Projekt Kontextcheck: „Wir wollen die Gesundheit der Menschen nachhaltig stärken“
Das Thema Prävention und Gesundheitsförderung auf kommunaler Ebene genießt bei der Mobil Krankenkasse einen hohen Stellenwert. Bestes Beispiel dafür ist das erfolgreiche Projekt „Kontextcheck“ der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V (LVG & AFS).
Der Fokus des Engagements liegt nicht auf Einzelmaßnahmen, sondern auf einem strategischen Vorgehen, das die gezielte Einbindung von Experten und Menschen vor Ort vorsieht. Im Interview erklären Thomas Altgeld (Geschäftsführer LVG & AFS) und Susanne Wöhe (Referentin Prävention und Gesundheitsförderung Mobil Krankenkasse) die Hintergründe des Projekts.
Herr Altgeld, kommunale Prävention und Gesundheitsförderung mag für viele erst einmal abstrakt klingen. Was sind die konkreten Inhalte und Ziele von „Kontextcheck“?
Thomas Altgeld: In einem Landkreis, einer Stadt oder einer Gemeinde gibt es viele Strukturen, Akteure und Angebote im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention. Bei der vorhandenen Vielfalt ist es nicht immer leicht, einen Überblick über die aktuellen Daten, bestehende Strukturen und Angebote zu haben und alles aufeinander abzustimmen. Das Projekt „Kontextcheck“ hat zum Ziel, Kommunen dabei zu unterstützen, diesen Überblick zu erhalten. Dabei wird die berufs- und fachbereichsübergreifende Arbeit ausgebaut und durch die Beteiligung der Bevölkerung geprüft: Passen unsere Angebote wirklich zu den bestehenden Wünschen? Kurz gesagt, stellt „Kontextcheck“ die Frage, was es vor Ort tatsächlich braucht, um die Gesundheit der dort lebenden Menschen zu verbessern.
Welche Rolle spielt dabei die Mobil Krankenkasse?
Susanne Wöhe: Die Mobil Krankenkasse engagiert sich bereits seit etlichen Jahren in einer Vielzahl von Projekten zur Gesundheitsförderung in Betrieben, Kitas, Schulen und Kommunen und wird damit ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht. Die Kommune hat eine besondere Bedeutung, weil sich in ihr viele andere Lebenswelten wie die Kita, die Schule, der Betrieb und das Pflegeheim finden. Deshalb kann sie einen wichtigen Beitrag zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit und zur Förderung der Lebensqualität der Menschen leisten – dabei möchten wir als Krankenkasse unterstützen. Durch das Projekt „Kontextcheck“ wollen wir die Gesundheit der Menschen in den Landkreisen, Gemeinden und Städten nachhaltig stärken. Wir können durch das Projekt wesentlich dazu beitragen, wichtige Angebote dort aufzubauen, wo Menschen zusammenleben, lernen, spielen und arbeiten – unabhängig von der Herkunft, von sozialen Schichten oder dem Bildungsstand.
Thomas Altgeld: In unserer praktischen Arbeit ist uns aufgefallen, dass z.B. Bildung, Soziales, Integration und Stadtplanung noch viel stärker zusammenarbeiten sollten, um gemeinsam vor Ort mehr zu bewegen. Durch die Unterstützung der Mobil Krankenkasse wird diese gemeinsame Arbeit vor Ort erst machbar. Wir planen gemeinsam, wie mit dem Projekt der größte Mehrwert erreicht werden kann, sei es durch bundesweite Schulungsangebote oder weitergehende Finanzierungen.
Welche Vorteile bringt das Projekt für die teilnehmenden Kommunen?
Thomas Altgeld: Es wird sichtbar, dass Gesundheit ein Querschnittsthema ist, das nicht nur für das Gesundheitsamt, sondern auch für Stadtplanung, Jugendhilfe, Bildung und vieles mehr Bedeutung hat. Gemeinsam erarbeiten wir einen Plan: Wo brennt’s, was müssen wir vor Ort zuerst anpacken? Durch diese Arbeit kann z.B. der Politik ein Handlungsbedarf erst bewusst gemacht werden. Es können Wegweiser für die Bevölkerung erarbeitet werden und die vielen helfenden Hände vor Ort greifen besser ineinander, sodass Doppelstrukturen vermieden werden. Und so ist mit gemeinsamer Tatkraft auch viel Neues entstanden! Beispielsweise wurden Bewegungs- und Entspannungskurse mit Kinderbetreuung für Frauen in sozial benachteiligten Stadtteilen oder auch eine dreijährige Stelle fürs Integrationsmanagement geschaffen sowie entsprechende Netzwerke aufgebaut.
Das Gesamtpaket Kontextcheck ist für uns ein echtes Geschenk mit geringem personellen Aufwand und einem beachtlichen Ergebnis gewesen.
Rainer Schubert, Leitung Sozialreferat bei der Stadt Braunschweig
Wenn eine Kommune aus Niedersachsen oder Bremen nun Interesse zeigt – wie geht es dann weiter?
Susanne Wöhe: Nachdem unser gemeinsames Projekt „Kontextcheck“ bereits im zweiten Durchlauf sehr erfolgreich umgesetzt ist, planen wir ab 2022 eine weitere Verlängerung. Dafür können sich Kommunen, Städte und Gemeinden, die Interesse haben, wieder an das Projektteam wenden.
Welche Erfolge konnten schon erzielt werden?
Thomas Altgeld: Insgesamt wurden und werden 14 Kommunen begleitet. Dabei haben pro Kommune ca. 10–15 Personen in Arbeitsgruppen zusammengearbeitet und die Ergebnisse wurden auf regionalen Veranstaltungen mit bis zu 200 Fachkräften geteilt und diskutiert. Die Bevölkerung kam z.B. durch über 70 Interviews in Braunschweigs Kitas, 180 beantwortete Fragebögen von Senioren und über 30 Teilnehmende am Zukunftsworkshop in Lüchow-Dannenberg oder auch Stadtteilspaziergänge in Bremen mit Kindern zu Wort. Auch durch diese Zahlen wird wieder deutlich – Gesundheit geht uns alle etwas an und somit sollten auch alle mitsprechen können! Zudem sind aus „Kontextcheck“ vielfältige weitere Projekte entstanden.
Weiterführende Informationen zum Projekt „Kontextcheck“ und zur Anmeldung finden Sie unter kontextcheck.de.