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Ausgabe 04/2020
Young 04/2020
FOMO

„FOMO“ – Wenn man Angst hat, etwas zu verpassen

Das Handy blinkt auf und direkt fällt der Blick auf das Display. Eigentlich wollte man lernen, aber jetzt ist die Angst da, etwas zu verpassen. Dieses Phänomen namens FOMO (Fear of missing out) bestimmt bei vielen oft jungen Menschen den Alltag. Aber wodurch entsteht dieses Gefühl eigentlich?

Immer dabei sein wollen

Josephine Kropp
Josephine Kropp (21) absolviert aktuell das duale Studium im Gesundheits- und Sozialmanagement bei der BKK Mobil Oil. Als Gastautorin schreibt sie in diesem Artikel über die Angst, etwas zu verpassen, und was man dagegen tun kann.
© privat

Als Teenager war es das Schlimmste, das passieren konnte, nicht zu einer Party gehen zu können. Gefühlt brach eine kleine Welt zusammen – manchmal auch eine große. Auf Instagram werden die ersten Storys des Abends gepostet und dieses komische Gefühl macht sich breit: Was ist, wenn ich etwas Wichtiges verpasse? Am Montag werden alle in der Schule über die Party reden und ich war nicht dabei.

Doch nicht nur Teenagern ergeht es so. Die Angst, etwas zu verpassen, breitet sich in der Bevölkerung immer weiter aus und kann in ganz verschiedenen Phasen unseres Lebens eine Rolle spielen. Jeder Tag wird komplett verplant, sodass man möglichst viel erlebt und immer und überall dabei sein kann. Jede schöne Situation wird direkt über die sozialen Medien geteilt. Wir versuchen unser Selbstwertgefühl zu stärken, um uns Zufriedenheit zu verschaffen. Doch letztendlich führt diese „Ereignis-Sucht“ auch zu Stress. Denn natürlich können wir nicht immer und überall dabei sein und das sollte auch gar nicht das Ziel sein. Um aber herauszufinden, wie man sich von dieser FOMO-Sucht frei machen kann, muss zunächst nach den Ursachen gesucht werden.

Höher, schneller, weiter – die permanente Suche nach Neuem

In Deutschland besitzen mittlerweile 81,7 Prozent der Menschen ein Smartphone.1 So nützlich diese auch sind, sie lenken uns auch ab oder setzen uns unter Druck. Unser Smartphone ist immer dabei und hält uns sekündlich auf dem neusten Stand. Permanent sind wir mit den sozialen Medien beschäftigt und werden mit den aktuellsten News konfrontiert. Die Folge: Das Abschalten und Zur-Ruhe-Kommen fällt schwer. Dabei vergisst man oft, im Hier und Jetzt zu leben. Wir schauen uns das Leben anderer auf Instagram an, bekommen jede Eilmeldung der Tagesschau direkt mitgeteilt und wenn man telefonisch mal nicht erreichbar ist, kommen schon die ersten Fragen, ob alles okay sei. Doch einfach mal das Handy wegzulegen und uns nicht von den Social-Media-Aktivitäten der anderen beeinflussen zu lassen, ist nicht einfach.

Wenn man sich einmal an diese Informationsflut gewöhnt hat, ist es nicht leicht, wieder komplett darauf zu verzichten. Es gibt zahllose Möglichkeiten, die uns das Leben bietet. Bei dieser Vielfalt an Optionen ist eine Entscheidung oft schwierig. „Fange ich nach der Schule direkt mit einer Ausbildung an oder nehme ich mir erst mal eine Auszeit? Oder doch ein Studium?“ Jahrelang sind wir einfach nur zur Schule gegangen und plötzlich sind wir selber aufgerufen zu entscheiden, was wir mit unserem Leben anfangen möchten. Was erst einmal super klingt, kann schnell in einer Krise enden. Gleiches gilt zum Beispiel auch bei der Partnerwahl. Bei verschiedenen Dating-Apps sind viele auf der Suche nach dem vermeintlich perfekten Partner. Man wischt zur Seite und denkt, dass immer noch „etwas Besseres“ kommen kann. Und genau da liegt das Problem:

Wir sind ständig auf der Suche nach etwas Neuem und Besserem. Durch die Informationsflut und Schnelllebigkeit haben wir oft das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn wir uns für eine Möglichkeit entscheiden. „Wenn ich jetzt direkt anfange zu studieren, ist mein Leben dann zu langweilig? Andere bereisen noch die halbe Welt und ich verbringe den halben Tag im Hörsaal.“ Gedanken wie diese schwirren vielen in den Köpfen. Man will sich nicht binden und nicht „stehen“ bleiben, aufgrund der Angst, etwas zu verpassen. Diese Angst namens FOMO ist ein Phänomen, das sich vor allem in den letzten Jahren entwickelt hat. Unter anderem auch durch den Druck der sozialen Medien. Allein die Möglichkeit zu haben, täglich das Leben anderer auf Instagram zu verfolgen, bringt einen schnell in Versuchung, sein eigenes Leben mit dem anderer zu vergleichen. Man sieht Fremden wie auch Freunden zu, wie sie rumreisen, neue Orte entdecken und Spaß haben. „Da wäre ich jetzt auch gerne“, denkt man sich, während man selbst am Schreibtisch sitzt und arbeitet. Und schon ist sie da: FOMO – die Angst, etwas zu verpassen.

Aus FOMO wird JOMO

So schnelllebig, wie das Internet ist, gibt es für FOMO auch schon eine Gegenbewegung. JOMO (Joy of missing out) – die Freude daran, Dinge zu verpassen. Hierbei geht es um das bewusste Wegbleiben und die Zeit für sich selbst. Denn wir müssen nicht immer und überall dabei sein. Es ist völlig in Ordnung, auch mal etwas zu verpassen. Mehr sogar! Wir sollten uns auch mal eine Pause gönnen und nicht immer nach dem Tollsten, Besten und Größten streben. Es ist wichtig, auch mal abzuschalten, Zeit mit sich selbst zu verbringen und Dinge zu tun, auf die man selbst jetzt gerade Lust hat. Gefangen im FOMO fällt das vielen zunächst schwer, aber jeder kann es lernen. Bei manchen hilft Yoga oder eine Meditation, bei anderen ist es ein gutes Buch oder ein Podcast. Und manchmal ist es auch gut, sich einfach mit sich selbst, seinen Träumen, Gedanken und Problemen auseinanderzusetzen. Was möchte ich eigentlich wirklich in meinem Leben und worauf kann ich bewusst verzichten?

Bezüglich des Smartphones ist es hilfreich, dieses bewusst und kontrolliert zu nutzen. Hierbei ist es ratsam, sich bestimmte Zeiten für die sozialen Medien einzuteilen, z.B. durch „Digital Detox“ – eine digitale Entgiftung. Auch hier geht es darum, alle Störfaktoren auszuschalten. Einfach mal ausprobieren und schauen, wie es einem damit geht. Viele werden dann wahrscheinlich merken, wie viel mehr Zeit sie am Tag eigentlich haben, wenn sie nicht stundenlang auf Instagram & Co. verbringen. Zudem hilft es, das Handy aus dem Blickfeld zu schaffen. Wer für eine wichtige Klausur lernen muss, legt das Handy einfach in einen anderen Raum und wird so nicht mehr von dem ständigen Aufblinken gestört. So fällt das Lernen gleich viel leichter!

Also: Einfach mal das Handy weglegen und sich glücklich schätzen für das, was man hat. Unsere Zeit kann uns keiner wiedergeben, verbringen wir sie also mit dem, was uns wirklich wichtig ist!

1Statista

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