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Gesundheit 01/2022
Niesender Mann.

Brennende Augen, laufende Nase – das hilft bei Heuschnupfen

Mit dem Frühling hat auch eine Saison begonnen, die für viele Menschen weniger erfreulich ist: die Heuschnupfenzeit. Noch bis Oktober fliegen Pollen durch die Luft und sorgen bei Allergikern für lästige Symptome. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Wird Heuschnupfen eigentlich vererbt, kann er einfach wieder verschwinden und was hilft wirklich bei Augenjucken & Co.? Im Interview beantwortet Dr. Nikolaus Schmidt-Sibeth, medizinischer Leiter bei TeleClinic, diese und weitere spannende Fragen rund um das Thema Heuschnupfen.

Doktor Nikolaus Schmidt Sibeth
Dr. Nikolaus Schmidt-Sibeth, medizinischer Leiter bei TeleClinic
© TeleClinic

Mobil Krankenkasse: Welche Symptome gibt es und wie finde ich heraus, ob ich wirklich unter Heuschnupfen leide?

Dr. Schmidt-Sibeth: Die Symptome, also das, was Sie als Mensch in Ihrem Körper spüren und wahrnehmen, sind bei Heuschnupfen wie so oft recht breit gefächert. Die wichtigsten Merkmale einer Allergie, denn das ist der „Heuschnupfen“ ja, sind Rötungen, Schwellungen, Brennen, Jucken, Sekretabsonderung von z.B. den Augen oder den Schleimhäuten und allgemeine körperliche Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Das Ausmaß dieser Beschwerden hängt von der Stärke der allergischen Reaktion im Körper auf den „Eindringling“, im Falle des Heuschnupfens sind das Gräser-, Kräuter-, Blüten- und/oder Baumpollen, ab. Das Spektrum kann von kaum bemerktem Augenjucken bis hin zu einem lebensgefährlichen Asthmaanfall mit Atemnot und umgehend notwendiger Akuttherapie durch einen Arzt oder eine Ärztin reichen.
Neben dem Führen eines Kalenders, in dem Sie Ihre Symptome und deren Stärke aufschreiben und die entsprechenden Pollen aus einem aktuellen Pollenflugkalender notieren, um so über die Zeit einen Abgleich der Allergene und der allergischen Reaktionen Ihres Körpers durchführen zu können, gibt es auch eine Reihe von Tests. Diese Tests machen Sie entweder bei einem Arzt vor Ort oder Sie bestellen sie sich nach Hause. Es gibt Tests, bei denen verschiedene Allergene direkt auf die Haut aufgetragen werden und man dann die entstehende Quaddel als Maß der allergischen Reaktion ausmisst und mit einer Testsubstanz (Histamin) vergleicht, und Tests, die allergenspezifische Antikörper über das Blut bestimmen.

Mobil Krankenkasse: Wird Heuschnupfen vererbt oder gibt es einen bestimmten „Auslöser“?

Dr. Schmidt-Sibeth: Die Entstehung allergischer Erkrankungen ist ein sehr komplexer Prozess, den die Wissenschaft noch nicht vollständig entschlüsselt hat. Fest steht, dass die Gene dabei eine wichtige Rolle spielen. Allein verantwortlich für Asthma, Neurodermitis, Heuschnupfen & Co. ist das Erbgut jedoch nicht. So erhöhen bestimmte Genveränderungen zwar das Risiko, eine Allergie zu entwickeln. Damit das auch tatsächlich passiert, müssen aber andere Faktoren wie Lebensumstände und Umwelteinflüsse hinzukommen. Ebenfalls als erwiesen gilt, dass an der Krankheitsentstehung nicht ein einziger Erbgutabschnitt, sondern viele Gene beziehungsweise Genvarianten beteiligt sind.

Haben beide Eltern eine Allergie, entwickeln die Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent allergische Beschwerden. Leiden Mutter und Vater zudem unter der gleichen Allergieform, ist das Erkrankungsrisiko mit 60–80 Prozent am höchsten. Menschen, die nicht familiär vorbelastet sind, entwickeln hingegen nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 5–15 Prozent eine Allergie. Intensiv erforscht werden auch die genetischen Ursachen der allergischen Sensibilisierung. Der Begriff bezeichnet den immunologischen Prozess, der beim erstmaligen Kontakt mit einem eigentlich harmlosen Stoff aus der Umwelt die Bildung von Antikörpern gegen dieses Allergen induziert. Beim erneuten Kontakt mit dem Allergen setzen die Antikörper dann jene Reaktionskaskade in Gang, die schlussendlich die Krankheitssymptome hervorruft. In einer der bislang größten Untersuchungen, für die mehrere Genomstudien ausgewertet wurden, haben Wissenschaftler zehn Gene gefunden, die mit einer allergischen Sensibilisierung in Zusammenhang stehen. Dabei analysierte das internationale Team die genetischen Daten von fast 12.000 Allergikern und etwa 20.000 allergiefreien Personen. Die zehn Genorte sind zu insgesamt mindestens 25 Prozent an der allergischen Sensibilisierung beteiligt.¹

