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Gesundheit 02/2020
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© gettyimages / Luis Alvarez

Wenn das Knie zum Problem wird

Rennen, Joggen, Skifahren, Treppensteigen, aber auch Fahrradfahren, Seilspringen und Klettern – all diese Bewegungsabläufe werden durch eines unserer wichtigsten Gelenke erst möglich gemacht: das Knie. Doch früher oder später bekommen die meisten Menschen Probleme mit diesem so unverzichtbaren Gelenk, sei es durch altersbedingten Verschleiß oder auch einen Sportunfall. In seinem Buch „Der Knie-Fall“ führt Dr. med. Manuel Köhne die Leser in die Welt des Gelenks ein, das wir erst dann schmerzlich bemerken, wenn es nicht mehr funktioniert.

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Dr. med. Manuel Köhne ist ein erfahrener Kniespezialist. Rund 1.000 Operationen absolviert er jährlich an der OCM, der Orthopädischen Chirurgie München, und ist leitender Mannschaftsarzt der deutschen Skinationalmannschaft.
© Sebastian Fuchs

Durchaus unterhaltsam führt Dr. Köhne dabei über einen reinen Informationsteil zum Symptomteil („Wo haben Sie Schmerzen und welcher Art sind sie?“) und dem Diagnoseteil („Das könnte es sein.“). Hier erklärt der Experte die gängigsten Diagnosen bei Verletzungen und Erkrankungen, wie es dazu kommen kann und was man selbst als erste SOS-Maßnahme tun kann, wenn etwas im Knie drückt, zwickt oder reißt. Neben den „üblichen Verdächtigen“, wie dem typischen „Läuferknie“, dem Meniskus oder der Arthrose, erzählt der Mannschaftsarzt der Deutschen Skinationalmannschaft auch von den seltenen und eher ungewöhnlichen Diagnosen im Bereich des Gelenks.

Zwei Knie, unzählige Möglichkeiten

Anhand von anschaulichen Beispielen erklärt er die unterschiedlichen „Knie-Fälle“ so lebensnah, dass sich jeder, der schon einmal Probleme mit seinen Kniegelenken hatte, darin wiederfindet. Er erklärt, wann OPs unvermeidbar sind, welche Fragen Sie sich vorab stellen sollten und in welchen Fällen eine konservative Therapie in Form von Medikation und Physiotherapie ausreichen kann. Dabei vergisst er auch nicht, noch einmal ausführlich auf die Unterschiede in den Diagnosetechniken einzugehen: Was ist noch mal der Unterschied zwischen MRT und CT, warum reicht manchmal eine Knie-Sonographie? Dr. Köhne erklärt es, sodass es auch der medizinische Laie versteht. Dazu gibt er Tipps zur Vorbeugung von Knieproblemen und zur richtigen Ernährung für starke Gelenke.

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Kurz und knapp – zehn Fragen rund ums Knie an den Experten Dr. med. Manuel Köhne:

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© Edel Books

1. Welche Menschen haben Ihrer Erfahrung nach das größte Risiko für Knieprobleme?

Dr. Köhne: Wie auch bei allen anderen Erkrankungen sind es meist mehrere Faktoren, die zusammenkommen, um gesundheitliche Probleme zu verursachen, genauso auch beim Knie.

Nach den neuesten Erkenntnissen ist die Beinachse neben der Genetik/Veranlagung der wichtigste Risikofaktor für frühzeitige Abnutzungserscheinungen der Gelenkknorpel und damit längerfristig die Entwicklung einer Kniearthrose.

Starke O-Bein- oder X-Bein-Fehlstellungen führen zu einer ungleichen Druckverteilung auf ein kleines Areal des Knorpels im Knie. Dieses wird über die Jahre überfordert und dadurch ausgedünnt. Zusätzlich sind hierbei Faktoren wie Übergewicht, Verletzungen der Bänder oder des Meniskus, starke einseitige körperliche Belastung oder übertriebener Sport entscheidend beim Risikoprofil des Einzelnen.

 

2. Welches sind die häufigsten Knieprobleme bei 30-Jährigen?

Dr. Köhne: Das sind sicherlich bei der Hälfte der Patienten in meiner Sprechstunde Überlastungsschmerzen ohne strukturelle Verletzung. Die häufigsten Diagnosen sind dabei das Läuferknie als lokale Reizung einer kräftigen Band-Sehnen-Struktur (Tractus iliotibialis) an der Knieaußenseite, Sehnenansatzreizungen wie das Patellaspitzensyndrom am Unterrand der Knieschiebe und vordere Knieschmerzen bei muskulären Dysbalancen der Oberschenkelmuskulatur.

Die andere Hälfte sind wirkliche Verletzungen von Kniestrukturen durch ein Trauma. An erster Stelle ist hier der Kreuzbandriss zu nennen. Wie häufig er ist, zeigt die enorme Zahl von knapp 100.000 Kreuzbandrissen pro Jahr allein in Deutschland. Aber auch Meniskuseinrisse kommen häufig schon bei Menschen im mittleren Lebensalter vor.

