Medikamente in der Schwangerschaft: Was ist erlaubt?
Wir klären auf, wie Schwangere sich am besten informieren, welche Medikamente unbedenklich für Sie und Ihr Baby sind.
Inhaltsübersicht
Von Übelkeit über Kopfschmerzen bis hin zur Erkältung: Wer in der Schwangerschaft krank wird, scheut sich oft, zu Medikamenten zu greifen – zu groß sind die Bedenken, das Ungeborene zu gefährden. Ein Blick auf den Beipackzettel kann dann Entwarnung geben, aber auch von einer Einnahme in der Schwangerschaft abraten. Kommt es dann vor, dass der Arzt das Medikament trotzdem verschreibt, ist die Verunsicherung meist groß – dabei gibt es für diesen scheinbaren Widerspruch eine logische Erklärung.
Arzneimittelstudien berücksichtigen oft keine Schwangeren
Bevor ein Arzneimittel neu auf den Markt kommt, muss der Hersteller dessen Wirksamkeit und Unbedenklichkeit anhand von Studien belegen. Schwangere dürfen an solchen Untersuchungen jedoch aus ethischen Gründen oft nicht teilnehmen – es kann also bei vielen Medikamenten schlicht nicht gesagt werden, wie diese Patientengruppe sie verträgt. Steht in der Packungsbeilage, dass ein Arzneimittel für Schwangere nicht geeignet ist, kann das also entweder bedeuten, dass es Belege für schädliche Wirkungen auf Mutter und/oder Kind gibt, oder dass wegen mangelnder Daten schlicht keine Beurteilung möglich ist.
Über Medikamentengabe wird von Fall zu Fall entschieden
Ob die Einnahme eines Arzneimittels in der Schwangerschaft im Einzelfall unbedenklich ist, entscheidet der Arzt oder Apotheker, indem er die potenziellen Folgen der Erkrankung den möglichen Risiken einer Medikamentengabe gegenüberstellt. Die Zulassungsunterlagen des Arzneimittels sind dabei von besonderer Bedeutung. Sie enthalten genaue Informationen aus frühen Testphasen und klinischen Studien. Zugleich wächst aber auch der Erfahrungsschatz durch die wissenschaftliche Auswertung von Schwangerschaftsverläufen, in denen die Arzneimittel eingesetzt wurden.
Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie Berlin (Embryotox) trägt die in solchen Beobachtungsstudien gewonnen wissenschaftlichen Daten zusammen und stellt sie Fachkreisen auf seiner Website zur Verfügung. Laien sollten die Hinweise aber keinesfalls eigenmächtig umsetzen.
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Krank in der Schwangerschaft: Was tun bei Erkältung, Übelkeit & Co.?
Die folgenden Empfehlungen berücksichtigen aktuelle Informationen aus ärztlichen Leitlinien und die Erkenntnisse von Embryotox. Grundsätzlich gilt: Besprechen Sie alles rund um die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft immer erst mit Ihrem Gynäkologen, Hausarzt oder Apotheker – das gilt übrigens auch für Hausmittel!
Vor allem im ersten Drittel der Schwangerschaft leiden viele Frauen an Übelkeit und Erbrechen. Sind die Beschwerden nur leicht, hilft oft bereits eine Ernährungsumstellung. Regelmäßige kleine Mahlzeiten, der Verzicht auf Trigger wie fettes Essen und die Vermeidung bestimmter Gerüche können für Besserung sorgen. Auch Ingwer und Vitamin B6 lindern in vielen Fällen die Beschwerden. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind Arzneimittel mit den Wirkstoffen Doxylamin, Dimenhydrinat und Diphenhydramin. Die Studienlage für Doxylamin ist recht umfangreich, der Arzneistoff kann die gesamte Schwangerschaft über eingesetzt werden. Zu Dimenhydrinat und Diphenhydramin sollten Sie dagegen nur im ersten Schwangerschaftsdrittel greifen. Bei starken oder anhaltenden Symptomen ist es unbedingt ratsam, Rücksprache mit dem Arzt halten.
Grundsätzlich sollten Sie bei einer Erkältung in der Schwangerschaft zunächst auf sanfte Maßnahmen wie viel Schlaf und ausreichendes Trinken setzen. Leiden Sie unter Kopf- und Gliederschmerzen, ist Paracetamol das Mittel der Wahl. Ibuprofen oder Diclofenac sollten im letzten Schwangerschaftsdrittel nicht eingenommen werden. Ist die Nase verstopft, helfen abschwellende Nasensprays mit Xylometazolin oder Oxymetazolin. Für beide Wirkstoffe liegen umfangreiche Daten zur Anwendung in der Schwangerschaft vor. Nutzen Sie die Sprays aber nur sparsam und nicht länger als acht bis zehn Tage. Bei starkem verschleimtem Husten helfen Arzneimittel mit Ambroxol oder Acetylcystein. Eine weitere Option sind pflanzliche Arzneimittel mit Extrakten aus Thymian oder Efeu, hier sind jedoch oft kaum Daten zur Anwendung während der Schwangerschaft verfügbar. Und: Bei der Herstellung und Verarbeitung pflanzlicher Extrakte kommt in vielen Fällen Alkohol zum Einsatz – auch das sollten Sie prüfen, bevor Sie zu einem Mittel greifen.
Verstärkter Harndrang, Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen können auf eine Blasenentzündung hinweisen – konsultieren Sie bei diesen Symptomen umgehend den Arzt, da Harnwegsentzündungen während der Schwangerschaft mit höheren Risiken für Komplikationen verbunden sind und daher grundsätzlich ärztlich betreut werden sollten. Trinken Sie in jedem Fall viel Flüssigkeit, um die Harnwege durchzuspülen – zwei bis drei Liter dürfen es täglich sein. Zusätzlich helfen Ruhe und Wärme, beispielsweise eine Wärmflasche oder schlicht warme Kleidung.
Als Allergikerin sollten Sie in der Schwangerschaft noch mehr als sonst versuchen, Allergene zu meiden. Abendliches Duschen und Haarewaschen spült Pollen, Hausstaub sowie Tierhaare von Haut und Haaren, was die Symptome lindert. Hilfreich sind auch Nasenduschen, die die Allergene direkt von der Nasenschleimhaut entfernen. Bei stärkeren Beschwerden wie entzündeten Bindehäuten oder Heuschnupfen helfen rezeptfreie Augentropfen, Nasensprays oder Allergietabletten aus der Apotheke. Am meisten Erfahrung konnte bislang mit den Wirkstoffen Loratadin und Cetirizin gesammelt werden. Bei geröteten und juckenden Augen oder Heuschnupfen können Sie ohne Bedenken Augentropfen und Nasensprays mit den Wirkstoffen Levocabastin, Azelastin oder Cromoglicinsäure verwenden, da sie kaum vom Körper aufgenommen werden. In der Apotheke sind auch einige cortisonhaltige Nasensprays rezeptfrei erhältlich. Die umfangreichste Datenlage zur Anwendung in der Schwangerschaft liegen für die Wirkstoffe Budesonid und Beclometason vor. Die Einnahme sollten Sie jedoch immer mit ihrem Arzt abstimmen.
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