Wege aus der Einsamkeit
Immer mehr Menschen leiden unter Einsamkeit – und längst sind nicht nur Ältere davon betroffen. Was sind die Gründe für diese Entwicklung und wie kann es gelingen, die Einsamkeit zu überwinden?
Am Wochenende und an Feiertagen macht sie sich besonders schmerzhaft bemerkbar, doch auch im Alltag ist sie für viele eine ungeliebte Begleiterin: Einsamkeit ist heute ein weit verbreitetes Phänomen – und sie betrifft Senioren ebenso wie Singles im besten Alter und erfolgreiche Geschäftsleute. Dabei ist einsam zu sein nicht dasselbe wie allein zu sein, denn das Gefühl von Einsamkeit ist zu einem großen Teil subjektiv. Grundsätzlich kann man sagen, dass man sich einsam fühlt, wenn man über weniger soziale Kontakte als gewünscht verfügt. Denn: Von Natur aus sind Menschen für das Leben in Gruppen gemacht – hat man wenig Kontakt mit anderen, ist das für den Körper ein Grund, Stresshormone auszuschütten.
Einsamkeit kann krank machen
Angesichts dessen verwundert es nicht, dass Einsamkeit negative gesundheitliche Folgen haben kann – vor allem, wenn sie längere Zeit anhält. Studien zeigen, dass Menschen, die sich einsam fühlen, ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken haben.1 Ein anhaltender Mangel an sozialen Kontakten erhöht zudem das Risiko einer koronaren Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls.2 Einsamkeit schwächt aber auch das Immunsystem. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bei Einsamkeit bestimmte Gene aktiv werden, die die Abwehr schwächen und den Körper so anfälliger für Infektionskrankheiten machen.3
Corona als Triebfeder von Einsamkeit
Aktuelle Entwicklungen tragen dazu bei, dass das Gefühl von Einsamkeit bei immer mehr Menschen Teil des Lebens ist: Fast zwei Jahre lang saßen Berufstätige und Studierende zu Hause vor dem Rechner, statt ins Büro oder an die Uni zu gehen. Fitnessstudios waren geschlossen, Events wurden verschoben – und soziale Kontakte sollten generell vermieden werden. Angesichts der Pandemie verständliche Maßnahmen – für einzelne Personen aber oft schwer zu ertragen. Und so wundert es nicht, dass die Verbreitung von Einsamkeitsgefühlen weltweit seit 2020 um fünf Prozentpunkte angestiegen ist.4
Einsam trotz Social Media
Um die verringerten persönlichen Interaktionen in Lockdown-Zeiten zu kompensieren, nutzten viele Menschen verstärkt soziale Medien. Facebook oder Instagram können echten sozialen Austausch jedoch nur zu einem kleinen Anteil ersetzen. Und auch, wer viele virtuelle Kontakte im Netz hat, kann sich im wahren Leben sehr einsam fühlen. Um einen Weg aus der Einsamkeit zu finden, haben sich andere Maßnahmen besser bewährt.
Einsamkeit überwinden: Fünf Tipps, um einfach Kontakte zu knüpfen
Zugegeben, es kostet zunächst ein wenig Mut, aktiv etwas gegen seine Einsamkeit zu tun, zahlt sich aber meist schnell aus. Folgende Tipps können helfen.
- Machen Sie sich Mut
Einsamkeit ist nichts, wofür man sich schämen muss. Denken Sie immer daran, wie vielen Menschen es geht wie Ihnen – und niemandem sieht man die Einsamkeit von außen an. Es gibt also keinen Grund, sich zu verstecken.
- Blättern Sie durch Ihr Adressbuch
Würden Sie sich freuen, wenn sich die Freundin aus Studientagen oder der ehemalige Fußball-Kumpel bei Ihnen meldet? Oft geht es den anderen auch so. Deshalb: Stöbern Sie doch mal durch Ihre alten Kontakte und schicken Sie ihnen eine Nachricht – Sie haben nichts zu verlieren!
- Suchen Sie sich ein neues Hobby
Wollten Sie schon immer mal Badminton ausprobieren oder Ihre Kochkünste verbessern? Spanisch lernen oder richtig tolle Fotos machen? Bei vielen Freizeitbeschäftigungen kommt man unter Menschen und schließt vielleicht sogar Freundschaften. Eine gute Anlaufstelle sind Sportvereine in Ihrer Nähe und die örtliche Volkshochschule.
- Übernehmen Sie ein Ehrenamt
Eine freiwillige Tätigkeit ist eine gute Möglichkeit, unter Menschen zu kommen, etwas Sinnvolles zu tun und Anerkennung zu erfahren. Die Bereiche, in denen Sie aktiv werden können, reichen vom Umweltschutz bis zum Vorlesen im Kindergarten. Bei der Suche hilft Ihnen zum Beispiel die Freiwilligendatenbank der Aktion Mensch.
- Zeigen Sie ein Herz für Tiere
Haustiere haben einen positiven Effekt auf die Gesundheit: So reduziert Streicheln erwiesenermaßen Stress – und wer regelmäßig Gassi geht, hat automatisch mehr Bewegung. Hinzu kommt, dass man beim Spazierengehen oft mit anderen Hundebesitzern ins Gespräch kommt. Übrigens muss man sich nicht unbedingt selbst einen Hund anschaffen: Auch Tierheime freuen sich über Freiwillige, die ab und zu mit den dort lebenden Hunden rausgehen.
Sie leiden stark unter dem Gefühl der Einsamkeit und sehen keinen Ausweg? Dann nutzen Sie unsere Online-Hilfe für mentale Gesundheit und lassen Sie sich kostenlos von einem Arzt beraten.