Beide Verletzungen treten in der Regel durch eine Knieverdrehung im Rahmen eines Freizeitunfalls oder Sportunfalls auf. Daneben kommen durch ungewollte Kniedistorsionen auch Innen- oder Außenband(teil)risse, Kapselverletzungen und Knochenprellungen vor. In selteneren Fällen kommt es zu der äußerst schmerzhaften Kniescheibenverrenkung, zu Knorpelabsplitterungen oder sogar Knochenbrüchen als „Notfall-Diagnosen“ mit schnellem Handlungsbedarf.

 

3. Welches sind die häufigsten Knieprobleme bei 60-Jährigen?

Dr. Köhne: Hier sind es meist kombinierte Diagnosen, die den Patienten die Probleme verursachen. Sehr häufig liegen sogenannte degenerative Meniskusveränderungen mit Einrissen der ringartigen Knorpelstrukturen vor. Diese entstehen auch ohne jeglichen Unfall – durch altersbedingen Verschleiß aufgrund der täglichen Nutzung bei jeglicher Bewegung und Belastung im Knie. Zusätzlich treten bereits im mittleren Lebensalter und insbesondere bei Fehlstellungen der Beinachse und bei Übergewicht Verschleißerscheinungen der Knorpelschichten auf, die dem Oberschenkel, Unterschenkel und der Knieschiebe aufliegen. Dies führt zu einer erhöhten Reibung der aufgerauten Oberfläche und es entstehen Entzündungen im Gelenk durch abgeschilferte Knorpelzellen. Das entspricht dann einer beginnenden Arthrose, die in der Regel noch gut mit konservativen Maßnahmen behandelt werden kann.

Nachdem immer mehr 60-Jährige heute annähernd das Bewegungsniveau eines 30-Jährigen erreichen, können sämtliche oben genannten Verletzungen durch Freizeit- oder Sportunfälle eintreten. Eine klassische Knieverletzung für jedes Alter gibt es also nicht.

 

4. Gute Gene, schlechte Gene – gilt das auch für Knieprobleme?

Dr. Köhne: Auf jeden Fall. Hierbei sind zwei Aspekte interessant. Der Knorpel oder Meniskus selbst hat unterschiedliche Qualität und Feinstruktur. Ich vergleiche das immer ganz gerne mit einem Wald. Jeder Baum hat einen Holzkern, aber die Dichte und Faserung der einzelnen Bäume ist total unterschiedlich. So gehen Meniskus und Knorpelgewebe manchmal bei Bagatellverletzungen kaputt, ohne dass der/die Betroffene es verhindern kann. Hier ist die Struktur einfach nicht robust genug für die täglichen Belastungen. Typischerweise haben solche Menschen dann auch oftmals die Probleme auf beiden Kniegelenken auf ähnliche Art und Weise.

Aber manchmal sind es auch bestimmte Konstellationen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Hier sind z. B. die Beinachsstellung, eine Veranlagung zur Knieschiebenverrenkung oder Neigung zu Übergewicht zu nennen. In diesen Fällen kann man allerdings aktiv gegensteuern.

 

5. Welches ist der beste Sport für das Kniegelenk?

Dr. Köhne: Einen Sport für alle Kniebetroffenen gibt es nicht. Es hängt natürlich von der Diagnose und Lokalisation der Schmerzursachen ab, welche Aktivität dem Knie guttut. Außerdem muss man unterscheiden zwischen Menschen mit bestehenden Knieproblemen und solchen, die prophylaktisch Sport betreiben und dadurch Probleme verhindern wollen.

Generell gehört aber das Fahrradfahren zu den geeignetsten Sportarten für Kniepatienten, da hierbei ca. 80 Prozent des Körpergewichts vom Sattel getragen werden.

Außerdem sind Schwimmen und Fitnesstraining zu empfehlen. Dies sind alles Sportarten mit gleitenden Bewegungen ohne abrupte Stopp- oder Drehbewegungen. Aber auch Inlineskating, Tanzen oder Skilanglauf sind oftmals gut möglich.

 

6. Welches ist der riskanteste Sport fürs Knie?

Dr. Köhne: Alle schnellen und kniedrehenden Sportarten sowie Bewegungen mit Richtungswechsel sind gefährlich für Verletzungen der sogenannten Kniebinnenstrukturen. Damit sind der Meniskus, Knorpel, die Kreuzbänder sowie Innen- und Außenband gemeint.

Hier ist es besonders wichtig, dass adäquates Aufwärmen, langsames Aufbautraining, gute knieumgebende Muskulatur und eine ausreichende Pause bei Muskelermüdung beachtet werden.

Jede Sportart kann zu Problemen führen, wenn sie zu extrem betrieben wird. Es sollte insbesondere nach längeren Trainingspausen oder der Neuaufnahme einer Sportart langsam die Intensität und Dauer der Belastung gesteigert werden.

