Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern – mit der Giraffensprache zu einem harmonischen Familienalltag
Egal, ob es ums Zähneputzen, Aufräumen oder Essen geht – im Familienalltag sind kleinere und größere Konflikte vorprogrammiert. Mit dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation und der sogenannten Giraffensprache können Sie Ihren Familienalltag harmonischer gestalten.
Welche Eltern kennen das nicht? Das Kind verweigert das Zähneputzen, die Kinderzimmer versinken im Chaos und die Diskussion um Medienzeiten artet mal wieder aus. Oft verfallen wir als Eltern in diesen Situationen ins Schimpfen, drohen mit Strafen oder versuchen es mit Bestechung – und wundern uns, dass das Kind jetzt erst recht nicht macht, was wir von ihm verlangen. An dieser Stelle kann die gewaltfreie Kommunikation (kurz: GfK) helfen. Diese bietet Ihnen die Möglichkeit, Konflikte auf Augenhöhe zu lösen – und das ohne Bestrafung, Belohnung oder verletzende Worte.
Das Konzept der gewaltfreien Kommunikation
Die gewaltfreie Kommunikation ist sowohl eine Haltungs- als auch Kommunikationstechnik und wurde von dem US-amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelt. Sein Konzept zielt auf das Verstehen und Verstandenwerden sowie auf die Erforschung von Gefühlen und Bedürfnissen ab, will Kompromisse finden und setzt auf Freiwilligkeit und Kooperation bei der Lösung von Konflikten.
Giraffensprache und Wolfsprache
Kernelement der gewaltfreien Kommunikation ist die Giraffensprache. Symbolisch betrachtet ist die Giraffe ein Tier mit großem Herz, das für Empathie und Einfühlungsvermögen steht. Mit ihrem langen Hals überblickt die Giraffe Ereignisse und kann sie aus der nötigen Distanz betrachten. Dem gegenüber steht der Wolf, dessen Sprache aggressiv, verletzend und urteilend ist. Die Giraffensprache spricht aus dem Herzen und kommuniziert respektvoll und wertschätzend, ohne Vorurteile und Vorwürfe. Sie ist die Sprache der bedürfnisorientierten Erziehung.
So funktioniert die Giraffensprache
Die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation:
- Beobachtung: Beobachten Sie die Situation, ohne zu werten oder zu urteilen und äußern Sie Ihre Beobachtung. Beispiel: Du wirfst mit dem Essen durch die Gegend und der Boden wird schmutzig.
- Gefühl: Fühlen Sie in sich hinein – was macht die Situation mit Ihnen? Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass jeder für seine Gefühle selbst verantwortlich ist und weder das Kind noch der Partner ein Gefühl verursacht. Beispiel: Der dreckige Boden macht mich unruhig.
- Bedürfnis: Konflikte entstehen, wenn unterschiedliche Bedürfnisse aufeinandertreffen. Welches Bedürfnis ist in der vorliegenden Situation gerade unerfüllt? Sagen Sie es! Beispiel: Ich brauche Ordnung, um mich zu entspannen.
- Bitte: Formulieren Sie eine Bitte, deren Erfüllung Ihr Bedürfnis befriedigen würde. Formulieren Sie diese Bitte positiv, machbar und konkret. Sie sollte nicht als Forderung formuliert sein, sondern Kooperation hervorrufen. Beispiel: Ich hole einen Lappen. Wischst du dann bitte den Boden? Denken Sie daran: Eine Bitte ist kein Zwang und darf daher auch unbeantwortet bleiben oder abgelehnt werden.
Giraffensprache aus Sicht der Kinder
Kleineren Kindern fällt es oft noch schwer, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu benennen oder sich empathisch in ihr Gegenüber hineinzuversetzen. Dazu fehlen ihnen die sprachlichen und die kognitiven Fähigkeiten. So können Sie die Giraffensprache auch aus Sicht des Kindes anwenden:
- Wahrnehmung äußern, schauen und aussprechen, was das Kind bewegt. Beispiel: Du hast gemerkt, dass ich dir den Ball weggenommen habe, als du ihn gegen die Glastür geworfen hast.
- Gefühl des Kindes benennen: Und das macht dich jetzt wütend.
- Bedürfnis benennen: Weil du den Ball so gern wirfst und es an der Glastür auch noch so schön klirrt.
- Erwartung benennen und in die eigene Bitte übergehen: Du wünschst dir nun den Ball zurück. Ich möchte, dass die Glastür heile bleibt. Deshalb spielen wir jetzt etwas Anderes. Kannst du bitte entscheiden, was es ist?
Authentisch bleiben
Das Wichtigste ist, dass Sie als Eltern authentisch bleiben und sich nicht verstellen. Natürlich sollen Sie jetzt nicht nur noch nach Konzept sprechen. Die gewaltfreie Kommunikation bietet vielmehr Impulse dafür, wie wir in der Familie miteinander umgehen und klar, offen und respektvoll miteinander kommunizieren können. Das beinhaltet auch, den Kindern Grenzen zu setzen und es ihnen zu sagen, wenn ein Verhalten nicht in Ordnung ist. Ebenso sind Gefühle wie Wut und Stress erlaubt und sie sollten sowohl den Eltern als auch den Kindern zugestanden werden. Am Ende kommt es darauf an, wie man die Dinge sagt.
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