Bluthochdruck richtig behandeln
Es gibt Erkrankungen, die sich kaum bemerkbar machen, aber schwerwiegende Folgen haben können – Bluthochdruck gehört definitiv dazu. Doch mit einfachen Maßnahmen lässt sich ein leicht erhöhter Blutdruck oft schon wieder normalisieren.
Wird Bluthochdruck nicht erkannt und behandelt, können das Herz und andere Organe Schaden nehmen. Umso wichtiger ist es, die Werte beim leisesten Verdacht vom Arzt checken zu lassen, denn die gute Nachricht ist: Oft ist mit der richtigen Therapie eine Heilung möglich. Wie diese aussehen kann und was Sie schon jetzt tun können, um das Risiko einer Erkrankung zu senken, lesen Sie im Interview mit Dr. Nikolaus Schmidt-Sibeth, medizinischer Leiter bei unserem Kooperationspartner TeleClinic.
Wie macht sich hoher Blutdruck bemerkbar? Gibt es klassische Symptome?
Dr. Schmidt-Sibeth: Das ist klar mit „meistens nein“ zu beantworten. Ein erhöhter Blutdruck tut nicht weh, deshalb wird er leider auch zu selten erkannt. Vorsorge ist hier also wichtig, damit erhöhte Blutdruckwerte rechtzeitig bemerkt und behandelt werden können. Häufig wird eine arterielle Hypertonie, so nennt man den Bluthochdruck in der Fachsprache, erst durch Komplikationen klinisch auffällig. Beschwerden können also längere Zeit fehlen. Kommt es zu Symptomen, ist der frühmorgendliche Kopfschmerz, besonders im Bereich des Hinterkopfes, typisch. Ist der Blutdruck in der Nacht erhöht, kann es zu Schlafstörungen kommen. Schwindel, Ohrensausen, Nervosität, Schmerzen rund ums Herz, Herzklopfen, Nasenbluten oder auch Atemnot bei Belastung können Zeichen eines erhöhten Blutdrucks sein.
Wichtig zu wissen sind die Blutdruckwerte (gemessen nach 5 Minuten Ruhe im Sitzen), ab denen man von einem erhöhten Blutdruck spricht:
● Messung in der Praxis: ≥ 140/90 mmHg
● Selbstmessung durch den Patienten: ≥ 135/85 mmHg
● 24-Stunden-Blutdruckmessung: Tagesmittelwert ≥ 135/85 mmHg
Welche Ursachen kann ein hoher Blutdruck haben? Spielt eine familiäre Vorbelastung auch eine Rolle?
Dr. Schmidt-Sibeth: 90 Prozent aller Hypertoniker haben eine sogenannte primäre Hypertonie. Sie ist definiert als hoher Blutdruck, bei dem sekundäre Ursachen nicht vorhanden sind. Hier handelt es sich also um eine Ausschlussdiagnose, die erst gestellt werden darf, wenn mögliche Grunderkrankungen, die einen Hochdruck nach sich ziehen, ausgeschlossen worden sind. Findet man bei dieser Diagnostik eine Erkrankung, dann spricht man von der sekundären Hypertonie. Das ist bei ca. 10 Prozent der Fall. Als Beispiel kann hier eine Verengung der Nierenarterien oder auch eine Erkrankung der Nebenniere mit unphysiologischen Hormonerhöhungen genannt werden.
Eine familiäre Vorbelastung kann durchaus eine Rolle spielen. Leiden beispielsweise die Eltern bereits unter Hypertonie, besteht ein erhöhtes Risiko, selbst von Bluthochdruck betroffen zu sein. Allerdings kann dies auch daran liegen, dass Mitglieder einer Familie häufig eine ähnliche Lebenswelt und andere potentielle Risikofaktoren teilen. Hierzu gehören z.B. Übergewicht, erhöhte Kochsalzaufnahme, Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und niedriger sozioökonomischer Status.
Ist es gefährlich, Bluthochdruck nicht zu behandeln?
Dr. Schmidt-Sibeth: Ja. Das ist es. Einem erhöhten Blutdruck muss immer auch erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sowohl bei der Diagnostik als auch der Verlaufskontrolle und der Therapie. Ob und wie der Blutdruck behandelt wird, hängt von mehreren Faktoren ab:
● Blutdruckhöhe („oberer“, also systolischer, „unterer“, also diastolischer Wert, Blutdruckamplitude und das nächtliche Blutdruckverhalten).
● Individuelles Risiko des Patienten für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, der sogenannten Koronaren Herzkrankheit (KHK). Dieses Risiko wird anhand von speziellen Scores bestimmt.
● Vorhandensein von durch den erhöhten Blutdruck verursachten Organschäden (Herz, Gehirn, Nieren, Bauchschlagader, um hier nur einen groben Überblick zu geben).
Wie sieht die Therapie aus? Ist Bluthochdruck „heilbar“?
Dr. Schmidt-Sibeth: Das wichtigste Ziel einer Bluthochdruck-Behandlung ist die Verminderung des Risikos einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Durch eine dauerhafte Absenkung des Blutdrucks auf Normalniveau (also kleiner als 140/90 mmHg) lassen sich Komplikationen an diesem System vermeiden. Dazu gehören z.B. die Pumpschwäche des linken Herzens (–50 Prozent), Schlaganfälle (–40 Prozent), Herzinfarkte (–25 Prozent) und Todesfälle an Herzinfarkt und Schlaganfall (–20 Prozent).
Die Therapie setzt sich aus mehreren Pfeilern zusammen. Allgemeinmaßnahmen sind die Basistherapie jeder Hypertonie. Dazu gehören u.a. die Gewichtsnormalisierung, eine salzarme Diät, mediterrane Kost, das Weglassen Bluthochdruck begünstigender Medikamente wie z.B. bestimmter Schmerzmittel (sofern möglich), Rauchen einstellen, Alkohol reduzieren, Kaffeekonsum nach unten regulieren, Saunabaden, dynamisches Ausdauertraining mehrmals die Woche, Beseitigung anderer Risikofaktoren wie Blutfetterhöhungen oder Diabetes.
Diese Maßnahmen sind ein Beitrag zu Ihrer Gesundheit und lohnen sich immer, denn 25 Prozent der leichten Hypertonien lassen sich alleine dadurch schon normalisieren und, wenn Sie so wollen, auch „heilen“.
Ein weiterer wichtiger Pfeiler ist natürlich die je nach Erkrankungsstadium und Risikoprofil des Patienten früh einzusetzende medikamentöse Therapie. Ihr Arzt wird sich hier um die richtige Auswahl und die Erklärung für Sie kümmern! Damit Sie die fünf wichtigsten Medikamente zur Bluthochdruck-Therapie aber schon einmal gehört haben – hier sind sie: Erste Wahl sind Thiazide und Thiazidanaloga (Wirkstoffe Chlorthalidon, Indapamid), ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker, lang wirksame Kalziumantagonisten und Betablocker (diese aber nur bei bestimmten Grunderkrankungen wie nach Herzinfarkt oder bei Pumpleistungsschwäche des Herzens).
Gut zu wissen!
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