch Blut im Urin und/oder Fieber.
Mobil Krankenkasse: Unterscheidet sich die Symptomatik bei Männern und Frauen?
Dr. Schmidt-Sibeth: Ja. Bei Frauen ist der Infekt häufig unkompliziert, d.h. bereits durch Steigerung der Trinkmenge kann die Erkrankung bei sonst gesunden Frauen wieder ausheilen. Bei Männern ist ein Harnwegsinfekt deutlich seltener und auch die Erreger sind häufig andere als bei den Frauen. So ist der Harnwegsinfekt bei Männern auch immer als „kompliziert“ zu betrachten, bedarf mindestens einer Urinuntersuchung und Keimdiagnostik im Labor und in der Regel auch einer testgerechten antibiotischen Therapie.
Mobil Krankenkasse: Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Dr. Schmidt-Sibeth: Bei Frauen ist ein Arztbesuch dann notwendig, wenn auch nach einer Erhöhung der Trinkmenge die Schmerzen beim Wasserlassen nicht besser werden oder Symptome auftreten, die ein Fortschreiten des Infektes anzeigen. Dazu gehören z.B. Fieber, Blut im Urin oder auch Schmerzen im Bereich der Flanken. Eine Komplikation ist das sogenannte Aufsteigen des Infektes in die Nieren, was unbehandelt auch in eine lebensgefährdende Einschwemmung von Bakterien in die Blutbahn münden kann. Männer sollten immer zum Arzt gehen, wenn sie Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen in der Harnblase oder im kleinen Becken, Blut im Urin oder eine Trübung desselben bemerken oder wenn eitrige Tropfen aus der Harnröhre kommen oder die Lymphknoten in der Leiste geschwollen sind.
Mobil Krankenkasse: Wie wird eine Blasenentzündung behandelt?
Dr. Schmidt-Sibeth: Hier ist es ganz wesentlich, zwischen Frauen und Männern sowie zugrunde liegenden Vorerkrankungen zu unterscheiden. Der „banale“, also unkomplizierte Harnwegsinfekt mit E.-coli-Bakterien bei der Frau kann symptomatisch behandelt werden. Dies kann mit einer deutlichen Erhöhung der Trinkmenge (3–5 Liter pro Tag), Ansäuerung des Harns (z.B. mit Vitamin-C–Pulver als Beimischung zur Flüssigkeit) und ggf. Schmerzmitteln (z.B. Paracetamol-500-Tabletten 1x bis 6x täglich) und krampflösenden Medikamenten (z.B. Butylscopolamin oder pflanzlich Bilsenkraut und/oder Bärentraubenblättern) geschehen. Wird es nach wenigen Tagen nicht besser, oder trotz der symptomatischen Therapie schlechter, sollten auch Frauen kurzfristig einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Bei Männern ist der Weg in die Praxis grundsätzlich empfohlen, da Harnwegsinfektionen des Mannes immer als kompliziert und damit behandlungsbedürftig gelten. Über eine Urintestung und Kultur muss der Keim identifiziert werden und kann dann testgerecht antibiotisch behandelt werden. Übrigens gelten auch Harnwegsinfektionen bei Schwangeren und Kindern grundsätzlich als kompliziert und sollten von einem Arzt oder einer Ärztin weiter abgeklärt werden.
Mobil Krankenkasse: Kann ich etwas tun, um mich präventiv zu schützen?
Dr. Schmidt-Sibeth: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, aber auch eine entsprechende Hygiene. Oft ist ein „Zuviel“ an waschaktiven Substanzen kontraproduktiv. Im Intimbereich sind klares Wasser und ein frisches Handtuch in der Regel ausreichend. Denn die „guten“ Bakterien, gerade im Intimbereich der Frau, haben die wichtige Aufgabe, vor pathologischen, also in ausreichender Menge krank machenden Erregern zu schützen. Natürlich ist auch der geschützte Geschlechtsverkehr mit Kondomen ein ganz wichtiger Faktor, um keine unerwünschten Bakterien zu bekommen oder weiterzugeben. Und im Winter ist eine gut wärmende Kleidung genauso unterstützend wie eine immer hilfreiche Unterstützung der körpereigenen Abwehr durch gesunde Ernährung, Sport, wenig Alkohol, Nikotinverzicht und ausreichend Schlaf.