Fast die Hälfte aller Frauen verliert nach einer Geburt hin und wieder Urin.¹ Besonders oft geschieht dies beim Niesen, Lachen oder schweren Heben. Ärzte sprechen dann von einer Stress- oder Belastungsinkontinenz. Obwohl eine solche Blasenschwäche alles andere als selten ist, vertrauen sich mehr als 70 Prozent der Betroffenen nicht ihrem Arzt an. Dabei kann vielen Patientinnen geholfen werden.
Schwangerschaft und Geburt sind Schwerstarbeit für den Beckenboden
Bei Betroffenen tritt die Blasenschwäche oftmals schon während der Schwangerschaft auf. Der Grund ist die besondere Beanspruchung der Beckenbodenmuskulatur. Dieser Muskelkomplex am unteren Ende der Beckenhöhle besteht aus mehreren Schichten von Muskeln, Sehnen und Gewebe. Er trägt das Gewicht der Organe im Bauchraum und ist bei einer Schwangerschaft die wichtigste Stütze für die Gebärmutter und das Ungeborene. Außerdem ist der Beckenboden dafür verantwortlich, dass die Schließmuskeln von Blase und Darm funktionieren. Bei Belastung spannt sich der Beckenboden reflexartig an, um zu verhindern, dass Blase oder Darm unkontrolliert Urin oder Stuhl verlieren. Bei einer Schwangerschaft lastet zunehmend Gewicht auf Beckenboden und Blase. Das hat zur Folge, dass die Stützfunktion nachlässt und der Verschlussmechanismus der Blase geschwächt ist. Auch die Schwangerschaftshormone sorgen dafür, dass Bänder und Sehnen weicher und nachgiebiger werden. Bei der Geburt werden die Muskeln dann zusätzlich extrem gedehnt. So ist es eigentlich kein Wunder, wenn der Beckenboden nach der Entbindung einige Zeit braucht, um wieder wie zuvor zu funktionieren.
Das Risiko für Blasenschwäche in der Schwangerschaft senken
Nach dem Wochenbett verschwindet die Blasenschwäche häufig von allein, aber eben nicht immer. Wen es trifft, ist unter anderem eine Frage der Gene. Auch das Alter spielt eine Rolle: So haben Frauen, die bei der ersten Schwangerschaft über 30 Jahre alt sind, ein erhöhtes Risiko, eine Blasenschwäche zu entwickeln.² Es gibt aber auch Risikofaktoren, die sich aktiv beeinflussen lassen – am besten schon vor der Schwangerschaft. Zu diesen Faktoren gehören Rauchen, starkes Übergewicht und eine wenig trainierte Beckenbodenmuskulatur. Studien zeigen, dass Frauen, die schon während ihrer Schwangerschaft inkontinent waren, ein höheres Risiko haben, nach der Geburt an Blasenschwäche zu leiden.³ Das bedeutet: Wer schon während der Schwangerschaft beginnt, seinen Beckenboden zu trainieren, hat nach der Geburt meist weniger Probleme.
Mit Beckenbodentraining Inkontinenz nach der Geburt vorbeugen
Aktive Schwangere haben einen starken Beckenboden. Allerdings sollten werdende Mütter intensive und ruckartige Bewegungen meiden. Optimal sind sanfte Sportarten wie Yoga oder Gymnastik. In speziellen Kursen zur Beckenbodenkräftigung erlernen Schwangere entsprechende Übungen und erfahren, wie sie sich im Alltag beckenbodenschonend verhalten – zum Beispiel indem sie den Beckenboden anspannen, bevor sie etwas Schweres heben. Nach der Geburt empfiehlt es sich für junge Mütter, an einem Rückbildungskurs mit Beckenbodenübungen teilzunehmen – dies gilt übrigens auch nach einem Kaiserschnitt. Beginnen kann man sechs bis acht Wochen nach der Entbindung. Auch für zu Hause gibt es Übungen, die die Muskulatur stärken und die Blasenkontrolle verbessern. So oder so gilt: Für einen langfristigen Erfolg ist es entscheidend, die Beckenbodenübungen dauerhaft in den Alltag zu integrieren.
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