Für alle Patienten mit Knieschmerzen sind Laufsportarten mit schnellen Abbremsbewegungen insbesondere auf hartem Untergrund wie einem Hallenboden ungeeignet.

Dazu gehören sämtliche Ballsportarten.

 

7. Ich habe seit dem letzten Sporttraining leichte Schmerzen im Knie, darf ich trotzdem Sport treiben oder muss ich erst die Ursache abklären lassen?

Dr. Köhne: Schmerzen sind eines der Alarmsignale im Knie, die nicht ignoriert werden sollten.

Insbesondere bei stärkeren Schmerzen und möglichen Begleitsymptomen wie Schwellung, Instabilität oder Bluterguss sollte ein Arzt konsultiert werden und ggf. eine Bildgebung wie eine Kernspintomographie angefertigt werden. Wenn nur ein leichter Schmerz aufgetreten ist und ähnliche Symptome ohne weitere Konsequenzen bereits in der Vorgeschichte aufgetreten sind oder bereits abgeklärt wurden, kann man durchaus zunächst einmal das Kniegelenk für ein paar Tage schonen und beobachten, wie sich der Schmerz entwickelt. Schmerzen über mehrere Tage sollten abgeklärt werden.

 

8. Plötzlich bekomme ich beim Laufen Schmerzen im Knie. Soll ich sofort aufhören oder kann ich den Lauf noch zu Ende bringen?

Dr. Köhne: Auch hier hängt es sehr von der Schmerzintensität ab. Bei leichten Schmerzen kann ich den Lauf zu Ende bringen. Bei starken Schmerzen sollte ich das Lauftempo reduzieren oder sogar nach Hause gehen. Sonst kann die lokale Entzündung im Knie so stark werden, dass die Rückbildung sehr lange dauert.

 

9. Eine häufige Frage: Muss man einen gerissenen Meniskus immer operieren lassen?

Dr. Köhne: Diese Frage ist äußerst komplex und hier muss situativ und individuell entschieden und behandelt werden. Am Anfang steht nach Diagnosefindung eigentlich immer die konservative Therapie. Eine Ausnahme stellt ein eingeklemmter Meniskusanteil wie bei einem Korbhenkelriss oder Lappenriss dar. Bei dieser Sonderform sollte fast immer innerhalb kurzer Zeit operiert werden, da die eingeklemmten Teile großen Schaden im Gelenk anrichten können.

Alle anderen Rissbildungen werden mittels Schonung, sanfter Physiotherapie, ggf. abschwellenden und reizlindernden Tabletten und Sportpause anbehandelt. Fast immer kommt es zu einer kurzzeitigen Besserung, die aber in den meisten Fällen leider nicht anhält, sodass viele Bewegungen in Freizeit und Alltag eingeschränkt bleiben.

Meine persönliche Erfahrung mit unzähligen Meniskuspatienten innerhalb der letzten zehn Jahre sowie die Daten der aktuellen klinischen Studien zeigen, dass insbesondere bei ausgeprägten Symptomen, einer reproduzierbaren Schmerzsymptomatik und einem eindeutigen MRT-Bild die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass der Patient/die Patientin nicht um eine operative Behandlung herumkommt. Dabei wird in einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) der geschädigte Meniskusanteil entfernt oder, wenn möglich, die abgerissenen Meniskusfragmente wieder angenäht.

 

10. In Ihrem Buch schreiben Sie auch über gesunde Ernährung – welches ist das Superfood fürs Knie und warum?

Dr. Köhne: Ich würde diese Frage gerne aufteilen.

Alle Patienten (auch die ohne Knieprobleme) profitieren von einer ausgewogenen Ernährung mit ausreichender Zufuhr an Vitaminen und Mineralien. Insbesondere sind hierbei die Vitamine A, C und E, aber auch Zink, Kupfer und Selen gut belegt.

Dabei steht vor allem deren antioxidative Wirkung im Vordergrund, denn sie schützt vor freien Radikalen im Körper, die Krankheiten und den Alterungsprozess beschleunigen können.

Aber auch den Fettsäuren sollte man Beachtung schenken.

Omega-3-Fettsäuren in Fisch und pflanzlichen Ölen haben eine entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut für den Ernährungsplan bei Arthrose. Zu viel tierische Fette aus Fleisch und Wurst können dagegen dazu führen, dass sich im Körper die entzündungsfördernde Arachnidonsäure bildet.

Für alle Patienten mit nachgewiesenen Knorpelschäden und klinischer Symptomatik kann auch die Einnahme sogenannter Knorpeltabletten erwogen werden. Hier ist aber die Auswahl entscheidend, da auch viele Medikamente auf dem Markt sind, die keine nachgewiesene Wirkung zeigen. Glucosamin ist ein wichtiger natürlicher Baustein des Knorpels und der Gelenksflüssigkeit und kann bei „richtiger“ Auswahl und bei exogener Verabreichung das Fortschreiten der Gonarthrose verlangsamen. Gut belegt ist hierbei das kristalline Glucosaminhemisulfat.

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