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Gesundheit 03/2023
Mittelalter Mann schaut besorgt in den Spiegel, er hat Haarausfall und Geheimratsecken.

Haarausfall bei Männern – lässt er sich stoppen?

Lichtes Haar, Geheimratsecken, kahler Hinterkopf – für viele Männer ist der zunehmende Haarausfall eine echte Belastungsprobe. Wir haben mit Dr. Schmidt-Sibeth von unserem Kooperationspartner TeleClinic über die Ursachen gesprochen und in Erfahrung gebracht, was Sie gegen den Haarausfall tun können.

Doktor Nikolaus Schmidt Sibeth
Dr. Nikolaus Schmidt-Sibeth, medizinischer Leiter bei TeleClinic
© TeleClinic

Herr Dr. Schmidt-Sibeth, jeder von uns bemerkt ab und an nach dem Kämmen mal ein paar mehr Haare in der Bürste. Ab wann spricht man aber von Haarausfall?

Dr. Schmidt-Sibeth: Grundsätzlich ist Haarausfall ein ganz normaler und natürlicher Vorgang im Haarzyklus. 60–100 Haare verliert der Mensch naturgemäß täglich, beispielsweise beim Waschen oder Kämmen. In der Regel wachsen diese Haare nach. Sollten Sie täglich über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare verlieren und wachsen diese nicht nach, kann das auf übermäßigen Haarausfall (Alopezie) hindeuten. 

Männer scheinen besonders vom Haarausfall betroffen zu sein. Was sind hier die Hauptursachen?

Dr. Schmidt-Sibeth: Sowohl bei Männern als auch Frauen werden etwa 95 % aller Fälle von Haarausfall durch die androgenetische Alopezie (Alopecia androgenetica, kurz „AGA“) verursacht. Dieser Haarausfall tritt bei 50 bis 60 % aller Männer über 50 auf.1 Bei der männlichen AGA reagieren die Haarfollikel bestimmter Bereiche des Kopfes wie an den Geheimratsecken oder am Hinterkopf (Tonsur, die bis zur Glatze führen kann) besonders empfindlich auf das Hormon Dihydrotestosteron (DHT). Dieses entsteht über die 5-Alpha-Reduktase aus dem Androgen Testosteron. Der Haarausfall bei Männern hat eine genetische Komponente, d. h. also, dass Sie betroffen sein können, wenn auch Ihr Vater mit dem Thema Haarausfall zu tun hat.

Gibt es noch weitere Formen des Haarausfalls?

Dr. Schmidt-Sibeth: Neben der oben schon beschriebenen AGA gibt es noch weitere Formen des Haarausfalls. Hierzu zählen der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) und die vernarbende Alopezie mit dauerhaftem Haarverlust. Auch nicht vergessen darf man Mangelerscheinungen, die den natürlichen Haarzyklus beeinflussen können. Hierzu gehören ein Eisenmangel, eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder auch Infektionserkrankungen wie die Syphilis oder lokale Pilzinfektionen. Aber auch Stress (psychisch, körperlich nach Operationen oder schweren Infektionserkrankungen), Lichtarmut im Wechsel mit Lichtreichtum oder toxische Ursachen (während oder nach Chemotherapie oder bei Einnahme bestimmter Medikamente) können Ursachen für einen Haarausfall sein.

Was können Männer gegen den Haarausfall tun? Gibt es Therapiemöglichkeiten?

Dr. Schmidt-Sibeth: Richtige Ansprechperson bei Haarausfall ist Ihr Hautarzt oder Ihre Hautärztin. Verständigen Sie sich vor dem Therapiestart über realistische Therapieziele und führen Sie eine regelmäßige Erfolgskontrolle durch. Für die Therapie der AGA beim Mann sind momentan nach der Leitlinie zwei Wirkstoffe empfohlen: Minoxidil (in der Regel frei verkäuflich in der Apotheke) sowie Finasterid 1 mg (verschreibungspflichtig). Die Dauer des Wirkeintritts unter Therapie muss beachtet werden. Die Wirkung setzt also in der Regel verzögert ein.

