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Ausgabe 01/2021
Gesundheit 01/2021
Mehrere Flaschen Covid-19-Impfstoff stehen auf einem Fließband.
© gettyimages

Wie funktioniert eigentlich eine Impfstoffzulassung für den Covid-19-Impfstoff?

Hoffnungsvoll warten viele Menschen derzeit darauf, mit einem der zugelassenen Impfstoffe gegen Covid-19 geimpft zu werden. Aber wie funktioniert so eine Impfstoffzulassung in Europa eigentlich?

Drei Impfstoffe sind in Deutschland und Europa bereits gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zugelassen. Doch bis BioNTech und Pfizer, Moderna und AstraZeneca verabreicht werden durften, mussten sie sich in strengen Testungen als sicher und wirksam erweisen. Bei einem Zulassungsverfahren wird der mögliche Impfstoff zunächst einmal in Labor- und Tierversuchen hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft. Dies ist wichtig, um das Risiko für spätere Studienteilnehmer von vornherein so gering wie möglich zu halten. Hat sich das Vakzin, also der Impfstoff, hierbei als sicher erwiesen, entscheidet eine Ethik-Kommission gemeinsam mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), ob der Impfstoff auch an Menschen erprobt werden darf. Hierfür nehmen beide Institutionen die Ergebnisse der bisherigen Versuche genauestens unter die Lupe, prüfen den Studienplan, der das weitere Vorgehen beschreibt, und stellen sicher, dass auch nur Personal an der Studie beteiligt ist, das hierfür auch die entsprechende Eignung mitbringt. Von Beginn an wird ein neuer Impfstoff also ganz genau geprüft und seine Zulassung streng überwacht.

Ethik-Kommission und EMA müssen der Erprobung zustimmen

Nur wenn Ethik-Kommission und EMA ihr „Go“ geben, darf das Vakzin in die Erprobung. Diese gliedert sich in die Phasen I, II und III.

Phase I – gestartet wird mit einer Gruppe gesunder Erwachsener

In Phase I bekommen erstmalig Menschen den Impfstoff injiziert. Diese Testungen erfolgen ausschließlich an gesunden Erwachsenen, denen vor Studienbeginn umfassend erklärt wird, was bereits über den Impfstoff bekannt ist und was es bedeutet, an dieser Erprobung teilzunehmen. Die kleine Testgruppe besteht meist aus 10 bis 30 Frauen und Männern, die zwischen 18 und 55 Jahren alt sind. Wie bei allen Arzneimittelzulassungen gibt es auch bei der Impfstoffzulassung eine sogenannte Placebo-Gruppe. Dies ist eine Vergleichsgruppe, die der Demografie der Testgruppe entspricht und einen Scheinimpfstoff oder einen bereits zugelassenen Impfstoff gegen eine andere Krankheit erhält.
Bei der Impfung dieser kleinen Testgruppe geht es auch darum, die richtige Dosis des Impfstoffes herauszufinden. Für die erste Impfung wird einem Probanden (= Studienteilnehmer) eine Dosis injiziert, die vorab in den Tierversuchen ermittelt wurde. Verträgt die erste Testperson diese Menge gut, wird nach ein bis zwei Tagen begonnen, weitere Testpersonen, jetzt auch mit abweichenden Dosierungen, zu impfen. Um nicht nur kurzfristige Impfreaktionen, sondern auch langfristige Wirkungen und eventuelle Nebenwirkungen zu erfassen, wird jeder Proband nach seiner letzten Dosis noch mindestens sechs weitere Monate lang beobachtet und muss regelmäßig Fragebögen ausfüllen und für die notwendigen Blutuntersuchungen zur Blutentnahme.

Phase II – auf der Suche nach der bestmöglichen Dosierung

Bei Phase II geht es darum, mit Hilfe einer deutlich größeren Gruppe Probanden – nämlich 50 bis teilweise 1.000 – die bestmögliche Dosierung des Impfstoffes festzulegen und das Wissen über Verträglichkeit und Immunreaktionen zu erweitern. Auch in dieser Phase sind die Testpersonen in der Regel zwischen 18 und 55 Jahren alt. Natürlich gibt es auch hier eine Vergleichsgruppe, welche mit Placebos oder einem bereits zugelassenen Impfstoff versorgt wird.

Die große Gruppe Probanden wird für den Test in mehrere Untergruppen aufgeteilt. Zuerst wird eine der Untergruppen mit der niedrigsten für den Test festgelegten Dosis geimpft. Wird diese gut vertragen, erhält die nächste Gruppe eine höhere Dosierung. In Blutproben, die den Testpersonen regelmäßig entnommen werden, werden u. a. der Gehalt an gegen den Erreger gerichteten Antikörpern beobachtet und die für die Immunregulation wichtigen Zytokine bestimmt.

Bei einer normalen Impfzulassung dauert diese wichtige Phase mehr als zwei Jahre. Da es von höchster globaler Bedeutung ist, einen passenden Impfstoff gegen das Coronavirus zu finden, dauert diese Phase bei den Covid-19-Studien allerdings nur einige Wochen bis wenige Monate. Möglich wird dies durch eine Verbindung der Phasen I und II: Werden Zwischenergebnisse der laufenden Studie durch die Zulassungsbehörden als positiv bewertet, kann schon innerhalb weniger Wochen nach Start der Phase I Phase II beginnen.

Phase III – jetzt werden (fast) alle getestet

Die aufwendigste Phase kommt zum Schluss: An der Phase III nehmen (beim Covid-19-Impfstoff) mehrere Zehntausend Freiwillige, teilweise mit Vorerkrankungen, teil. Auch hier gibt es wieder eine Vergleichsgruppe, die mit einem Scheinimpfstoff oder einem bereits zugelassenen Vakzin gegen eine andere Erkrankung geimpft wird.

Diese Vergleichsgruppe ist wichtig, denn an mehreren Punkten der Studie und natürlich nach Abschluss wird verglichen: Wie viele Probanden der Gruppe, die einen Covid-19-Impfstoff injiziert bekamen, steckten sich dennoch an? Wie viele hatten trotz Ansteckung einen abgemilderten Verlauf? Wie viele der Placebo-Gruppe erkrankten im gleichen Zeitraum und wie stark waren ihre Krankheitsverläufe? Dafür müssen sich alle Teilnehmer, von denen übrigens niemand weiß, zu welcher Gruppe er gehört, in bestimmten Intervallen zur langfristigen Beobachtung ärztlichen und labormedizinischen Untersuchungen unterziehen. Zur Phase III wurden zwar partiell auch Probanden, die älter als 55 Jahre sind, zugelassen, aber zum Beispiel bislang noch keine Schwangeren und auch keine Kinder.

Um die Erprobung der Covid-19-Impfstoffe zu beschleunigen, wurden die Phasen I und II sowie die Phasen II und III miteinander kombiniert – aber natürlich ohne Abstriche bei der Sicherheit der Probanden oder des Vakzins zu machen.

Quellen:

vfa.de

rnd.de

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