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Eine Frau liegt vor Bauschmerzen gekrümmt auf dem Sofa. Aktuelle Ausgabe

Regelschmerzen verstehen und lindern

Verschiedene Studien zeigen, dass zwischen 50 % und 90 % aller Menstruierenden von Regelschmerzen betroffen sind. Dr. Leoni Matt ist Gynäkologin und medizinische Leiterin bei FEMNA – im Interview sprechen wir darüber, was als „normal“ gilt und wann eine ärztliche Abklärung erfolgen sollte. Außerdem gibt sie Betroffenen Tipps im Umgang mit den Beschwerden.

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Gynäkologin Dr. Leoni Matt
© privat

Viele junge Frauen leiden unter Regelschmerzen und wissen oft nicht, was normal ist und wann sie sich Sorgen machen sollten. Können Sie uns dazu einen Überblick geben?

Dr. Matt: Regelschmerzen, auch Dysmenorrhö genannt, sind weit verbreitet. Viele erleben sie während ihrer Menstruation. Ein leicht schmerzhaftes Ziehen ist normal und tritt häufig in den ersten Stunden oder Tagen der Periode auf, nicht jeder Regelschmerz hat also einen Krankheitswert. Wenn die Schmerzen jedoch so stark sind, dass sie den Alltag beeinträchtigen, länger als zwei bis drei Tage anhalten oder von anderen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder starken Kopfschmerzen begleitet werden, sollte man eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Sie können dann schauen, ob es vielleicht eine Erkrankung gibt, die die Regelschmerzen verursacht, oder auch nicht. Je nachdem kann dann eine Strategie gefunden werden, die Schmerzen anzugehen.

Wie entstehen denn eigentlich Regelschmerzen? 

Dr. Matt: Wenn wir den Zyklus anschauen, ist es so, dass in der zweiten Zyklushälfte, wenn wir nicht schwanger geworden sind, das Gelbkörperhormon abfällt und die sogenannten Prostaglandine ansteigen. Prostaglandine sind sogenannte Entzündungshormone und Schmerzvermittler. Sie führen dazu, dass sich die Gefäße der Schleimhaut verengen und die Muskulatur der Gebärmutter sich zusammenzieht. Das führt schließlich dazu, dass die Schleimhaut abgestoßen wird. Dieser Prozess kann schmerzhaft sein. Das sind dann also Regelschmerzen, die aufgrund unseres Zyklus entstehen, die sogenannte primäre Dysmenorrhö. Es gibt aber auch Regelschmerzen, die entstehen, weil wir eine Krankheit haben, wie zum Beispiel Endometriose oder Myome oder eine Entzündung im Becken. Solche Erkrankungen müssen wir abgrenzen, da sie eine Behandlung brauchen.

Leichte Regelschmerzen entstehen also durch unseren natürlichen Zyklus und sind okay. Welche Ursachen können denn hinter starken Regelschmerzen stecken?

Dr. Matt: Starke Regelschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Wahrscheinlich haben viele Menschen mit starken Regelschmerzen ein höheres Level des Entzündungshormons Prostaglandin im Blut. Wir wissen auch, dass Rauchen, Alkohol, Stress oder psychische Belastungen Regelschmerzen generell verstärken. Eine weitere häufige Ursache ist die Endometriose, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Das kann zu Blutungen und auch Verwachsungen außerhalb der Gebärmutter führen. Auch Myome, das sind gutartige Muskelknoten in der Gebärmutter, oder eine Adenomyose, bei der die Gebärmutterschleimhaut in den Gebärmuttermuskel einwächst, können starke Schmerzen verursachen. Entzündungen im Beckenbereich sind weitere mögliche Ursachen. Es ist also bei sehr starken Schmerzen wichtig zu schauen, ob eventuell eine solche Erkrankung vorliegt.

Was können junge Frauen tun, um ihre Regelschmerzen zu lindern?

Dr. Matt: Es gibt viele Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern und es ist sehr unterschiedlich, was gut hilft. Wärme hilft eigentlich meistens – eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können die Muskulatur entspannen. Bewegung ist ein super Hilfsmittel, da sie die Durchblutung fördert und Glückshormone freisetzt, die als natürliche Schmerzmittel wirken. Zusätzlich kann es sich lohnen, sich bewusst zu entspannen und Stress abzubauen, beispielsweise durch Yoga oder Meditation oder auch Akupunktur. Es gibt außerdem Kräuter, die einen positiven Einfluss zu haben scheinen, zum Beispiel Gänsefingerkraut, Hirtentäschel oder Frauenmantel. Auch Ingwer kann in allen möglichen Varianten gegen Schmerzen versucht werden. Außerdem gibt es gute Erfahrungen mit Magnesium, hier kann es sich neben magnesiumreicher Ernährung lohnen, ein Präparat zu wählen, das verschiedene Magnesiumarten enthält und dann mit der Dosierung etwas zu spielen, von 200–600 mg pro Tag in der zweiten Zyklushälfte.