Mobil Krankenkasse: Kann Heuschnupfen auch einfach wieder verschwinden?

Dr. Schmidt-Sibeth: Allergien können zu den verschiedensten Zeitpunkten im Leben eines Menschen auftreten. Es sind sehr viele Faktoren, die dazu führen, dass unser Körper plötzlich gegen eigentlich harmlose und ungefährliche Substanzen Alarm schlägt. So wie ein Heuschnupfen zu jeder Lebensphase auftreten kann, so kann er auch wieder „verschwinden“. Wobei ein ganz echtes Verschwinden meistens nicht der Fall ist. Wir nehmen die dann geringeren Reaktionen unseres Körpers nur nicht mehr als störend wahr.

Mobil Krankenkasse: Was hilft wirklich gegen Heuschnupfen und kann es auf Dauer gefährlich sein, sich nicht behandeln zu lassen?

Dr. Schmidt-Sibeth: Allergien muss man in jedem Fall ernst nehmen und sie gehören auch fachgerecht behandelt. Man unterscheidet zwischen symptomatischen Therapien und ursächlichen (kausalen) Therapien. Mit einer symptomatischen Therapie werden die o.g. Symptome behandelt. Nehmen wir als Beispiel die geschwollene Nasenschleimhaut, die uns nicht mehr richtig durch die Nase atmen lässt. Nutzen Sie hier antiallergische Nasensprays (z.B. mit Cortison, einem Antihistamin oder einem die Mastzellen stabilisierenden Wirkstoff), schwillt die Schleimhaut für eine bestimmte Zeit ab und Sie bekommen besser Luft. Antihistaminika, die Sie z.B. als Tabletten einnehmen können, sind eine feste Stütze in der antiallergischen Behandlung. Damit können Sie dann nicht nur die Nase behandeln, sondern den ganzen Körper und somit viele Ihrer Symptome. Als kausale Therapie, also wirklich das Immunsystem dauerhaft beeinflussende Therapie ist die spezifische Immuntherapie, auch bekannt als „Hyposensibilisierung“, anwendbar. Hier wird der Körper mit einer geringen Dosis eines oder mehrerer Allergene konfrontiert und seine überschießende Reaktion darauf somit langsam herunterreguliert. Dies geht z.B. über die Mundschleimhaut oder über eine Injektion mit einer Spritze unter die Haut. Bleibt eine Allergie unbehandelt, können die allergischen Reaktionen auch immer massiver werden und einmal mit einer akut lebensbedrohlichen Situation im allergischen Schock oder einem Asthmaanfall enden.

Meine Bitte: Sind Sie vor Ort, wenn ein Mensch mit bekannter schwerer Allergie mit seinem Allergen konfrontiert wird (z.B. bei einem Wespen- oder Bienenstich), dann holen Sie in jedem Fall ärztliche Hilfe. Eine allergische Reaktion verläuft oft sehr schnell und kann nur durch eine frühestmögliche Therapie gestoppt werden. Manche Allergiker haben ein Notfallset bei sich. Das sollte dann ebenfalls schnellstmöglich zum Einsatz kommen. Aber einen (Not-)Arzt holen Sie sich bitte trotzdem immer dazu.

Mobil Krankenkasse: Die FFP2-Maske ist unser ständiger Begleiter – müssten dadurch nicht auch die Allergiesymptome besser werden?

Dr. Schmidt-Sibeth: Ja, so ist es. Durch ein konsequentes Tragen einer FFP2-Maske reduzieren Sie als Allergiker den Eintrag von Allergenen über Ihre Mundschleimhäute und die Bronchien bzw. die Lunge. Aber auch die Haut oder die Augen sind Organe, über die der Körper Allergene aufnehmen kann und darauf reagiert. Das kann Ihre Maske natürlich nicht verhindern.

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