Von einer Fehlgeburt spricht man, wenn eine Schwangerschaft endet, bevor das Kind lebensfähig ist. Medizinisch ist dies der Fall, wenn die Frau ihr Ungeborenes vor der 24. Schwangerschaftswoche verliert oder solange es weniger als 500 Gramm wiegt. Verstirbt das Kind später und hat es ein höheres Gewicht, gilt dies als Totgeburt. Offizielle Angaben zur Anzahl der Fehlgeburten in Deutschland gibt es nicht, da sie nicht meldepflichtig sind. Man geht aber davon aus, dass bei Frauen unter 30 Jahren rund die Hälfte der befruchteten Eizellen abgehen – bei älteren Frauen sogar noch mehr. Die meisten Fehlgeburten ereignen sich in den ersten Wochen der Schwangerschaft, häufig bleiben sie unbemerkt. Nach der zwölften Schwangerschaftswoche nimmt das Risiko für eine Fehlgeburt deutlich ab.
Wie erkennt man eine Fehlgeburt – und was kann der Arzt tun?
Typisches Anzeichen einer Fehlgeburt sind Blutungen. Es können auch krampfartige Schmerzen im Unterbauch auftreten, die sich wie Menstruationsschmerzen anfühlen. Sobald eine Schwangere Beschwerden dieser Art bemerkt, sollte sie umgehend ihren Frauenarzt aufsuchen. Anhand der Symptome kann er feststellen, ob es sich um eine drohende, beginnende, unvollständige oder vollständige Fehlgeburt handelt. Bei einer drohenden Fehlgeburt wird er der werdenden Mutter Bettruhe verordnen und die Gesundheit des Kindes regelmäßig überprüfen. Lässt sich die Fehlgeburt nicht mehr verhindern, erfolgt in der Regel eine Ausschabung, um die in der Gebärmutter verbliebenen Schwangerschaftsanteile wie beispielsweise die Plazenta zu entfernen. Geschieht dies nicht, besteht das Risiko für anhaltende Blutungen und eine Infektion.
Was können Ursachen sein?
Für eine Fehlgeburt kommen verschiedene Ursachen infrage. In den meisten Fällen hängt sie damit zusammen, dass der Embryo sich nicht richtig entwickelt. Hierfür muss es keine spezifischen Gründe im Körper der Mutter oder des Vaters geben. Dennoch ist es wichtig, die Ursache für eine Fehlgeburt herauszufinden – insbesondere, wenn es wiederholt dazu kommt. Denn: Wiederkehrende Fehlgeburten lassen sich nur durch die Behandlung der Ursachen verhindern. So kann es beispielsweise sein, dass die Frau unter einer Störung des Stoffwechsels, des Hormonhaushalts, der Blutgerinnung oder einer Autoimmunerkrankung leidet. Es ist auch möglich, dass die Gebärmutter anatomische Besonderheiten aufweist, zum Beispiel Myome. Auch lokale bakterielle und virale Infektionen sowie Pilzerkrankungen können eine Schwangerschaft beeinträchtigen. Ebenso kann eine geringe Spermienqualität das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen. Deshalb sollte sich in diesem Fall nicht nur die Frau, sondern auch der Mann untersuchen lassen.
Lässt sich das Risiko senken?
Generelle Maßnahmen, um einer Fehlgeburt vorzubeugen, gibt es nicht. Bestimmte Faktoren tragen jedoch zu einem gesunden Verlauf einer Schwangerschaft bei. Dazu zählt unter anderem ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung. Außerdem sollten Frauen, die schwanger sind oder werden wollen, auf Schadstoffe wie Alkohol, Nikotin oder Drogen verzichten und Stress vermeiden. Bestehen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Bluthochdruck, sollten sie diese behandeln lassen. Darüber hinaus ist es ratsam, die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt wahrzunehmen, um eventuelle Infektionen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Wo finden Betroffene Hilfe nach einer Fehlgeburt?
Einen Anspruch auf Mutterschutz haben Frauen nach einer Fehlgeburt in der Regel nicht. Allerdings gilt der besondere Kündigungsschutz, falls die Fehlgeburt nach der zwölften Schwangerschaftswoche eingetreten ist. Das heißt, dass der betroffenen Frau in einem Zeitraum von vier Monaten nach der Fehlgeburt nicht gekündigt werden darf. Doch auch wenn eine Fehlgeburt in der Regel der Gesundheit der Frau nicht schadet, kann die Psyche sehr darunter leiden. Wichtig ist es dann, sich Unterstützung zu suchen. Viele Eltern empfinden es als hilfreich, wenn sie bewusst Abschied nehmen können. Eine Hebamme kann sie durch die erste Zeit begleiten. Die Kosten für diese Hebammenhilfe übernimmt die gesetzliche Krankenkasse. Psychologische Hilfe bieten zudem Psychotherapeuten oder Seelsorger, die mit der jeweiligen Klinik zusammenarbeiten, sowie lokale Selbsthilfegruppen. Erste Anlaufstellen sind beispielsweise die TelefonSeelsorge und pro familia.