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Gesundheit 01/2018
Aromaoel, Rosenblueten und Zimt
© Anna-Ok / Getty Images

Aromatherapie: Welche Wirkung haben Düfte?

Lavendelduft beruhigt und Mentholaroma erfrischt – solche Aussagen liest man immer wieder. Doch was können Gerüche wirklich? Wir haben den Duftforscher Prof. Dr. Hanns Hatt gefragt, wie Düfte wirken und welche Anwendungsmöglichkeiten es gibt.

Spontan können die meisten Menschen sagen, ob ihnen ein Geruch gefällt oder nicht. Gelegentlich wissen wir auch noch, warum dem so ist – zum Beispiel, wenn uns ein Parfum an die erste große Liebe oder ein Likörgeruch an einen schlimmen Kater erinnert. Was viele jedoch nicht wissen: Düfte haben auch unabhängig von solchen Erinnerungen eine Wirkung auf den Körper, die sich gezielt einsetzen lässt, um zum Beispiel Stimmungen und Befindlichkeiten zu beeinflussen. Prof. Dr. Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum ist Experte für Duftwirkungen beim Menschen. Im Interview hat er uns spannende Einblicke in die Welt der Düfte und der Aromatherapie gegeben.

Mobil-e: Herr Prof. Hatt, wie wirken Düfte auf den Menschen?

Prof. Hanns Hatt: Das ist ganz unterschiedlich. Zum einen wirken Düfte über die Nase im Gehirn. Dort lösen sie bestimmte Gefühle oder Befindlichkeiten aus, die von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich sein können. Diese Art von Wirkung hat viel mit Erinnerungen zu tun. Wenn ich einen Duft zum ersten Mal rieche, speichert das Gehirn die zugehörige Emotion ab und erinnert sich später wieder daran, sobald es den Duft erneut wahrnimmt. Habe ich beispielsweise den Duft von Vanille zum ersten Mal beim Backen mit der Großmutter gerochen und mich dabei wohlgefühlt, wird sich dieses Wohlgefühl auch später wieder einstellen, sobald ich Vanille rieche. Ebenso funktioniert es umgekehrt mit negativen Erinnerungen. Auch die Erziehung kann hier eine Rolle spielen: Wenn die Mutter gegenüber ihrem Kind einen bestimmten Duft als Gestank bezeichnet, wird es ihn wahrscheinlich auch noch im Erwachsenenalter eher als unangenehm empfinden.

Mobil-e: Gibt es noch eine andere Wirkung von Düften, die nicht subjektiv ist?

Prof. Hanns Hatt: Ja, die gibt es. Duftmoleküle können über den Darm oder die Haut, aber auch beim Einatmen über die Lunge in die Blutbahn kommen und auf diesem Wege ins Gehirn gelangen. Dort wirkt der Duft dann ähnlich wie Medikamente und beeinflusst unsere Gehirnaktivität. Hier geht es also nicht um subjektive Erinnerungen oder Erfahrungen, sondern um chemische Prozesse, die bei jedem Menschen gleich sind. So wirkt der Duft von Gardenien im Gehirn zum Beispiel pharmakologisch gleich wie Valium, also beruhigend und angstlösend.¹

Mobil-e: Und welche Wirkungsweisen gibt es noch?

Prof. Hanns Hatt: Inzwischen konnten wir wissenschaftlich belegen, dass Düfte im ganzen Körper wirken können. Es gibt in der Nase ungefähr 350 verschiedene Geruchsrezeptoren, um unsere Duftwelt abzudecken. Viele von ihnen konnten auch in nahezu allen menschlichen Geweben nachgewiesen werden. Diese Rezeptoren kann man sich wie Türschlösser vorstellen, zu denen die verschiedenen Düfte wie Schlüssel passen, sodass sie beim Andocken eine Wirkung erzeugen. Das heißt, wenn wir einen Duft essen, dann wirkt er auch im Magen und im Darm. Und wenn wir ihn in die Haut einreiben, so wirkt er auch direkt dort. Auf diese Weise unterstützt der Duft von Sandelholz beispielsweise die Haut bei Wundheilungsprozessen.²

Mobil-e: Welche Anwendungsmöglichkeiten gibt es für die Aromatherapie zu Hause?

Prof. Hanns Hatt: Ich kann nur empfehlen, die Wirkung von Düften in den Alltag zu integrieren. Ob man nun müde ist oder schlecht gelaunt: Es gibt sicher einen Duft, mit dem man gegensteuern kann. Generell sind viele Düfte ja bereits in unserer Umgebung und in unseren Lebensmitteln enthalten, wenn ich nur an stimmungsaufhellenden Orangenduft oder den aktivierenden Kaffeeduft denke. Andere Düfte sind zum Beispiel in Form von Aromaölen erhältlich, etwa der beruhigende Lavendelduft oder der belebende Mentholduft. Um sich die emotionale Wirkung der Düfte zunutze zu machen, ist es hilfreich, sich selbst zu beobachten: Welche Düfte lösen ein Wohlgefühl bei mir aus, welche wecken schöne Erinnerungen?

Mobil-e: Worauf sollte man beim Kauf von Aromaölen achten?

Prof. Hanns Hatt: Oberste Priorität sollte eine hohe Qualität haben, denn billige Öle sind oft mit Lösungsmitteln gestreckt und können eine gesundheitsschädliche Wirkung mit sich bringen. Ich selbst arbeite mit den Firmen Primavera, Farfalla und Toasis zusammen, die garantieren, dass es sich um hochwertige, reine und ökologisch produzierte Öle handelt. Generell sollte auf dem Etikett stehen, dass nur Pflanzenextrakte und keine synthetischen Duftstoffe oder Lösungsmittel außer Alkohol enthalten sind. Außerdem gilt bei der Anwendung das Motto „Weniger ist mehr“: Ich rate dringend davon ab, billige Duftkerzen womöglich vollständig abbrennen zu lassen, sodass das ganze Zimmer danach intensiv riecht. Eher skeptisch bin ich auch bei Duftlampen mit Kerzen, denn durch die Hitze verändern sich die Duftmoleküle. Zum Ausprobieren der Aromatherapie empfehle ich eher Aromadiffusoren, die das Öl mit Ultraschall zum Verdunsten bringen. Grundsätzlich sollte man Kinder und Tiere von intensiven Düften fernhalten, da sie viel empfindlicher darauf reagieren als wir Erwachsenen.

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Tipp

In seinem Buch „Niemand riecht so gut wie du“ erklärt Prof. Hanns Hatt anhand vieler Fakten und Anekdoten, wie der Geruchssinn des Menschen funktioniert, und gibt zahlreiche Beispiele für die Wirkungsweisen verschiedener Düfte.

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