Dass Kleinkinder nicht immer das essen, was die Eltern gern möchten, kennt wohl jede junge Familie. Doch so normal Phasen sind, in denen täglich Kartoffelbrei gefordert wird und auf keinen Fall Tomaten auf den Tisch kommen dürfen, so anstrengend sind sie für die Erwachsenen. Wie kann man das Kochen für und das Essen mit Kindern wieder entspannter gestalten? Welche Rezepte schmecken Kindern und lassen auch Elternherzen höherschlagen? Die Ernährungswissenschaftlerin Anja Fleischhauer hat sich in ihrem Buch mit diesem Thema beschäftigt und uns im Interview einen Einblick gegeben.

Frau Fleischhauer, gibt es typische Phasen, in denen das Thema Essen für die Eltern kleiner Kinder oft kritisch wird?

Anja Fleischhauer: Ja, die erste Herausforderung wartet schon beim Übergang vom Stillen oder der Flasche zum Brei. Es ist nicht immer leicht, dafür den richtigen Zeitpunkt zu finden. Die Fachgesellschaften für Ernährung empfehlen, die Milchmahlzeiten etwa ab dem fünften bis siebten Lebensmonat schrittweise durch die sogenannte Beikost zu ersetzen. Manche Kinder ticken aber anders, als es im Lehrbuch steht, und sind erst mit acht Monaten bereit, Essen vom Löffel zu probieren. Ich kenne ein Kind, das hat das komplette erste Lebensjahr Breie verweigert, da konnten sich die Eltern auf den Kopf stellen. In einem solchen Fall würde ich grundsätzlich immer mit dem Kinderarzt sprechen, um zu ergründen, woran das liegen könnte.

 

Ernaehrungsexpertin Anja Fleischhauer
© Bild: Ernährungswissenschaftlerin Anja Fleischhauer

Wie ist es später beim Übergang von den Breien zum festen Essen?

Anja Fleischhauer: Wenn ein Kind bereit ist, feste Nahrung zu probieren, ist es meist schon in der Lage, das den Eltern auch zu signalisieren. Hier ist also die Feinfühligkeit der Eltern gefragt: Habe ich ein Kind, das mit zehn Monaten schon nach meinem Teller schielt? Dann lasse ich es von meinem Essen kosten. Andere Kinder sind sehr lange glücklich mit ihren Breien – sie gehören vielleicht zu den Menschen, die auch später eine Vorliebe für weiches Essen behalten und eher bei weichem Müsli, das nicht so viel Mühe macht, bleiben. Kleine Kauer und Beißer mühen sich dagegen gern an einem Stück harten Brot ab. In unserer Familie sind alle Arten vertreten. Wenn die Kleinen dann mit am Tisch essen, muss man unterscheiden: Sorgt das Verhalten am Tisch oder das Essen selbst für stressige Situationen. Manche Kinder mögen nicht sitzen bleiben, andere sortieren ihr Gemüse lieber auf dem Teller, statt es zu essen. Die Eltern müssen dann vieles für sich klären, zum Beispiel: Was tun, wenn es den Kindern nicht schmeckt? Gibt es ein Ausweichessen? Und wollen wir die Regel etablieren, dass jeder probieren muss? Ein bisschen kommt es immer darauf an, wie die eigene Essgeschichte ist. Sie hilft auch zu entscheiden, ob man es bei den Kindern ebenso oder anders machen möchte.

Drei Gläser mit Gemüsebrei und ganzen Karotten und Erbsen daneben.

Rezepte für Babybrei

Was läuft dabei häufig schief?