Das Mittel Minoxidil (zugelassen für Erwachsene von 18 bis 49 Jahren) wird äußerlich angewendet. Es kann den Haarausfall stoppen und auch ein Wiederwachstum kräftiger Kopfhaare auslösen. Sie können Minoxidil in der am besten wirksamen Wirkstärke von fünf Prozent als Lösung oder Schaum bis zu zweimal täglich auf die behaarte, gesunde Kopfhaut und auf die trockenen Haare auftragen. Bitte lassen Sie sich in Ihrer ärztlichen Praxis oder Apotheke über die richtige Anwendung und mögliche Nebenwirkungen aufklären.

Darüber hinaus kann das verschreibungspflichtige orale Medikament Finasterid (zugelassen für Erwachsene von 18 bis 41 Jahren in Wirkstärke 1 mg) den Haarausfall über längere Zeit stabilisieren. Da Finasterid über die Hemmung der 5-Alpha-Reduktase (wie oben beschrieben) direkt in den Hormonhaushalt eingreift und zu schweren Nebenwirkungen wie Depressionen, Libidoverlust oder Erektionsstörungen führen kann, muss Ihr Arzt zunächst eingehend prüfen, ob das Medikament für Sie geeignet ist.

Bei einer medikamentösen Behandlung muss man also offenbar auch mit Nebenwirkungen rechnen. Lohnt es sich, diese in Kauf zu nehmen? Lässt sich der Haarausfall denn überhaupt stoppen?

Dr. Schmidt-Sibeth: Hier muss man die Ursache des Haarausfalls genau betrachten. Bei den therapeutischen Optionen des AGA ist zu beachten, dass die genetische Veranlagung nicht geändert werden kann. Daher ist jede Therapie grundsätzlich dauerhaft durchzuführen. Als Erfolg gilt ein Stopp des Haarausfalls. Im Idealfall kommt es sogar zu einer Verdickung des Haarschafts und damit zu einem subjektiv als voller empfundenen Haarbild. Bei Mangelerscheinungen oder einem Haarausfall als Begleitsymptom bei Grunderkrankungen kann eine den Mangel ausgleichende Therapie oder die Therapie der Grunderkrankung wieder zu einem gesunden Haarwuchs führen. 

Was kann man sonst noch selber tun? Wie gut wirken z. B. Pflegeprodukte?

Dr. Schmidt-Sibeth: Für Pflegeprodukte ohne den oben besprochenen Wirkstoff Minoxidil gibt es keine wissenschaftliche Evidenz, d. h. keinen Nachweis, dass sie eine Wirkung auf das natürliche Haarwachstum und den Lebenszyklus der Haare haben.

Eine gesunde und ausgeglichene Ernährung ist für alle Funktionen in unserem Körper wichtig und notwendig. Die psychische Gesundheit dürfen wir trotz der Herausforderungen, die wir jeden Tag in unserem Leben meistern müssen, nicht aus den Augen verlieren. Dazu gehört die Stressreduktion genauso wie das ausreichende Einplanen von Zeit für uns selbst, unseren Bedürfnissen und ganz allgemein gesprochen den Dingen, die uns guttun und uns emotional nähren.

Wann kommt eine Haartransplantation infrage?

Dr. Schmidt-Sibeth: Eine weitere Möglichkeit der Therapie ist die Haartransplantation. Hierbei werden Haarfollikel vom Hinterkopf, die nicht androgen sensitiv sind, entfernt und in die kahlen Areale transplantiert. Der Erfolg dieser Therapie hängt von sehr vielen Faktoren ab, wie z. B. der Haarqualität, der Anzahl der transplantierten Haare und der Qualität der Empfängerregion. Die Kosten müssen selbst getragen werden, da es sich um einen kosmetischen Eingriff handelt. Das gilt übrigens auch für die medikamentöse Therapie mit Minoxidil oder Finasterid.

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Sie leiden unter Haarausfall?

Die Ärzte unseres Kooperationspartners TeleClinic helfen Ihnen gern weiter. Vereinbaren Sie einfach bequem online einen Termin und lassen Sie Ursachen und Ausprägungen des Haarausfalls schnell via Fragebogen abklären. Dieser Service ist für Versicherte der Mobil Krankenkasse kostenlos. Je nach Ursache können bei Haarausfall passende Medikamente Abhilfe schaffen. Ihr Privatrezept erhalten Sie direkt per App und können es in einer Apotheke in Ihrer Nähe einlösen oder Sie können sich Ihr Medikament nach Hause liefern lassen.

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