Und wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen?

Dr. Matt: Wenn diese natürlichen Methoden nicht ausreichen, gibt es auch Schmerzmedikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen. Es ist wichtig, diese einzunehmen, wenn die Schmerzen in der Entstehung sind, nicht erst, wenn sie schon auf der Spitze sind. In einzelnen Fällen kann auch die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln, wie der Pille, helfen, da sie den Zyklus regulieren und die Stärke der Blutung verringern können. Es ist aber unbedingt nötig, dies mit einer Ärztin zu besprechen, um nicht etwas zu übersehen und den Nutzen und das Risiko abzuwägen. Auch müssen wir uns hier bewusst sein, dass die Pille alle Beschwerden nur überdeckt, aber nicht heilt und wir uns nach dem Absetzen der Pille oft wieder mit dem Thema beschäftigen müssen. Es lohnt sich also, frühzeitig gute Strategien gegen Regelschmerzen zu lernen. 

Gibt es auch langfristige Strategien zur Vorbeugung von Regelschmerzen?

Dr. Matt: Ja, langfristige Strategien können auch hilfreich sein. Über eine gesunde Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist, können generell Entzündungen im Körper reduziert und somit auch die Regelschmerzen gelindert werden. Gegen die Prostaglandin-Herstellung im Körper wirken zum Beispiel auch Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, frische Kräuter oder Granatapfelkerne. Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch, Algen, Walnüssen und Leinsamen enthalten sind, wirken ebenfalls entzündungshemmend. Magnesium kann auch gut längerfristig zusätzlich zu magnesiumreicher Nahrung eingenommen werden. Regelmäßige körperliche Bewegung und ein gesundes Körpergewicht sind ebenfalls wichtig, da Übergewicht die Schmerzen verstärken kann. 

Wie können junge Frauen erkennen, ob ihre Regelschmerzen behandlungsbedürftig sind?

Dr. Matt: Wenn die Schmerzen so stark sind, dass sie den Alltag stark beeinträchtigen, also dich davon abhalten, zur Schule zu gehen, Sport zu machen oder dich mit Freunden zu treffen, oder wenn zusätzliche Symptome wie starke Blutungen, Zwischenblutungen oder ungewöhnlicher Ausfluss auftreten, sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Auch wenn die Schmerzen plötzlich viel stärker werden oder sich verändern, ist es wichtig, dies abklären zu lassen. Dies gilt übrigens auch für die Stärke der Menstruation. Lehrbücher sagen, dass bis zu ungefähr 80 ml Blutverlust während der Periode okay ist. Aber wir können ja schlecht messen, wie viel Milliliter wir bluten. Deshalb auch hier: Bei Schwindel, Kurzatmigkeit, starker Müdigkeit über Monate oder wenn die Blutung so stark ist, dass sie dich daran hindert, Dinge zu tun, wie zur Arbeit oder zur Schule zu gehen, dann kann es sein, dass die Periode zu stark ist. 

Auch wenn alle ein bis zwei Stunden der Tampon, die Menstruationstasse oder die Binde gewechselt werden muss, sollte das mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden. 

Haben Sie noch einen letzten Tipp für unsere Leserinnen?

Dr. Matt: Ich möchte alle dazu ermutigen, ihre Menstruation und die damit verbundenen Schmerzen ernst zu nehmen. Sprecht offen darüber und scheut euch nicht, Hilfe zu suchen. Regelschmerzen können auch emotional belastend sein. Schon das Bewusstsein, dass man nicht allein ist und die Schmerzen ernst genommen werden, kann oft eine große Erleichterung bringen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Lebensqualität zu verbessern und die Schmerzen zu lindern. Jeder Körper ist einzigartig, und es ist wichtig, herauszufinden, was am besten für einen selbst funktioniert.

 

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Unser Angebot

FEMNA Care bietet vollumfängliche Begleitung für Frauen mit wiederkehrenden Zyklusbeschwerden. Dazu gehören Endometriose, Regelschmerzen, PCOS, PMS und PMDS. Unsere Versicherten können über sechs Monate kostenlos auf das gesamte Therapie- und Aufklärungsangebot von FEMNA Care zugreifen. 

Darin enthalten sind:

  • Einfühlsame persönliche Beratungen mit speziell geschulten Beraterinnen aus anerkannten Gesundheitsberufen.
  • Tiefgehendes Expertenwissen in Videos von Deutschlands angesehensten Ärztinnen und Ärzten.
  • Praktische Alltagshilfen zur direkten Umsetzung in Form von Workbooks, Yoga-Masterclasses, Meditationsübungen und mehr.
  • Offener Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Frauen im geschützten Raum im kostenlosen Online-Format.
  • Symptom-Tracker zur Überwachung von Krankheitsverläufen und als Hilfestellung für den Arztbesuch.

Wer dieses Angebot kostenfrei nutzen kann und wie die Teilnahme funktioniert, können Sie auf unserer Webseite nachlesen.

 

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