Postpartale Depression
Viele Frauen rutschen nach der Geburt in ein Stimmungstief – das ist ganz normal. In einigen Fällen handelt es sich jedoch um eine ernstzunehmende Wochenbettdepression. Wir klären auf über Symptome und Hilfsangebote.
Inhaltsübersicht
Was ist eine postpartale Depression?
Kurz nach der Geburt sind viele Frauen emotional überfordert. Der sogenannte Babyblues, ein tränenreiches Stimmungstief zwischen dem zweiten und zehnten Tag nach der Geburt, ist nichts Ungewöhnliches und fast jede Gebärende kennt ihn. „Tatsächlich tritt das Gefühl der Liebe zu ihrem Neugeborenen bei sehr vielen Frauen erst nach Stunden oder Tagen auf“, sagt Hebamme Johanna Radloff von Kinderheldin, der digitalen Hebammenberatung. „Das ist nicht sofort mit einer behandlungsbedürftigen postpartalen Depression gleichzusetzen, aber oft von Ängsten und Schuldgefühlen begleitet, deswegen sollten Frauen in jedem Fall mit dem Partner, der Partnerin oder einer Hebamme darüber sprechen. Das Gespräch bietet häufig schon eine enorme Entlastung.“ Kommt das Glück jedoch gar nicht zurück oder werden negative Gefühle noch dunkler, könnte es sich um eine ernstzunehmende Wochenbettdepression handeln. Hier heißt es: Es wird Unterstützung gebraucht!
Babyblues oder Wochenbettdepression: Wie erkennt man den Unterschied?
Den Unterschied zwischen einem unbedenklichen Stimmungstief und einer postnatalen Depression zu erkennen, ist nicht immer einfach. Grundsätzlich gilt: Wer merkt, dass Ängste, Antriebsloslosigkeit oder auch ein Gefühl der Überforderung länger als einige Tage anhalten, sollte sich der Hebamme anvertrauen, sodass gemeinsam der Ursache auf den Grund gegangen und gegebenenfalls professionelle Hilfe involviert werden kann. „Das gilt insbesondere dann, wenn der Lebensmut schwindet und vielleicht sogar der Gedanke auftaucht, sich oder dem Kind etwas anzutun“, betont die Expertin. Viele Frauen trauen sich ihrer Erfahrung nach nicht, mit anderen über ihre Gefühle zu sprechen, und haben Angst, nicht dem Bild einer „guten Mutter“ zu entsprechen. Sie rät: „Scheuen Sie sich nicht davor, sich zu offenbaren – nur so können Sie zeitnah für Ihre Gesunderhaltung und die Ihres Kindes sorgen!“
Können Väter auch postpartale Depression bekommen?
Männer können ebenfalls von einer Wochenbettdepression betroffen sein. Bei ihnen äußert sich die Erkrankung oft durch die große Angst, das Baby und die Mutter nicht gut versorgen zu können oder dem Kind weh zu tun. Manchmal fühlen sie sich auch schuldig, weil sie den Eindruck haben, sich nicht genug um ihre kleine Familie zu kümmern. „Wenn dies der Fall sein sollte, kann auch hier die Hebamme und/oder eine Selbsthilfegruppe für Väter die erste Anlaufstelle sein, um zu schauen, ob es weiterer Hilfe bedarf", so Johanna Radloff.
Was kann eine Wochenbettdepression auslösen?
Die Ursachen für eine postpartale Depression sind wissenschaftlich nicht geklärt. Ein möglicher Auslöser ist die hormonelle Umstellung nach der Geburt. „Unser Körper funktioniert mit allen Vorgängen wie ein filigranes Uhrwerk“, schildert Johanna Radloff. „Sobald es in Dysbalance kommt, laufen manche Vorgänge nicht mehr optimal ab. Sinken die Hormone Östrogen und Progesteron zu schnell zu tief, kann sich dies auf das Gehirn und dessen Funktionen drastisch auswirken. Die Betroffenen können das nicht beeinflussen, da es ein biochemischer Prozess ist, der sehr schnell abläuft. Und vor allem: Es trifft sie keinerlei Schuld!“
Wie lässt sich eine postpartale Depression behandeln?
Im Gegensatz zum Babyblues ist bei einer Wochenbettdepression medizinische oder psychologische Hilfe wichtig. Sie soll unter anderem das Selbstwertgefühl stärken und die Beziehung zum Kind verbessern. Sport und Bewegung können ebenfalls einen positiven Effekt haben – vor allem Ausdauersport wie Radfahren, Walken oder Schwimmen, aber auch Yoga. Eine wichtige Rolle spielen aber auch Familie und Freunde: Sie können in der Zeit schon mit Kleinigkeiten unterstützen – zum Beispiel, indem sie im Haushalt oder bei alltäglichen Dingen helfen, zu einem Spaziergang animieren oder auch einfach mal zuhören. Dabei ist es wichtig, dass die unterstützenden Personen Verständnis zeigen und Mut machen. Medikamente kommen meist nur infrage, wenn die Beschwerden so stark sind, dass die Unterstützung durch Angehörige und Freundeskreis oder eine Psychotherapie allein nicht ausreichend hilft.
Lässt sich einer postpartalen Depression vorbeugen?
Eine postpartale Depression kann jede Mutter betreffen, egal aus welchem sozialen Stand und Umfeld. Aber man vermutet, dass Frauen, die in der Vergangenheit schon mit Depressionen zu kämpfen hatten oder bei denen es bereits mehrere Fälle in der Familie gibt, häufiger davon betroffen sind. Ähnliches gilt, wenn die Schwangerschaft und/oder die Wochenbettzeit in eine schwierige Lebensphase fällt, zum Beispiel, weil die Frau in einer unglücklichen Beziehung lebt, häusliche Gewalt erfährt oder allgemein wenig soziale Unterstützung hat. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wer sich gut um sich und seine psychische Gesundheit kümmert, senkt zumindest das Risiko, an einer postpartalen Depression zu erkranken. Johanna Radloff erklärt: „Bei allem Trubel sollten frischgebackene Mütter darauf achten, sich ab und zu ein paar freie Minuten für sich zu nehmen, in denen sie nur das machen, was ihnen guttut. Mein Rat: Lassen Sie auch als Mama Ihre Seele immer mal wieder baumeln!“
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