Wir betreten einen Raum, begegnen Menschen auf der Straße oder halten eine Präsentation vor Kollegen – und überlegen: „Was denkt das Gegenüber von mir?“, „War das gut genug?“, „Was, wenn alle über mich lachen?“, „Kann ich das so anziehen?“ – Aber warum legen wir eigentlich so viel Wert darauf, was andere Menschen über uns denken? Warum beeinflussen uns Bewertungen von anderen so stark? Und wie können wir uns davon befreien?
Der Mensch als soziales Wesen
Um unser Verhalten dahinter zu verstehen, ist es wie bei vielen Dingen im Leben erforderlich, einen Schritt zurückzugehen und auf den Anfang zu schauen. Denn das Bedürfnis nach Anerkennung liegt in unserer Natur. Wir Menschen sind soziale Wesen. Es ist ein wichtiges psychologisches Grundbedürfnis, von anderen akzeptiert, respektiert und gemocht zu werden. Einfach gesagt: Dazuzugehören – es wurde uns also praktisch in die Wiege gelegt.
Viele von uns wurden unbewusst oder bewusst schon von Geburt an oder in jungen Jahren darauf trainiert, sich angepasst und erwartungskonform zu verhalten. Große Teile unserer Sozialisierung beruhen darauf. Als Kind wurde einem beigebracht, wie man sich zu kleiden oder zu verhalten hat und was man zu sagen oder zu tun hat, damit andere einen mögen und akzeptieren. Das eigene Selbstwertgefühl hängt also zum einen davon ab, wie ich mich selbst erlebe, aber auch davon, ob andere uns positives Feedback geben. Diese Rückmeldungen sind uns so wichtig, weil der Mensch ein soziales Wesen ist. Wir brauchen die Anerkennung und das Gefühl, unseren Platz in der Gruppe zu finden.
Angst vor Ablehnung
Die Vorstellung, diese Anerkennung nicht zu erhalten, macht vielen Menschen Angst. Es geht dabei um die Befürchtung, durch andere negativ bewertet zu werden.
Wenn jemand in einer Gruppe immer negativ auffällt, wird er rasch zum „Außenseiter“. Solche Aussagen haben viele von uns bereits im Kindesalter zu hören bekommen. Es ist also nicht verwunderlich, dass unser Verhalten so stark davon beeinflusst ist, nicht negativ aufzufallen. Viele alltägliche Situationen werden durch soziale Regeln beeinflusst und mitbestimmt. Dies beginnt bereits beim morgendlichen Fertigmachen, damit man „ausgehtauglich“ aussieht. So kommt es, dass in der Schule oder bei der Arbeit bestimmte Verhaltensweisen angenommen werden, um sich mit den unausgesprochenen Regeln und Normen konform zu verhalten.
Es ist jedoch wichtig, dass wir uns von dieser Angst ein Stück weit lösen und nicht zulassen, dass sie uns davon abhält, bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen. Diese Angst sollte uns nicht einschränken oder dafür sorgen, dass wir uns sozial zurückziehen. Aber wie können wir uns so weit davon befreien, dass es uns nicht mehr so wichtig ist, was andere Menschen von uns halten? Geht das überhaupt?
Die goldene Mitte
Hier passt das Sprichwort „die goldene Mitte macht’s“. Sich ganz von diesen Gefühlen frei zu machen ist schwer. Schließlich würde man dann nur noch in seiner eigenen Welt leben. Man würde in diesem Fall nicht mehr von einem sozialen Wesen sprechen, sondern von einer monotonen Kreatur. Deshalb ist ein gesundes Mittelmaß sehr wichtig und dabei spielt auch das eigene Selbstvertrauen eine große Rolle. Konstruktive Kritik anzunehmen und die Bewertung anderer in Betracht zu ziehen, ist wichtig, jedoch sollte es nicht das ganze Leben auf den Kopf stellen, wenn es auch mal zu einer negativen Rückmeldung kommt.
Unabhängig von der Meinung anderer zu sein und zu leben, fängt also bei uns selbst an. Genau wie das Bedürfnis nach Anerkennung in unterschiedlichen Maßen bei uns Menschen auftritt, ist jede(r) Einzelne von uns individuell. Jeder Mensch ist einzigartig und genau das macht uns besonders und das Leben so interessant.
Man ist sich oft selbst am nächsten
So wie du dir Gedanken darüber machst, was die andere Person gerade von dir denkt, tut die andere Person es wahrscheinlich genauso. Die Menschen, denen wir im Alltag begegnen, sind oft viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie länger über dich nachdenken würden. Selbst wenn sie es tun, ist der Gedanke meist schneller wieder verflogen, als er aufgekommen ist. Du kannst dich gedanklich immer wieder selbst daran erinnern, dass du viele Menschen, denen du im Leben begegnest, nie wiedersehen wirst.
Die Gedanken einer anderen Person nicht zu deinen eigenen machen
Die Gedanken einer anderen Person sagen oftmals mehr über die Person selbst aus als über dich. Ob es einen Einfluss auf dich hat, was andere von dir denken, liegt bei dir. Es ist deine Entscheidung, das Problem anderer zu deinem eigenen zu machen. Denn manche werden das, was du trägst oder machst, lieben, andere wiederum nicht. Meinungen werden sich, egal was man macht und wie gut man es macht, immer voneinander unterscheiden. Umgib dich mit Menschen, die dir guttun und dich lieben und schätzen.
Deine eigenen Stärken kennen
Verwende deine Energie weniger darauf, dir Sorgen zu machen, sondern mache dir bewusst, dass du toll bist so, wie du bist. Menschen kommen und gehen und jeder Mensch ist in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. Anstatt über andere zu urteilen, fang auch du damit an, deine Mitmenschen zu bestärken. Denn unsere Individualität ist im Endeffekt das, was uns ausmacht. Achte aus diesem Grund bei einer Rückmeldung darauf, zwischen der Person selbst und ihrem Verhalten zu differenzieren. Feedback sollte neutral und konstruktiv auf das Verhalten bezogen sein und nicht die komplette Person entwerten.
Falls du dich also beim nächsten Mal dabei ertappst, wie du dir Sorgen darüber machst, was andere von dir halten, erinnere dich daran, dass es menschlich ist, und versuch einen guten Mittelweg für dich selbst zu finden. Denn du bist toll so, wie du bist!