Anja Fleischhauer: Eltern geraten in Stress, wenn sie sich ihrer Erwartungen nicht bewusst sind. Vielleicht ist es total unrealistisch, was ich mir gerade von meinem Kind wünsche? Es lohnt sich, vorher darüber nachzudenken. Wenn es Dinge sind, die immer wieder auftreten und mit denen man unzufrieden ist, ist es das Beste zu versuchen, sein Verhalten zu ändern. Wenn es einen zum Beispiel nervt, ständig Ausweichessen zu kochen, dann sollte man es nicht tun. Ich habe mich anfangs beim Familienessen dabei ertappt, dass ich enttäuscht war, wenn es meiner Tochter nicht geschmeckt hat. Dabei ist es natürlich völliger Quatsch, das persönlich zu nehmen. Was hilft? Man sollte sich dessen immer wieder bewusst werden und nicht nur für das Kind kochen, sondern vor allem für sich selbst und natürlich für alle, die mitessen. Bei uns zu Hause wird übrigens häufig am Essen rumgemäkelt, wenn zuvor viele Snacks gegessen wurden. Ich versuche deshalb, das Essen zwischendurch auf Obst zu beschränken. Hunger ist der beste Koch.

Sollten Eltern und Kinder bei gemeinsamen Mahlzeiten immer das Gleiche essen?

Anja Fleischhauer: Die Vorlieben der Kleinen können phasenweise schon recht einseitig sein – und die wenigsten Eltern wollen ständig Fischstäbchen oder Nudeln ohne alles essen. Man kann aber viele Gerichte modulartig kochen. Ein Beispiel: Die Eltern beträufeln ihr asiatisches Nudelgericht erst bei Tisch mit Fisch-Limetten-Sauce und geben Koriandergrün dazu. Die Kinder essen einfache Gemüsenudeln. So haben wir es gehandhabt. Essen lernen und einen fremden Geschmack akzeptieren, das klappt nur über Wiederholung. Deswegen darf man nicht zu früh kapitulieren. Und bitte keinen Druck ausüben!

Raupe aus Obst und Gemüse auf einem Teller angerichtet.
© GettyImages-172468736

Ab wann kann man das Kind auch bei der Zubereitung des Essens einbeziehen?

Anja Fleischhauer: Sobald es Interesse zeigt. Salatblätter waschen oder etwas umrühren können schon ganz Kleine. Kleinkinder wollen irgendwann alles selber machen. Wenn sie beim Salatmachen helfen dürfen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie probieren, viel größer, als wenn sie immer alles fertig zubereitet vorgesetzt bekommen. Das Interesse ist bei meiner Tochter in Wellen aufgetreten – es gab Phasen, da mochte sie gar nicht mitmischen. Dann hatte sie Zeiten, in denen sie super gern geholfen hat. Die muss man ausnutzen.

Probieren Sie unsere Rezeptideen die Kindern Spaß machen!

Wie können Eltern das Thema Essen für sich und das Kind entspannter gestalten?

Anja Fleischhauer: Mein wichtigster Rat lautet: Akzeptieren, wenn’s mal nicht so rund läuft, und Vertrauen haben, dass es sich irgendwann wieder ändert. Außerdem sollten Eltern immer genau hinschauen, um zu ergründen, wo gerade das Problem liegt, und das Kind in seiner Wahrnehmung ernst nehmen. Ich selbst fand als Kind sehniges Fleisch oder Pudding mit Klümpchen grauenhaft und hatte viel öfter ein Problem mit Konsistenzen als mit Geschmack. Das ist bis heute so geblieben. Meiner Tochter geht es ähnlich. Ich finde aber auch, dass Eltern oft einen sehr pessimistischen Blick auf das Essverhalten ihrer Kinder haben. „Die essen überhaupt kein Gemüse“, heißt es dann. Wenn man nachfragt, kommt heraus, dass sie die meisten Gemüsesorten nicht gekocht mögen, dafür aber roh. Das ist bei vielen Kindern so: Sie verschmähen gekochten Blumenkohl oder Brokkoli in ihrem Essen, aber roh knabbern sie ihn sehr gern.

Gibt es Tricks, wie man die Offenheit des Kindes für bisher unbekanntes Essen wecken kann.

Anja Fleischhauer: Ich verkaufe das Probieren gern als Mutprobe, wenn viele Kinder mitessen: Wer traut sich, ein Ministück eingelegten Ingwer zu probieren? Macht einer mit, trauen sich meistens alle. Und dann schreien sie: „Uah, ist der scharf!“ – das ist immer ein großer Spaß.

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